Kusel 18-Jährige ab Mai Freiwillige im Kloster

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Vadstena/Oberweiler-Tiefen bach. Nach Schule oder Studium eine Zeit lang ins Ausland gehen, Sprachen lernen, durchs Land ziehen: Das machen viele junge Leute. Anna Lütz aus Oberweiler-Tiefenbach hat sich für ein besonderes Projekt entschieden: Seit Mai ist sie Freiwillige in einem Kloster in Schweden. Bei den Birgittinen in Vadstena lernt die 18-Jährige sechs Monate eine ganz andere Seite der katholischen Kirche kennen, wie sie im Interview mit Susanne Cahn berichtet.

Nach dem Abitur am St. Franziskus- Gymnasium Kaiserslautern sind Sie nun Freiwillige im Gästehaus eines schwedischen Klosters. Warum haben Sie diesen Auslandsaufenthalt gewählt?

Es war immer mein Wunsch, nach der Schule eine Zeit in Skandinavien zu verbringen. Vor allem Schweden hat mich schon immer landschaftlich beeindruckt. Auch, dass es in vielem so traditionell ist, aber gleichzeitig modern und weltoffen ist, gefällt mir. Schweden hat einfach Stil. Vor rund einem Jahr habe ich mich dann um ein Praktikum beim Bonifatiuswerk beworben. Diese Stelle wurde mir angeboten, und ich habe sie gerne angenommen. Was tun Sie dort, was sind Ihre Aufgaben im Gästehaus? Wir helfen bei täglich anfallenden Aufgaben im Haushalt wie Putzen oder Mahlzeiten vorbereiten. Nach der Sonntagsmesse organisieren wir ein Kirchen-Café für die Gemeinde, ebenfalls einmal die Woche putzen wir die Kirche. Haben Sie Kontakt zu den Nonnen? Wie sieht deren Tagesablauf aus? Ja, wir haben Kontakt zu den aktuell acht Schwestern. Die meisten Birgitta-Schwestern sind keine gebürtigen Schwedinnen, viele sind aus Deutschland, eine aus Finnland, eine andere aus England – also ziemlich international. Das Alter ist recht bunt gemischt, die meisten sind aber schon älter, die älteste ist fast 90. Die Schwestern haben einen sehr strikten Tagesablauf: Spätestens alle drei, vier Stunden steht ein gemeinsames Gebet in der Kirche an. Das erste ist um 6.15 Uhr, das letzte abends gegen 20 Uhr. Was unternehmen Sie in Ihrer Freizeit? Sind weitere Freiwillige dort? Zurzeit sind wir zu dritt. Außer mir sind noch zwei andere Mädchen aus Deutschland hier. Bei gutem Wetter sind wir meistens draußen, das Gästehaus liegt direkt am See. Wir besuchen ein paar Kurse im örtlichen Fitness-Studio, versuchen unter anderem mit Büchern oder Filmen Schwedisch zu lernen oder schauen uns interessante Orte an. Zwei Tage in der Woche haben wir frei und können Ausflüge machen. Langweilig wird uns so gut wie nie. Was es heißt, in der katholischen Diaspora zu leben, kennen Sie ja von zu Hause, auch als Vorsitzende des Gemeindeausschusses in Wolfstein. Wie erleben Sie diesen „Exotenstatus“ im lutherischen Schweden, wo nur ein Prozent katholisch ist? Vadstena ist so etwas wie ein Katholiken-Hotspot in Schweden. Es gibt auch ein Pilgerzentrum in der Stadt. Daher sind verhältnismäßig viele Katholiken in dem Ort mit rund 5600 Einwohnern. Allerdings fällt auf, dass doch ziemlich viele Ausländer, darunter auch deutsche Auswanderer, in der Gemeinde sind. Viele katholische Feiertage sind hier in Schweden normale Arbeitstage. Wann wird es für Sie zurück nach Deutschland gehen, und was sind dann Ihre Pläne? Die Rückreise ist für Mitte bis Ende Oktober geplant. Zu Hause werde ich voraussichtlich zum nächst möglichen Termin ein Studium beginnen. (suca) Info www.praktikum-im-norden.de

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