Germersheim Rücktritt von EKD-Chefin Kurschus: Respekt vor Entscheidung

Kennt Annette Kurschus seit mehr als zehn Jahren: EKD-Ratsmitglied und Dekan Michael Diener.
Kennt Annette Kurschus seit mehr als zehn Jahren: EKD-Ratsmitglied und Dekan Michael Diener.

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, ist am Montag zurückgetreten. Auslöser waren Missbrauchsvorwürfe gegen einen früheren Kirchenmitarbeiter in ihrem Umfeld. Er habe großen Respekt für ihre Entscheidung zum Rücktritt und sei dankbar für ihre Arbeit, sagt Michael Diener, Dekan in Germersheim und selbst Mitglied im EKD-Rat auf RHEINPFALZ-Anfrage. Ihre Stimme habe die EKD in den letzten Jahren geprägt. „Wir haben sehr viel gesprochen“, so Diener über die vergangenen Tage. Er kennt Annette Kurschus seit mehr als zehn Jahren. Der Rat habe mit und ohne Kurschus getagt. Der Rücktritt sei kein Schuldeingeständnis, aber das öffentliche Vertrauen sei angeknackst gewesen. „Es darf keinen Zweifel daran geben, dass die Kirche das Thema sexualisierte Gewalt sehr ernst nimmt“, so Diener.

Annette Kurschus war Ende der 1990er-Jahre Pfarrerin im Kirchenkreis Siegen. Einem Bericht der „Siegener Zeitung“ zufolge soll sie damals über Missbrauchsvorwürfe gegen einen ehemaligen Kollegen informiert worden sein, aber nichts unternommen haben. Sie bestreitet Vertuschung und sei „in der Sache“ mit sich „im Reinen“, sagte Kurschus am Montag. Sie könne aber ihren Dienst nicht wirksam tun, wenn ihre Aufrichtigkeit angezweifelt wird. Mit dem Rücktritt wolle sie Schaden von ihrer Kirche abwenden. Die Aufmerksamkeit müsse nun auf der Aufklärung liegen. Hier legt auch Ratsmitglied Michael Diener den Fokus: Was in Siegen geschehen ist, müsse von der Staatsanwaltschaft und der Kirche aufgearbeitet werden.

Kurschus war seit 2021 Vorsitzende des EKD-Rats. Auch von ihrem Leitungsamt als Präses der evangelischen Kirche in Westfalen trat sie am Montag zurück.

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