Kreis Germersheim Brücke in die Schweiz gebaut

Die vierte und letzte Station des Comenius-Projektes der Unesco „Brücken bauen und nutzen“ (wir berichteten) führte Berufsschüler aus der Türkei, Polen und Deutschland mit schweizerischen Schülern in Biel (Schweiz) zusammen. Gastgeber war das Berufsbildungszentrum BBZ Biel-Bienne.

Bei der Besichtigung des BBZ Biel-Bienne bemerkte die Gruppe das hohe Niveau eines sehr praxisorientierten Unterrichts und sehr gut ausgestattete Labor- und Schulräume. Aber auch schwierige Umstrukturierungen, wie die Verlagerung von Berufszweigen, wurden schon gemeistert, so dass der dortige Schulleiter und sein Team ständig bemüht sind, neue Bildungsangebote zu erschließen. Von der BBS Germersheim begleiteten das Schüler-Projektteam die Lehrer Michaela Burckschat für das Friseur-Handwerk, Alexander Ott für den kaufmännischen Bereich, Winfried Hagenmüller für die technischen Bildungsgänge und der Initiator und Leiter des Gesamtprojektes, Uwe Kleu, stellvertretender Schulleiter der BBS Germersheim. Für die Berufsbereiche galt es zunächst, das Umfeld ausgewählter Berufe vor Ort zu erkunden. Schüler aus dem Bereich Metalltechnik besuchten das große Autohaus AMAG, mit den Marken VW, Audi, Seat und Skoda. Der Werkstattleiter übernahm die Führung durch die Verkaufsräume und den technischen Bereich und beantwortete die Fragen der Azubis aus den verschiedenen Ländern. Für die türkischen Schüler wurde von Mitschülern alles in Englisch übersetzt, so dass sich ein reger Informationsaustausch ergab. Auch in den Industriebereich erhielten die Teilnehmer Einblick: Das 1802 gegründete Industrieunternehmen GF (Georg Fischer AG) hat den Hauptsitz in der Schweiz und Niederlassungen in 31 Ländern mit 47 Produktionsstätten. Eine Führung erfolgte in der Division GF Machining Solutions, der Fertigung von Fräsmaschinen auf international höchstem Niveau. Die Mitarbeiter führten Fräsarbeiten vor und beantworteten geduldig die Fragen. So zeigte man Metall-Formen für die PET-Flaschen-Herstellung oder auch Turbolader-Verdichterräder. Am Rande erfuhr die Gruppe, dass die Mitarbeiter bereit sind, Mehrarbeit ohne Lohnausgleich zu leisten, um die Aufwertung des Schweizer Frankens nach der Währungsfreigabe zu kompensieren. Das hat, grob geschätzt, zu einer Preiserhöhung von zirka 15 Prozent geführt. Die vielen gesammelten Fakten, Fotos und Eindrücke bildeten die Basis für eine Präsentation über die Firmenbesuche und deren Ergebnisse. Auch die Interview-Bögen wurden ausgewertet und für die Berufsbereiche zusammengefasst. Bei dieser Gruppenarbeit ergaben sich unter den Schülern spannende, interkulturelle Dialoge. Die Präsentationen wurden später in der Aula dem internationalen Publikum präsentiert. Im Ländervergleich glänzte die Schweiz mit höchsten Ausbildungsvergütungen. Selbst die deutschen Schüler aus Industrieunternehmen mussten sich zunächst deutlich geschlagen geben – bis die Lebenshaltungskosten zur Sprache kamen. Am Beispiel von Alltagsartikeln, wie Getränken und Zigaretten, wurde schnell deutlich, dass die Ausgaben in der Schweiz extrem hoch sind und sich daher der spitzenmäßige Verdienst wieder relativiert. Zum kulturellen Rahmenprogramm gehörten die Besichtigungen von Biel, Bern und dem mittelalterlichen Städtchen Gruyère. Heimlicher Höhepunkt war die Besichtigung der Schokoladenfabrik Maison Cailler, mit dem großen Versprechen, so viel Schokolade wie möglich essen zu dürfen. Und man hielt Wort. Abends in einem Restaurant am Bieler See folgte die Übergabe der Projekt-Zertifikate. Uwe Kleu lobte unter viel Beifall als Projektleiter die ebenso engagierte wie professionelle Arbeit aller Teilnehmer. (rhp)

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