Geschichten aus der Geschichte Der einzige Auftritt als Zauberkünstler

Bunte Abende waren stets gesellige Veranstaltungen. Aus dem Buch „Zwischen Weiher und Schließ“, von unserem Mitarbeiter Hermann
Bunte Abende waren stets gesellige Veranstaltungen. Aus dem Buch »Zwischen Weiher und Schließ«, von unserem Mitarbeiter Hermann J. Settelmeyer, geschrieben zum 1250. Jubiläum seiner Heimatgemeinde Weingarten.

Unser Mitarbeiter Hermann J. Settelmeyer erinnert sich an einen ganz besonderen Abend, der wohl nicht nur ihm gut im Gedächtnis geblieben ist.

1957, als ich gerade 18 Jahre alt war, gab es im Saal von Familie Ullrich einen großen Bunten Abend. Mit viel Beifall wurde Alltagsgeschehen aufs Korn genommen, wie der Abbau des Pfefferminzbähnchens nach der Melodie von der Schwäbischen Eisenbahn. Ein Theaterstück nach der Fernsehserie Familie Hesselbach von Wolf Schmidt oder Heinz Weis mit einer Büttenrede als Italiener waren weitere Glanzlichter. Auch Pfarrer Theo Zöller war bei der Planung und als Klavierbegleiter begeistert mit dabei.

Ich selbst sollte dabei als Zauberer auftreten. Mit einem dunkelblauen Anzug und einem vom Vater geborgten Zylinder versuchte ich, einigermaßen stilecht auszusehen. In einer Jugendzeitschrift wurden Zauberkunststücke erklärt, die ich zuhause übte. So konnte ich eine Zeitung zerreißen und wieder zusammensetzen, eine andere Zeitung zur Tüte formen, Wasser hineingießen, die Zeitung auseinanderfalten, danach wieder zur Tüte rollen und das Wasser ausschütten, einen Groschen verschwinden lassen oder ein Messer verschlucken und einem Zuschauer aus der Nase ziehen. Auch eine brennende Kerze zu essen war kein Problem: Die Kerze hatte ich aus einem Apfel geschnitzt, der Docht bestand aus einer Walnuss.

Aber ein Kunststück brachte mich in große Verlegenheit: Ich hatte auf der Bühne einen Benzinkocher, darauf stand eine Pfanne. Mit dem Zauberstab wollte ich darin herumrühren und dann ein Spiegelei vorzeigen. Unser Schreiner hatte mir den Stab innen ausgehöhlt, darin war das Ei verborgen und die Öffnung mit Margarine verschlossen. Beim Rühren sollte das Fett schmelzen und das Ei herauslaufen.

Aber das Fett schmolz so langsam, dass das Ei schon im Stab anfing zu backen. Nur mit Mühe konnte ich doch noch ein schönes „Ochsenauge“ präsentieren. Nach dieser Aufregung war und blieb es für mein ganzes Leben der einzige Auftritt als Zauberkünstler.

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