Kreis Germersheim Zur Sache: Was kann die Stadtbahn auffangen – eine Studie aus dem Jahr 2004

Eine Sanierung der Rheinbrücke Wörth ohne den vorherigen Neubau einer zweiten Brücke führt das Verkehrsgeschehen in der Region mindestens an den Rand des Kollaps. Zu diesem Ergebnis kam bereits 2004 eine Studie des Büros Modus Consult (Ulm). Sie untersucht die Verkehrsentwicklung bei einer Sanierung der Brücke mit halbseitiger oder vollständiger Sperrung und in Abhängigkeit davon, ob bereits parallel oder weiter nördlich eine zweite Brücke gebaut wurde. Aus den Kombinationen dieser Möglichkeiten ergeben sich sechs Planungsfälle. Verglichen werden diese mit dem „Bezugsfall“: Eine Verkehrsprognose, die davon ausgeht, dass das Straßennetz so bleibt, wie es heute ist. Fall 1: Vollsperrung ohne neue zweite Brücke. Hier werden detailliert die Möglichkeiten untersucht, die der ÖPNV bietet. Für dieses „Notfallszenario“ könnte der KVV im Berufsverkehr über einen begrenzten Zeitraum mittels einer Pendellinie Wörth/Karlsruhe-Hauptbahnhof mit Langzügen zusätzlich bis zu 12.000 Fahrgäste in beide Richtungen befördern – wobei offen bleibt, wo deren Autos parken. Wenn man unterstellt, dass ein Auto durchschnittlich von 1,4 Personen besetzt ist, entspricht dies 8500 Autos in der Stunde. Dies dürfte laut Studie ausreichen, um den zusätzlichen Bedarf abzudecken, der sich bei einer Brückensperrung ergibt. Über den Tag verteilt ergibt sich hier ein Potenzial von 10.600 Autos, weshalb das zusätzliche ÖPNV-Angebot zu den Spitzenzeiten ausreichen müsste. Aber auch wenn die Kapazitätsreserven des ÖPNV genutzt werden, droht ein Kollaps: Der Verkehr über die Brücke Germersheim wird um 165 Prozent zunehmen, der über die Brücken Wintersdorf und Iffezheim um je rund 100 Prozent. Die Kapazitäten der drei Brücken wären deutlich überschritten, so die Studie. Fall 2: Halbseitige Sperrung ohne neue zweite Brücke. Hier stehen dem Verkehr auf einer Brückenseite je zwei Spuren in jede Fahrtrichtung zur Verfügung; dass der Verkehr aufgrund der schmaleren Fahrspuren langsamer fließt, wurde berücksichtigt. Im Bereich Rheinbrücke Wörth sei „mit deutlichen Beeinträchtigungen zu rechnen“. Obwohl viele Fahrer ausweiche: die Verkehrsbelastung der Brücke Germersheim wird um 87 Prozent zunehmen, die der Brücke Iffezheim um 37 Prozent. Fall 3 und 5: Halbseitige Sperrung mit einer neuen zweiten Brücke. Am unproblematischsten wäre laut Studie die Sanierung, wenn die Brücke nur halbseitig gesperrt werden muss und bereits eine zweite Brücke zur Verfügung steht. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Brücke parallel (Fall 3) zur bestehenden oder weiter nördlich in Höhe des Wörther Hafens (Fall 5) handelt. Bei einer nördlichen Brücke wäre die Germersheimer Brücke sogar entlastet. Fall 4 und 6: Vollsperrung mit einer neuen zweiten Brücke. Eng wird es hingegen auch auf einer neuen Rheinbrücke, wenn die bestehende für die Sanierung voll gesperrt werden muss. Laut der Untersuchung wäre eine Parallelbrücke „sehr deutlich überlastet“ (Fall 4). Auch eine Nordbrücke wäre „deutlich überlastet“ (Fall 6), weshalb bei einer Sanierung auch die Seitenstreifen genutzt werden sollten. (lap)

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