Kreis Germersheim Sekunden, die Leben retten können

Von Montag bis Mittwoch lernten die fünften Klassen des Europa-Gymnasiums das sichere Verhalten im Straßenverkehr.

„Wie lange braucht der Mensch um zu reagieren?“, fragt Clemens Deininger in die Runde. Eine Schülerin hebt die Hand. „Eine Sekunde.“ Deininger nickt. „Eine Sekunde. Schneller geht es nicht.“ Im Kurs „Achtung Auto“ lernen die 10- und 11-Jährigen den sicheren Umgang im Straßenverkehr, vor allem mit dem Auto. „Sie lernen, im Straßenverkehr sicherer zu werden“, sagt Deininger, der hauptberuflich als Fahrlehrer arbeitet. Seit 2007 gibt er Lehrgänge für Schüler und Eltern. Vom ADAC pädagogisch ausgebildet, ist er deshalb in der Südpfalz unterwegs und besucht Schulen, die Teilnahme an den Lehrgängen für die fünften und sechsten Klassen ist jedoch freiwillig. Diese Woche ist das Europa-Gymnasium in Wörth dran. Für die praktischen Übungen wurde von Montag bis Mittwoch die Schulstraße – also die Verbindungsstraße zwischen Forststraße und Dorschbergstraße – jeweils von 8.30 Uhr bis 12.30 Uhr gesperrt. Einzig die dort abfahrenden Busse konnten die Absperrung durchfahren. Den Schülern wird so praxisnahes Training vermittelt. „Sie lernen alles im Freien“, sagt Deininger. Besonders wichtig ist ihm, dass die Kinder mit Begriffen Reaktions- und Bremsgeschwindigkeit vor Ort etwas anfangen können. „Der Mensch muss zuerst reagieren, dann kann er bremsen“, erklärt der Verkehrserzieher. Um das zu verdeutlichen, hat er mit gelber Sprühfarbe eine Linie auf die Straße gesprüht. Deininger lässt die Fünftklässler schätzen, wie lange der Bremsweg sein wird. „Zwanzig Meter“, schätzt ein Junge. „Fünf Meter“, kommt es aus einer anderen Ecke. Deininger steigt in das Auto und beschleunigt auf 30 Stundenkilometer, bis er an der Linie angelangt ist. Er reagiert, bremst und kommt zum Stehen. Neun Meter ist er von der Linie entfernt. „Und das war gerade unter besten Bedingungen“, erklärt er. Die Kinder zählen auf, was den Bremsweg verlängern kann: Schnee, Regen oder Laub auf der Fahrbahn etwa. Was den Reaktionsweg verlängert? „Da gibt es tausend Sachen.“ Deininger lässt wieder aufzählen: Handy, Navigationsgerät, aber auch andere Menschen im Auto. Auch von „nervenden Kindern“ sollten sich die Eltern hinter dem Steuer nicht ablenken lassen. „Durch das Training will ich nicht nur die Kinder erziehen“, so der Verkehrstrainer. „Ich will, dass sie versuchen, andere damit zu erziehen. Auch ihre Eltern.“ Zum Schluss lässt Deininger die Schüler mitfahren und zeigt den Bremsweg bei einer Vollbremsung. So bekommen Kinder ein Gefühl dafür, wie sie sich als Fußgänger und Radfahrer verhalten sollen. Denn der Bremsweg eines Autos kann lang sein. „Und wir alle wollen, dass ihr gesund und lange lebt“, sagt Deininger. (vku)

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