Kreis Germersheim AfD und Rechtsextreme demonstrieren gemeinsam
Die Demonstration am Sonntag in Kandel wird von Veranstaltern und Teilnehmern im Netz als Erfolg gefeiert. Dies zum Teil unter falschen Voraussetzungen: Anders als vom Versammlungsleiter Marco Kurz behauptet, hat die Polizei nicht 2000 sondern nur 1000 Teilnehmer gezählt. Aber dafür standen in der Demonstration des „Frauenbündnisses Kandel“ Vertreter von Gruppierungen Seite an Seite, die bisher jede Zusammenarbeit ausgeschlossen haben.
Vier baden-württembergische Landtagsabgeordnete der AfD scherten sich nicht um die Aufforderung der Parteiführungen in Rheinland-Pfalz und im Kreis Germersheim, nicht an der Veranstaltung teilzunehmen. Im Raum Karlsruhe und Umgebung wurde weiter für die Demonstration geworben. Der Grund für den Rückzug der rheinland-pfälzischen AfD: Die NPD hatte mittlerweile für die Demonstration mobilisiert. Sie war dann auch am Sonntag mit einem Dutzend Funktionären prominent vertreten, darunter Ricarda Riefling. Sie ist seit 2013 stellvertretende Vorsitzende des NPD-Kreisverbandes Westpfalz, stellvertretende Landesvorsitzende und Mitglied im Bundesvorstand der NPD und des Rings Nationaler Frauen. Neben der NPD waren laut Polizei auch etwa 100 Angehörige rechter Gruppierungen vertreten; dazu zählten unter anderem der Nationale Widerstand Zweibrücken, die Berserker Pforzheim und „SageSa“ (Saarland gegen Salafisten). Von der AfD nahmen vier Landtagsabgeordnete an der Demonstration teil: Neben Rainer Balzer (Bruchsal) und Peter Stauch (Hechingen-Münzigen) auch Stefan Räpple (Kehl). Räpple kommentierte die Kundgebung in Kandel auf seiner Facebook-Seite: „Das ist der Startschuss im Westen für ein(e) bundesweite Befreiungsbewegung. Eine Bewegung aus der Mitte des Volkes gegen den Verrat der Politiker. Merkel und ihre Bande muss weg!“ Teil des „Startschusses“ war seine Fraktionskollegin Christina Baum (Main-Tauber), stellvertretende AfD-Landesvorsitzende in Baden-Württemberg: Sie trat als Rednerin auf. Eine weitere Rednerin war Linda Amon. Die ehemalige Bild-Zeitungsjournalistin war bis März 2017 Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes Dachau-Fürstenfeldbruck. Das Engagement von außerhalb in Sachen Kandel dürfte weiter gehen: Mittlerweile wurde eine Website „Kandel ist überall“ registriert. Die Domain gehört einem „Bürgerwille e.V.“, vertreten durch die ehemalige rheinland-pfälzische AfD-Landesvizevorsitzende Christiane Christen. Als Adresse ist allerdings ein Gebäude angegeben, das der Stuttgarter Landtags nutzt. Im Handelsregister Ludwigshafen ist ein „Bürgerwille – Verein für Verfassungstreue“ mit Sitz in Speyer eingetragen, wo Christen wohnt.
