Kreis Germersheim Kilometergeld und Ananaskuchen

Ein „etwas anderes Schulfest“ wollte Rektorin Elke Haaf in diesem Jahr an der Grundschule in Lingenfeld feiern. Die Idee des Unicef-Spendenlaufs, bei dem die Kinder von ihrem Sponsor pro gelaufener „Runde“ einen selbst bestimmten Betrag erhalten, kam dann von einer Lehrerin, die momentan ein Sabbatjahr, eine einjährige Berufsauszeit in Ruanda verbringt. Die Summe wird geteilt: Unicef sorgt für Wasserversorgung in Entwicklungsländern, Haaf würde gerne das Schulgelände aufpeppen.

Leonie sitzt am späten Freitagnachmittag mit Rektorin Elke Haaf an einer Bierzeltgarnitur auf dem Schulhof der Lingenfelder Grundschule und schiebt die Ananasstücke samt Zuckerguss behutsam mit der Gabel vom Kuchenboden. „Aber nur, weil die Ananas so gut schmeckt“, sagt die Erstklässlerin und zeigt ihr breitestes Grinsen: „Das Beste hebe ich mir für den Schluss auf.“ Dann rutscht Leonie von der Bank, schnappt sich einen Fußball und schießt das Leder gegen die Hauswand. Es ist erstaunlich, dass das junge Mädchen noch immer Energie für Sport hat. Keine Stunde zuvor hatte sie am Spendenlauf der Lingenfelder Grundschule teilgenommen. 17 Runden sei sie gelaufen, sagt Leonie voller Stolz. Bei einer Länge zwischen 350 und 400 Metern – der Rundweg führt die Humboldtstraße entlang, über den Schulhof der Realschule plus zurück auf den eigenen – sind das etwa sechseinhalb Kilometer. Mit dieser Distanz liegt Leonie weit, aber nicht ganz vorne. Die Besten haben 30 Runden geschafft, viele über 20, „aber die gehen auch schon in die vierte Klasse“, stellt das Mädchen klar. Dass insgesamt rund 220 Kinder so eifrig Stempel auf ihren Rundenkarten gesammelt haben, freut die Rektorin natürlich ungemein. Denn das Prinzip des Laufs ist klar: Für jede Runde spendet der Sponsor eines Kindes – Verwandte, Firmen, Privatpersonen oder auch Vereine – einen vorher festgelegten Betrag. „Wir laufen für Unicef“ heißt das Projekt, das inzwischen an vielen Schulen Station macht. Der Organisation fließt jeweils die Hälfte des Gesamtertrags zu, 500.000 Kindern in Entwicklungsländern wie Äthiopien, Kambodscha, Somalia und dem Südsudan will Unicef so auf Dauer mit sauberem Trinkwasser und einfachen sanitären Anlage versorgen. Die Idee, die Aktion auch an die Grundschule Lingenfeld zu bringen, kam von Christiane Hagenbucher. Die Lehrerin verbringt momentan ein so genanntes Sabbatjahr in Ruanda und schickt regelmäßig Erfahrungsberichte, die die Kinder im Unterricht behandeln. „Wir wollen unseren Schülern zeigen, dass es in anderen Ländern nicht normal ist, sich einfach die Hände waschen zu können“, sagt Elke Haaf und unterstreicht den sozialen Aspekt der schulischen Erziehung. „Der Lauf heute war gut“, sagt Leonie, als sie nach dem Kicken wieder zu Haaf an den Tisch kommt und legt den Kopf an die Schulter der Rektorin. Wie viele Euro letztlich zusammengekommen sind, kann die Lingenfelder Schulleiterin noch nicht abschätzen. In den nächsten drei bis vier Wochen sollen die Kinder die Gelder bei ihren Sponsoren einsammeln. Den Tag, an dem jener Betrag X, den sich Schule und Unicef paritätisch teilen, feststeht, kann Haaf aber kaum erwarten. Denn mit der Spendensumme ist es wie mit dem Ananaskuchen von Leonie: Das Beste kommt zum Schluss.

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