Kreis Germersheim Computersucht-„Escapaden“ vorbeugen

„Die Jugendlichen von heute sind mit den digitalen Technologien wie Computer, Internet, Mobiltelefonen und MP-3-Playern aufgewachsen“, erklärt Diplom-Sozialarbeiter Dirk Schneider vom Caritas-Zentrum Germersheim. Diese Medien spielen im Alltag eines Jugendlichen, der schon mal gerne als „Digital Natives“, digitaler Ureinwohner, bezeichnet wird, eine große Rolle. Hier noch schnell eine Nachricht versenden, sich in sozialen Netzwerken tummeln, eine Runde Online-Rollenspiel oder nur im Internet fürs Schulreferat recherchieren. Viele der Jugendlichen haben einen „gesunden“ Umgang mit den Medien. Laut einer aktuellen Studie der Universität Lübeck weisen jedoch 13,6 Prozent der 14- bis 24-Jährigen eine problematische Nutzung und 2,4 Prozent bereits eine Abhängigkeit auf. Zur Vorbeugung von exzessiven Verhaltensweisen am Computer bietet das Caritas-Zentrum Germersheim Jugendlichen und deren Eltern das Präventionsprogramm „Escapade“ an. Schneider leitet dieses Programm gemeinsam mit Diplom-Psychologin Annett Zelder. Ihre Zielgruppe sind Familien mit Kindern im Alter zwischen 13 und 18 Jahren. Mit Hilfe von persönlichen Familienberatungen und einem Familienseminartag, kann sich eine konfliktreiche Atmosphäre zwischen Eltern und Jugendlichen wieder entspannen. „Die Eltern machen sich große Sorgen, wenn ihr Kind so viel am Computer sitzt, und denken womöglich gleich an Sucht. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Eltern dazu neigen zu dramatisieren“, berichtet Schneider. „Wenn alles andere in Ordnung ist, wie etwa gute Schulnoten, andere Freizeitaktivitäten oder Kontakt zu Freunden, liege keine Abhängigkeit vor.“ Ein Alarmzeichen ist es jedoch, wenn Jugendliche immer den Computer allem anderen vorziehen. Dies sei laut Schneider höchst bedenklich, denn aus diesem Verhalten heraus könne sich eine Sucht entwickeln. „Oftmals schauen die Eltern auch nicht hin, was ihr Kind genau am Computer macht“, so die Diplom-Psychologin. „Für uns ist es wichtig zu sehen, dass sich die Eltern kümmern und sich mit den Jugendlichen und deren Welt auseinandersetzen. Auch wenn es dann manchmal zum Streit kommt, ist das dennoch ein gutes Zeichen“, weiß Frau Zelder. Bei „Escapade“ sollen alle Beteiligten einen Vorteil haben. Ziel ist es, gegenseitiges Verständnis zu wecken. „Wir wollen die Eltern ermutigen, Interesse zu zeigen. Sich die Online-Spiele ihres Kindes anzuschauen, mitzuspielen, um mitreden zu können“, so Schneider. Es gehe nicht darum, den Jugendlichen den Computer wegzunehmen, sondern darum Vertrauen zu schaffen, Interesse und Verständnis zu zeigen, gemeinsam Lösungen zu finden und Kompromisse einzugehen.

x