Kreis Germersheim Kommentar: Schließen!

Die Sperrung der Hafenstraße ist der Preis für ein florierendes

Industriegebiet. Dafür muss die 2. Rheinbrücke einen Radweg bekommen.

Die Gegner einer Schließung der Wörther Hafenstraße wittern einen Skandal: Die Contargo hat baulich alles für die Sperrung der Straße vorbereitet. Will das Unternehmen etwa die Straße trotz der fehlenden Genehmigung der Stadtverwaltung schließen? Geschäftsführer Schlegel verneint, das Unternehmen halte sich an Recht und Gesetz. Aber es gibt dennoch einen Skandal in Sachen „Hafenstraße“. Nämlich der, dass die Straße immer noch offen ist. Denn das bedeutet: Nicht nur Berufspendler fahren mit ihren Fahrrädern zwischen unzähligen Lastwagen und riesigen Containerverlade-Spezialfahrzeugen. Nein, auch Kinder sind dort immer wieder mal unterwegs, oft im Schlepptau ihrer Eltern oder Großeltern, die offenbar glauben, ihre pure Gegenwart schütze die Kleinen. Auch Mütter mit Kinderwagen und weiterem Nachwuchs im Schlepptau werden dort gesichtet. Kurz: Wer fordert, dass die Straße für ihn offen bleibt, sorgt dafür, dass sie für alle offen ist und macht sich mitverantwortlich für das, was auf ihr passiert. Das bedeutet aber auch, dass die Forderungen der Stadt Wörth und ihrer Bürger zu erfüllen sind, wenn das möglich ist. Jedes Gepokere verbietet sich. Zumal die Sachlage schnell geklärt sein müsste, schließlich wird seit Jahren über die Hafenstraße nachgedacht. Natürlich ist es ein Versäumnis der Vergangenheit, dass keine Ausweichstrecke gebaut wurde. Und heute ist das kaum noch möglich. Denn gebaut werden müsste im Bereich der Zufahrt zur geplanten 2. Rheinbrücke - also in einem planungs- und naturschutzrechtlichem und damit politischen Minenfeld. Wobei die Situation nicht ausweglos ist: Es gibt Alternativen. Die sind zwar für manche mit Umwegen verbunden, aber das ist der Preis für ein florierendes Industriegebiet. Deshalb sollten die Menschen umso energischer einen größeren Teil der Steuern, die hier erwirtschaftet werden, für sich einfordern. Konkret für einen Radweg auf der geplanten 2. Rheinbrücke. Denn dass der immer noch nicht fest eingeplant ist, ist ein schlechter Witz.

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