Rülzheim Herrchen klagt: Zu lautes Martinshorn weckt Hund

Für Blaulicht, Strahler und Co. braucht es Strom. Deshalb müssen während des Einsatzes die Motoren laufen, erklärt die Feuerwehr
Für Blaulicht, Strahler und Co. braucht es Strom. Deshalb müssen während des Einsatzes die Motoren laufen, erklärt die Feuerwehr.

Die Feuerwehr kümmert sich um einen Kellerbrand. Anwohner beschweren sich derweil über den Lärm von Einsatzfahrzeugen. Eine Situation, die inzwischen zum Alltag von Wehrleuten gehört.

Es war ein Einsatz wieder jeder andere – in jeder Hinsicht. Zunächst die Fakten: Gegen 21.45 Uhr rückte die Freiwillige Feuerwehr in Rülzheim zu einem mutmaßlichen Kellerbrand aus. Eine Anwohnerin hatte in ihrem Haus Knallgeräusche gehört und einen Notruf abgesetzt.

An der Einsatzstelle war weder Rauch noch Feuer sichtbar, es habe jedoch verschmort gerochen, heißt es in einem Post der Feuerwehr in den sozialen Medien. Also wurde zuerst der Gashaupthahn abgestellt und das Gebäude kontrolliert, dann wurden mit dem Gasmessgerät die Räume abgegangen. Über die Feuerwehreinsatzzentrale wurde der Schornsteinfeger angefordert. Dieser überprüfte die Heizung und nahm sie außer Betrieb.

Bitte um Verständnis

Vor Ort war viel Betrieb, denn auch Polizei, Rettungsdienst und Sanitätsbereitschaft Feuerwehr waren in die Neue Mühlgasse gekommen. Diese würden bei Bränden zur Eigensicherung für die Einsatzkräfte immer mitalarmiert, heißt es in dem Post weiter. Der letzte Satz verrät indes, dass sich etwas im Vergleich zu früheren Jahren verändert hat: „Wir bitten die Anwohner auch in den Abendstunden während eines Einsatzes um Verständnis, dass unsere Fahrzeugmotoren laufen, da unsere Geräte ansonsten nicht betrieben werden können.“

Was war da los? „Es gab wohl Anwohner, die gesagt haben, man sieht ja gar nichts“, sagt Wehrleiter Andreas Leingang auf Anfrage. Und bei einem Lastwagen – nichts anderes ist ein Feuerwehrfahrzeug –, der im Standgas läuft, gibt es nun mal eine gewisse Geräuschentwicklung. Tatsächlich gibt es auch nicht immer etwas zu sehen: „Die Fahrzeuge laufen meist wegen der Lichtmasten oder anderen Gerätschaften. Auch die Blaulichtanlage braucht Strom“, erläutert Leingang.

Kritik kein Einzelfall

Die Kritik ist kein Einzelfall. Erst vor ein paar Wochen habe sich ein Anwohner daran gestört, dass die Feuerwehr mit Martinshorn zum Einsatz gefahren war. „Sein Hund wäre deshalb völlig verschreckt und kaum zu beruhigen“, erinnert sich Leingang an die Aussage des Mannes. Dieser sei dann später noch zur Einsatzstelle gekommen, um sich zu beschweren.

Wobei sich diese Situationen aus seiner Erfahrung heraus meist leicht entschärfen lassen, sagt Leingang. „Wenn mich an der Einsatzstelle jemand anspricht, hat man das mit ein paar Sätzen geklärt.“ Dann treffe man meist auf Verständnis, „das deeskaliert recht schnell“. Schwierig werde es eher, wenn man eben nicht angesprochen werde, die Kritik aber später in den sozialen Medien geäußert wird.

Zu viele Einsatzfahrzeuge?

Innerhalb der Verbandsgemeinde gebe es zum Beispiel zwischen 6 und 18 Uhr die sogenannte Alarmierungsgemeinschaft, es rücken also alle Wehren aus. „Damit sind wir schlagkräftiger“, sagt Wehrleiter Leingang. Aber „es stößt dem einen oder anderen auf, dass wir mit einem Auto mehr fahren, als angeblich nötig.“

„Ich glaube nicht, dass Leute was gegen die Feuerwehr haben“, aber sie fühlen sich gestört, sagt Leingang. „Früher war das wohl anders.“ Die Anonymität in den sozialen Medien trage ihren Teil dazu bei. Dort werde vieles geäußert, das wohl niemand offen auf der Straße sagen würde.

Schnell im „Shitstorm“

Im vergangenen Jahr habe es einen größeren Stromausfall im Ort gegeben. Eine Leitung sei bei Glasfaserarbeiten aus Versehen gekappt worden, erinnert sich Leingang. Und schon habe es wieder einen großen „Shitstorm“ im Netz gegeben. Dabei habe das doch niemand mit Absicht getan.

Langfristig könnte es durch die stete Schelte vielleicht schwieriger werden Nachwuchs zu finden, gibt Leingang zu bedenken. Dabei sei man nach der Arbeit ehrenamtlich im Einsatz, „dann, wenn andere auf dem Sofa liegen“. Und ganz grundsätzlich gelte: „Miteinander reden ist besser, als übereinander reden.“

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