Kreis Germersheim Hafenstraße bleibt geöffnet

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Der Countdown zur endgültigen Sperrung der Hafenstraße hatte vor allem die Radfahrer bewegt: Über 300 Radler hatten sich Anfang März innerhalb kurzer Zeit an einer Unterschriftenaktion des Wörther Ortsvorstehers Roland Heilmann beteiligt. Sie fordern, „weitgehend hinderungsfrei durch die Hafenstraße“ fahren zu dürfen, schreiben Gerald Künzig, Michael Elgas und Hans Wünstel im Namen der Radfahrer an die RHEINPFALZ. Wenn es nach der Stadt Wörth geht, soll die Straße weiter geöffnet bleiben: Gestern vormittag hat Bürgermeister Dennis Nitsche (SPD) den Antrag der Firma Contargo auf Sperrung zurückgewiesen. Die Argumentation der Stadt: Eine Fahrstrecke über den Deich Maximiliansau würde von der Struktur- und Genehmigungsdirektion nur zeitlich begrenzt gestattet werden und würde die Stadt 100.000 Euro kosten. Daher müsse es „eine mildere Möglichkeit“ als die Vollsperrung geben, sagt Bürgermeister Nitsche. Er kann sich einen zwei Meter breiten Fuß- und Radweg vorstellen, der vom Hafengelände durch einen Zaun getrennt ist. Doch die Gemengelage in der Hafenstraße ist kompliziert: Der betroffene Straßenabschnitt gehört dem Land und ist nicht dem öffentlichen Verkehr gewidmet. Die Hafenbetriebe Ludwigshafen, die die Straße gemietet haben, hatten jedoch den öffentlichen Verkehr geduldet. Die Strecke wird vor allem von Radfahrern gerne genutzt, gleichzeitig ist die Hafenstraße auch Erschließungsstraße für Vereine wie den Ruderclub. Auf dem Gelände von Contargo, Betreiber des Hafens, brummt das Geschäft. Immer mehr Waren werden umgeschlagen, immer mehr schwere Container mit Staplern auf dem Gelände bewegt. Der Konzern sieht deshalb ein Sicherheitsproblem, wenn sich dort auch Radler tummeln. Aus Sorge um die Sicherheit der Radtouristen hatten der Landkreis Germersheim und der Landesbetrieb Mobilität (LBM) schon 2007 den europäischen Rheinradweg über die Ortslage Wörth verlegt. Doch diese Strecke ist bei den Radlern nicht beliebt: Es sei ein wenig attraktiver Weg durch die Stadt Wörth, der am Maximilian-Center vorbeiführe, kritisieren die engagierten Radfahrer in ihrem Schreiben. Dort gebe es vor allem während des Berufsverkehrs immer wieder gefährliche Situationen, auch die vier Kreisel stellten ein Gefahrenpotenzial dar. Fazit der Radler: Es sei unverständlich, dass Radtouristen so geleitet werden, für Familien mit Kindern sei der Weg kaum zu bewältigen. Eine zweite Hafenstraße parallel zur bestehenden – die dann die Stadt Wörth finanzieren müsste – würde jedoch am Naturschutz scheitern, sagte Bürgermeister Nitsche. Das infrage kommende Gelände ist mit „Natura 2000“ als ein hochwertiges Schutzgebiet eingestuft. Ein Gutachten schlage andere Lösungen vor, so Nitsche: Auf dem Hafengelände könnten Straße und Schiene getauscht werden. Eine weitere Option wäre es, die Lagerfläche durch neue Spundmauern und Aufschüttung im Rhein zu vergrößern. Und dann hat noch der große Industriebetrieb um die Ecke Karten im Spiel: Das Daimler-Lastwagenwerk habe signalisiert, eine seine Hauptzufahrten über die Hafenstraße laufen lassen zu wollen. Dort wären dann täglich bis zu 520 Lastwagen, darunter Gigaliner, unterwegs, sagte Nitsche. Auch das verträgt sich mit dem Freizeitverkehr wenig. Aber dann wäre die Straße keine kommunale Angelegenheit mehr, lautet die Einschätzung des Bürgermeisters. Sprich: Zahlen müssten dann auch Kreis und Land. Von Seiten der Kreisverwaltung heißt es derzeit noch: Der Kreis sei nicht zuständig, Landrat Fritz Brechtel (CDU) habe aber bei einem Termin vor einer Woche zwischen den Interessenvertretern vermittelt. Die Radfahrer bewegt indes noch ein anderes Thema: Bisher wird die 2. Rheinbrücke noch ohne Radweg geplant. Gleichzeitig hat sich der Landrat aber schon für eine Anbindung bei Wörth an einen Radschnellweg aus Karlsruhe ausgesprochen.

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