Kreis Germersheim Liebeskummer von der Seele reden

Viele Kinder und Jugendliche wählen bei Problemen die kostenfreie Rufnummer „Nummer gegen Kummer“, bei der sie mit professionell geschulten Beraten sprechen können. Der Verein „Nummer gegen Kummer“ hat deutschlandweit 79 Standorte, dazu gehört das „Kinder- und Jugendtelefon (KJT)“ des Kinderschutzbund Germersheim.

Für den Germersheimer Standort sowie den Partnerstandort in Speyer werden händeringend neue Berater gesucht. Ab September wird deshalb eine Schulung angeboten, in der die zukünftigen Berater professionell geschult und auf ihre späteren Telefongespräche vorbereitet werden. Diese Schulung wird vom Familienministerium Rheinland-Pfalz gefördert. Die Beratungszeiten des Kinder- und Jugendtelefons sind immer montags bis freitags von 14 bis 20 Uhr. Katja Pilling ist die Ansprechpartnerin des Germersheimer Kinder- und Jugendtelefon. „Jeder, der Interesse bekundet sich als Berater bei uns ehrenamtlich zu engagieren, kommt zu Beginn erst einmal zu einem persönlichen Gespräch zu mir“, beschreibt sie das erste Vorgehen für potenzielle Berater. „Ich informiere die Interessenten genau über die Abläufe der Schulung und die spätere Beratertätigkeit, zudem beantworte ich alle offnen Fragen“, erzählt Pilling, die bereits seit 2006 als Beraterin im Einsatz ist undnach ihrer kinderbedingten Beraterpause im Jahr 2015 die Koordination in Germersheim übernommen hat. In der im September beginnenden Schulung, die an mehreren Wochenenden stattfindet und im Januar enden wird, werden unter anderem Inhalte wie Theorie und Methoden der Beratung sowie verschiedene Techniken der Gesprächsführung vermittelt. Zudem lernen die angehenden Berater in Selbstreflexionen auch viel über sich selbst. Nach der Schulung wird niemand ins kalte Wasser geworfen, sondern darf erst einmal in sechs Hospitationen noch mehr lernen, bevor die eigene Beratertätigkeit losgeht. Auch während des Jahres wird man durch Supervisionen unterstützt und kann im Team über seine Erfahrungen sprechen. Nach der Schulung müssen von jedem Berater innerhalb von zwei Jahren insgesamt 50 Dienste à zwei Stunden absolviert werden. Ist dies geschehen, erhält man ein Zertifikat sowie die Kaution in Höhe von 100 Euro, die zu Beginn der Schulung zu zahlen ist, zurück. Als Berater kommt jeder in Frage, der älter als 21 Jahre ist, gut zuhören kann und Einfühlungsvermögen besitzt. „Wir suchen für unser Beraterteam Männer und Frauen“, sagt Pilling. Sie weist auch daraufhin, wie wichtig die Schweigepflicht ist, „unsere Gespräche sind anonym und wir Berater unterliegen einer Schweigepflicht, die unbedingt eingehalten werden muss. Nur so trauen sich Kinder und Jugendliche offen mit uns zu sprechen“. Die Berater hören ihren Anrufern zu, nehmen sie ernst, versuchen sie zu entlasten und sind dabei wertungsfrei. Sie unterstützen bei der Lösungsfindung und leisten somit Hilfe zur Selbsthilfe, „die meisten Anrufer haben selbst schon Lösungsideen und brauchen nur einen kleinen Anstrupser“ erklärt Katja Pilling. Die meisten Anrufer sind zwischen zwölf und 17 Jahre alt und rufen wegen Problemen mit sich selbst, mit ihren Freunden oder der Familie an. Auch Liebe und Sexualität sind wichtige Themen. So möchte einer darüber sprechen, wie er sich am besten gegenüber seinem Schwarm verhalten soll, während ein anderer sich seinen Liebeskummer von der Seele redet. Oftmals ist es leider so, dass Anrufer nicht durchkommen, da es einfach nicht genügend Berater gibt. Finden sich für die neue Schulung im September nicht genügend Interessenten, so ist es noch nicht ganz klar, wie es für das Germersheimer Kinder- und Jugendtelefon überhaupt weitergeht. Kontakt Ansprechpartnerin: Katja Pilling, Telefon 07274 9491804, Mittwoch 8.30 bis 11.30 Uhr, E-Mail: kjt@kinderschutzbund-germersheim.de.

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