Kreis Germersheim Lustadt/Westheim: Bürger gegen Geothermie-Kraftwerk

So wie es sich Vorfeld abzeichnete, so das Ergebnis des Bürgerentscheids: In Westheim stimmten 91,31 Prozent gegen das geplante
So wie es sich Vorfeld abzeichnete, so das Ergebnis des Bürgerentscheids: In Westheim stimmten 91,31 Prozent gegen das geplante Geothermiekraftwerk, in Lustadt sogar 95,71 Prozent.

Lustadt/Westheim: Eine sehr große Mehrheit der Bürger von Lustadt und Westheim ist gegen das Vorhaben der Deutschen Erdwärme im Wald.

Nein und nochmals Nein zum geplanten Geothermie-Kraftwerk zwischen Lustadt und Bellheim: Bei Bürgerentscheiden in Lustadt und Westheim haben sich gestern in beiden Orten die Bürger, die an der Abstimmung teilnahmen, mit jeweils klarer Mehrheit gegen den geplanten Kraftwerksbau ausgesprochen. In Lustadt lehnten laut Ortsbürgermeister Volker Hardardt (FWG) 95,7 Prozent (1684 Bürger) das Vorhaben ab. 4,3 Prozent (75 Bürger) sagten Ja. Seinen Angaben zufolge gab es auch „zwei, drei ungültige Stimmen“. 2440 Personen waren stimmberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag bei 72,1 Prozent. Hardardt hatte „gehofft, dass die Entscheidung so ausfällt“. Er sieht das Ergebnis als klaren Auftrag an ihn und den Rat, den Kraftwerksbau zu verhindern. Das Ergebnis des Bürgerentscheids sei für drei Jahre rechtsverbindlich. In Westheim gaben laut Verbandsbürgermeister Frank Leibeck (SPD) von 1391 Stimmberechtigten 990 ihre Stimme ab. 904 (91,3 Prozent) votierten gegen den Kraftwerksbau, 84 (8,5 Prozent) dafür. Zwei Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung lag bei 71,2 Prozent. Westheims Ortsbürgermeisterin Inge Volz (SPD) hatte „mit mehr Nein- als Ja-Stimmen gerechnet“, jedoch nicht damit, dass das Ergebnis so deutlich ausfällt.

RHEINPFALZ-Umfrage: Bürgerentscheid kommt gut an

Bei einer Umfrage der RHEINPFALZ am Sonntagnachmittag hatte sich dieser Trend bereits abgezeichnet. Keiner der Befragten befürwortete das Vorhaben. Den Bürgerentscheid begrüßten dagegen alle. Dass „jeder Bürger sein Kreuzchen machen kann und nicht über die Köpfe der Bürger weg entschieden wird“, freut Wolfgang Koch aus Westheim. Das Problem aus seiner Sicht: „Alles, was man über Geothermie gehört hat, war negativ.“ Koch schließt nicht aus, dass sich künftig die Technik verbessert. Aber: „Solange sie nicht ausgereift ist, bin ich nicht entzückt.“ Anita Kämmer aus Westheim führt das noch offene Bohrloch in Bellheim und Probleme mit Rissen an Häusern, verursacht durch das Kraftwerk in Landau, als Ablehnungsgründe an. Sie befürchtet, dass auch etwas daneben gehen könne, wenn das Kraftwerk in Westheimer Nähe gebaut werde. „Ich bin komplett dagegen“, sagt Heinz Pritzel aus Westheim – ebenfalls wegen der Vorkommnisse in Bellheim und Landau. Seine Frau Olga fürchtet mögliche Schäden an Gebäuden.

Geothermie-Kraftwerk: "Sicherheitsvorkehrungen undurchsichtig"

„Voll dagegen“ ist Ingrid Städtler aus Lustadt. Ihre Begründung: „Die Sicherheitsvorkehrungen sind zu undurchsichtig. “ Ihre Hoffnung: „Dass 90 Prozent der Bürger gegen den Kraftwerksbau stimmen.“ Städtler hat eigenen Angaben zufolge die ortsansässigen Mitglieder einer privaten WhatsApp-Gruppe „verständigt“ und diese gebeten, dagegen zu stimmen. Zudem teilt sie mit, dass am Samstag Lustadter Mitglieder der Bürgerinitiative gegen den Kraftwerksbau mit Fahrrädern durchs Dorf gefahren seien, „um auf das Ganze nochmals aufmerksam zu machen“. Auch Erika und Richard Städtler sowie Inge und Emil Wambsganß wollen kein Geothermiekraftwerk in ihrer Umgebung. Erika Städtler erzählt, dass Bekannte, die in Insheim wohnen, von einem Gebäudeschaden betroffen seien.

x