Kreis Germersheim Die Liebe zur Natur und zum Sport gelebt

Schaidt. Viele Menschen werden sich an die Maximilian-Apotheke in der Hauptstraße erinnern, die seit einiger Zeit geschlossen hat. Und viele entsinnen sich bestimmt an Norbert Franz, der die Apotheke gemeinsam mit seiner Frau Aenne über 30 Jahre betrieben hat. Heute darf er in der Speyerer Straße seinen 100. Geburtstag feiern.

Der Jubilar hat zwar einige altersbedingte Einschränkungen vor allem mit dem Hören hat er Probleme, aber noch immer geht er alleine in seinen Garten und auch die Mobilität im Haus ist gesichert. Er kann auch immer noch Treppen steigen. Jedoch ist er froh, dass seine Betreuerin für ihn kocht. Dass eine seiner Leibspeisen Knödel sind, hat wohl mit seinen österreichischen Wurzeln zu tun. Aber auch Schnitzel weiß er sehr zu schätzen. Und Norbert Franz verschmäht keineswegs ein Gläschen Bier. Er wurde in Hohenems in Vorarlberg geboren. Sein Vater war Direktor einer Textilfabrik und hatte immer viel zu tun. Norbert und seine jüngere Schwester verbrachten ihre Grundschulzeit in einem Internat in St. Paul im Lavantal, ehe die Familie nach Japan übersiedelte. Der Vater war zwischenzeitlich für die BASF tätig. Beide Kinder lernten sehr schnell Englisch und Japanisch, obwohl sie in Japan eine deutsche Schule besuchten. Gerade zehn Jahre alt geworden, zog Norbert mit seiner Familie wieder zurück nach Deutschland. In Ludwigshafen verbrachte er die Gymnasialzeit. Hier entdeckte er seine sportlichen Leidenschaften und wurde aktives Mitglied in einem Ruderverein. Auch gehörte seine Liebe den Bergen, die er gerne aufsuchte um zu klettern, auf Touren zu wandern oder Ski zu fahren. Eine noch größere Liebe lernte er dann mit seiner späteren Frau Aenne kennen. Sie studierte Pharmazie, Norbert Franz entschied sich für Chemie. Heidelberg, Königsberg, München und Tübingen waren die Studienorte. Aber in jenen Jahren wurde nicht nur eifrig studiert. Gemeinsam war dem jungen Paar die Leidenschaft des Segelfliegens. Letztlich konnte er sich der Einberufung zum Militär trotz seines Studiums nicht entziehen. Als Unteroffizier war Franz im Zweiten Weltkrieg an Schlachten in Frankreich und Russland beteiligt, musste nach Italien und geriet in russische, polnische und tschechische Gefangenschaft. Abenteuerlich waren die von ihm unternommenen Fluchtversuche, von denen er zu berichten weiß. Bei Nacht und Nebel gelang es ihm 1947, über den Hohengüll von Österreich nach Deutschland zu kommen. Denn schließlich wollte er seine Frau Aenne wieder sehen und vor allem auch den 1944 geborenen einzigen Sohn. Seine Frau hatte in den letzten Kriegsjahren bereits die elterliche Apotheke in Wattenheim (Kreis Bad Dürkheim) geführt. Zwei Jahre später folgte dann der Umzug ins südpfälzische Schaidt– jenes Dorf, das der Familie dann zur neuen Heimat geworden ist. Gemeinsam bauten sie hier ihre eigene Apotheke auf. Norbert Franz übergab sie dann nach über 30 Jahren an seinen Sohn. Ein schwerer Schlag war für Franz der Tod seiner Frau im Jahr 1995. Die einzige Enkelin, die heute in München arbeitet und auch dort lebt, und auch einige entfernte Verwandte aus Österreich, wo seine Schwester bis zu ihrem Tod gelebt hat, werden wohl ebenso zu den Gratulanten am heutigen Tag gehören. Sie werden einen Jubilar erleben, der sich noch heute an seinem großen Garten erfreut, den er 40 Jahre lang, und das noch bis vor kurzem, selbst gepflegt hat. (fh)

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