Leseraufruf Wir suchen die schlechtesten Radwege in der Pfalz

Profitiert auch von einer Vielzahl von Wirtschaftswegen: das Radwegenetz in der Pfalz.
Profitiert auch von einer Vielzahl von Wirtschaftswegen: das Radwegenetz in der Pfalz.

Das Radwegenetz in der Region ist nach Expertenmeinung durchaus in Ordnung. Holperstrecken, Gefahrenstellen und Sackgassen gibt’s trotzdem. Wo rumpelt und rattert es?

Schlecht ist es nicht, das Radwegenetz in Rheinland-Pfalz, meint jedenfalls Erhardt Vortanz vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) Rheinland-Pfalz. Was allerdings auch ganz regionaltypische Gründe hat, wie auf einer Karte auf der Webseite des Landesbetriebs Mobilität (radwanderland.de) zu sehen ist. Dort sind alle verzeichneten Radwege mit gelben Linien versehen. Ein weitverzweigtes Netz spannt sich da über die Region, und das hat einen einfachen Grund: Es gibt einfach viele Wirtschaftswege in der ländlichen Pfalz. Gerade zwischen den einzelnen Ortschaften sei das Wirtschaftswegenetz sehr engmaschig, so der Rad-Experte.

Doch das System hat auch Lücken. Vortanz fällt da spontan eine Situation in Erlenbach bei Kandel ein. Dort führt an der L 542 von Kandel her kommend ein Radweg entlang. Wenn man nun in Richtung Erlenbach abbiegen möchte und dem Radweg folgt, stößt man auf eine Art Regenrinne, die von der Landstraße auf den Radweg führt. Nein, das ist definitiv kein Radweg. Dabei wäre es doch so einfach zu lösen, sagt Vortanz, der auch gleich einen Plan parat hat: Etwas weiter vorne könne man ganz einfach über einen Wirtschaftsweg auf die Ortsstraße fahren. Wer das weiß, macht das auch, sagt Vortanz. Radfahrer, die nicht ortskundig sind, seien jedoch auf eine Beschilderung angewiesen, auf die man sich auch verlassen könne.

Sackgasse in Bahnhofsnähe

Ein weiteres Beispiel: In Limburgerhof gibt es einen Radweg in der Nähe des Bahnhofs, der einfach im Nichts endet. „Man denkt, man könnte da mit dem Fahrrad langfahren“, so Vortanz. Doch dann stoße man auf eine Sackgasse. Auf den ersten Blick sieht es aus, als sei der Radweg derzeit noch im Bau. Das bezweifelt Vortanz und zeigt zwei nahezu identisch aussehende Fotos. Eins ist von 2006, das andere von 2020. Seit 14 Jahren hat sich also offensichtlich nichts getan.

Auch ein Dauerbrenner in Sachen vergessener Radwege: Brücken. Prominentestes Beispiel dürfte die Hochmoselbrücke sein, die im November 2019 eingeweiht wurde. Hier hätte sich nicht nur Vortanz einen Radweg gewünscht. Auch aus der Bevölkerung gab es Kritik daran, dass, wenn schon eine Brücke gebaut wird, man wenigstens an Radfahrer hätte denken können.

Planungen oft veraltet

Diese Diskussionen gab es auch bei der zweiten Rheinbrücke zwischen Wörth und Karlsruhe, die zunächst ohne Radweg geplant worden war. Erst später habe man es erstritten, dass ein Radweg mitgeplant wird, so Vortanz.

Für die Zukunft würde er sich wünschen, dass bei Straßenneubauten auch das Fahrrad mitgedacht würde, so der ADFC-Mann. Denn eigentlich fordere genau das schließlich auch der Gesetzgeber. Das Problem sei nur: Oft seien Planungen für Straßen, die heute gebaut werden, veraltet. Teilweise sogar Jahrzehnte alt. Und auch bei bestehenden Wegen, sagt er, gebe es noch viel zu tun.

Sie sind gefragt!

Wir suchen für die RHEINPFALZ am SONNTAG die schlechtesten, im negativen Sinne abenteuerlichsten und gefährlichsten Radwege der Pfalz. Schicken Sie uns Ihren persönlichen Radweg-Tiefpunkt per Mail an ras-pfalz@rheinpfalz.de, am besten mit Foto. Die besten Schlechtesten drucken wir ab.

Kennt sich aus auf dem Rad: Erhardt Vortanz vom ADFC Rheinland-Pfalz ist Radwegeplaner im Ruhestand.
Kennt sich aus auf dem Rad: Erhardt Vortanz vom ADFC Rheinland-Pfalz ist Radwegeplaner im Ruhestand.
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