Kandel Auf Drahtseil Grenzen ausloten

Die Schüler zeigen Feuerjonglage....
Die Schüler zeigen Feuerjonglage....

Eine Woche wurde geübt, ab Freitag wird es ernst: Dann zeigen Schüler in einer echten Manege, was sie innerhalb weniger Tage in Sachen Artistik, Jonglage und vielem mehr gelernt haben.

Die Aufregung ist an diesem Morgen groß. Gerade präsentieren die Schüler die Ergebnisse ihrer ersten Gehversuche im Zirkus. Insgesamt werden sie am Ende jeweils gerade einmal eine gute Handvoll Übungsstunden gehabt haben, ehe sie sich vor über 200 Zuschauern in die Manege wagen werden. Dann werden sie jonglieren, tanzen, eine Feuershow sowie artistische Übungen und noch so manches mehr zeigen können. Über 200 Schüler werden als Artisten oder Helfer beteiligt sein. Schulleiterin Cornelia Geiser ist über das bunte Treiben einfach nur glücklich.

Am Sonntag wurde das Zelt aufgebaut, 35 Eltern waren zum Helfen gekommen. „Dabei hätten wir nur 15 gebraucht“, freut sie sich über das Engagement. Und darüber, dass es erst in dem Moment, als das Zelt stand, zu regnen begonnen hatte. Die Erinnerungen an die erste Projektwoche von 2018 sind bei ihr noch sehr lebendig. Viel Außergewöhnliches sei damals bei den Schülern geweckt worden. Geiser erinnert daran, wie wichtig das von einem Zehntklässler an einen Fünftklässler gerichtete Lob sei. Sie ist sich sicher, dass sich Erfolg und Stimmung von damals wiederholen werden.

Zutrauen zu sich selbst finden

Auch Jeremias Seeber, Lehrer für Technik, Sport und Mathematik, war seinerzeit schon dabei. Doch so wie der junge Pädagoge schwärmen an diesem Morgen noch viele andere. Die Stichworte sind immer die Gleichen. Es geht um Erfolgserlebnisse, das Erfahren von Gemeinschaft, das Ausloten von Grenzen oder auch nur das Zutrauen in sich selbst. Was nach wenig klingt, dürfte dennoch für viele der Kinder und Jugendlichen etwas ganz Besonderes sein. „Die haben sich gewundert, dass ich das so gut kann“, erinnert sich der 14 Jahre alte Sabri aus Lauterbourg an die Reaktionen seiner Verwandten zurück, als er in der Grundschule in Hagenbach schon einmal bei einem Zirkusprojekt hatte mitmachen können. Auch für Umut (15) und Jan (14) aus Kandel geht es darum, dass sie oft falsch eingeschätzt und ihnen nur wenig zugetraut würden. Und deshalb hätten sie sich so sehr gefreut, dass der Circus nun wiedergekommen ist.

Leichte Shownummer kann großer Schritt sein

It’s Showtime, so einfach kann das Leben sein. Oder doch nicht? Miriam Schmidt ist die ZappZarap-Projektleiterin der Aktion in Kandel. Sie ist 27 Jahre alt und hat ein Studium im Kultur-Medienmanagement erfolgreich abgeschlossen. Nachdem sie schon im Studium bei ZappZarap gejobbt hatte, ist sie nun in Vollzeit dabei. Sie idealisiert nichts. „Wenn am Ende ein Kind in die Manege geht und auch nur ein Tuch hochwirft, dann kann das für es schon ein wichtiger Schritt nach vorne sein“, sagt sie nüchtern. Natürlich bekomme man auch immer die Probleme mit, die die Kinder und Jugendlichen umtreiben. Umso schöner sei es daher, „dass Kinder, die es sonst nicht so leicht haben, in dieser Woche auch einmal strahlen dürfen.“

Lilli aus Schaidt und Zoe aus Minfeld (beide 12) „sind beste Freundinnen“, halten immer zusammen und unterstützen sich gegenseitig. Lilli hat beim Seiltanz Lampenfieber und ist froh, wenn ihre Freundin dabei ist. Wenn sie am Ende der Tage „alleine und ohne Hilfe“ über das „ziemlich dünne Seil“ werde gehen können, dann hätte sie schon viel erreicht, sagt sie. Und für Zoe steht fest, dass eine Blamage nicht in Frage komme: „Es hat viel mit Selbstvertrauen zu tun. Entweder man macht sein Ding oder versteckt sich sein ganzes Leben lang.“

In solchen Zitaten tritt ein Ernst zutage, der den Betrachter nachdenklich stimmt. Denn eigentlich könnte alles ja so unbeschwert und spielerisch sein, wie es dieser Altersgruppe von 10 bis 16 oder 17 Jahren entsprechen sollte. Und natürlich schimmert auch das Unbeschwerte durch. So wie bei Lahja (10) aus Kandel, Lina (10) aus Rülzheim oder Devin (12) aus Kapsweyer. Sie freuen sich etwas zu lernen, das sie vorher noch nicht gemacht haben. Und es geht um Angst, wenn man einmal stürzen sollte – und damit eben doch wieder um Glauben und Zutrauen an sich selbst.

Kontakt

Die Aufführungen des Schulzirkus ZappZarap finden am Freitag, 30. September, um 18 Uhr, sowie am Samstag, den 1. Oktober um jeweils 10, 12.30 und 15 Uhr statt. Das Zirkuszelt steht im Schulhof der der Realschule Plus in der Jahnstraße 18 in Kandel, der Eintritt beträgt 2 Euro für Kinder, 5 Euro für Erwachsene. Weitere Infos unter www.rsplus-kandel.de sowie www.zappzarap.de

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