Kreis Germersheim Der Traum von vielen Tausend Unterschriften

Er ist ein lebenslustiger Mensch und macht sich Gedanken um seine Umwelt: Diesen Eindruck hinterlässt der Syrer Ferman Al Kasari beim Besuch in der RHEINPFALZ-Redaktion. Bei einer Tasse Kaffee plaudert der Student über seine Dank-Petition, die gerade im Internet kursiert. „Ich möchte, dass die Deutschen auch positive Signale von Flüchtlingen und Einwanderern aufnehmen“, begründet er seine ungewöhnliche Aktion.

Die Petition selbst läuft schleppend an. Al Kasari erklärt darin in einfachen Worten auf Deutsch, Englisch, Arabisch und Kurdisch – das sind die Sprachen, die er selbst beherrscht – was es in Deutschland mit dem Grundgesetz auf sich hat; dass sich die Deutschen anstrengen und arbeiten müssen, um die vielen Flüchtlinge zu versorgen, dass Frauen Respektspersonen sind. Er fordert die Ankömmlinge in Deutschland auf, sich durch ihre Unterschrift dankbar zu zeigen und selbst fleißig zu sein. „Die Leute soll klar sagen, dass sie zu schätzen wissen, was sie hier erfahren. Es sind einfach viele negative Signale, die von den Deutschen aufgenommen werden“, schildert Ferman Al Kasari seinen Eindruck der aktuellen Situation im Land. Die kennt er vermutlich besser als so mancher Einheimische. „Ich muss zur Verbesserung meiner Deutschkenntnisse auch viele politische Sendungen im Fernsehen anschauen“, sagt er. Da hat er bei Tagesschau, Heute-Journal, Illner, Jauch, Maischberger & Co auch einmal Innenminister Thomas de Maiziere erlebt, als der sagte, Flüchtlinge seien nicht dankbar und nähmen sich einfach was sie wollen, egal ob ein Taxi oder Waren im Supermarkt. Das sei für ihn eine Art Initialzündung für die Petition gewesen. Die Resonanz bei Flüchtlingen ist bisher allerdings nicht besonders groß. „Internet haben zwar fast alle mit ihren Smartphones. Aber viele kennen die Debatte gar nicht, die in Deutschland geführt wird“, sagt Al Kasari. Das Smartphone werde hauptsächlich genutzt, um über die sozialen Netzwerke den Kontakt zu Verwandten und Freunden zu halten. Al Kasari spricht aus Erfahrung, hat selbst eine Odyssee bis nach Germersheim hinter sich. Und er hat Angst, im letzten Moment doch noch abgeschoben zu werden. Auf seiner Flucht aus Syrien auf dem Landweg hat er seinen Asylantrag in Bulgarien gestellt – wohin er dann auch abgeschoben würde. Allerdings hat er einen Studienplatz an der Universität in Germersheim und der verhilft ihm zur Aufenthaltsgenehmigung, wenn er am Jahresende den entsprechenden Sprachtest besteht. In Syrien hat er acht Semester englische Literatur studiert, schon die meisten Prüfungen abgelegt – bis dann Aleppo bombardiert wurde. Die Familie floh, nach Europa, in den Nordirak, in die Türkei. Ferman Al Kasari landete schließlich in Dortmund, von dort ging’s über Sammelunterkünfte in Burbach, Mannheim und Karlsruhe nach Kornwestheim bei Stuttgart. Dort wurde sein Asylantrag abgelehnt, weil er den schon in Bulgarien gestellt hatte. Er klagte dagegen und erhielt zwischenzeitlich den Studienplatz in Germersheim. Er studiert Englisch, Deutsch und Japanisch – und wenn die Deutschprüfung am Jahresende klappt, hofft der 27-Jährige, seine Studien hier abschließen zu können. „Daneben brauche ich aber noch einen Job, ich muss mein Studium ja finanzieren“, erzählt er beiläufig. Was die Petition angeht, hofft er, dass sie in vielen Deutschkursen als Lernmaterial besprochen wird. „Dann wird der Bekanntheitsgrad unter den Flüchtlingen schnell größer.“ Die Chance besteht, außer der RHEINPFALZ berichten Stuttgarter Zeitung, Evangelischer Pressedienst und mehrere Internetmedien über die außergewöhnliche Petition. Den Traum von vielen Tausend Unterschriften für eine positive Stimmung in Deutschland gibt Ferman Al Kasari jedenfalls so schnell nicht auf. Petition www.evangelisch.de oder https://secure.avaaz.org/de/petition/Der_Bundestag_ Vielen_Dank_Deutschland/?Day2Share (tom)

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