Kreis Bad Duerkheim Wissenschaftler erklären Europa

Das Mannheimer Zentrum für europäische Sozialforschung (MZES) ist mit etwa 90 Wissenschaftlern die größte sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtung einer deutschen Universität. Das internationale Renommee des Instituts ist hoch. Mit 6,3 Millionen Euro hat es in seiner bald 25-jährigen Geschichte im Jahr 2013 die höchste Summe an Drittmitteln für seine Forschungen etwa zu Jugendarbeitslosigkeit und Migration eingeworben.

Frank Kalter ist neuer Direktor der Forschungseinrichtung. Er wird das Institut in den nächsten drei Jahre leiten. Der 49-jährige Mannheimer Soziologie-Professor folgt an der Spitze des dreiköpfigen Vorstands turnusgemäß auf den Politologen Rüdiger Schmitt-Beck. Politikwissenschaftler und Soziologen der Mannheimer Universität wechseln sich in der Leitung ab. Auch die beiden Arbeitsbereiche „Die europäischen Gesellschaften und ihre Integration“ und „Die politischen Systeme Europas und ihre Integration“ sind jeweils mit einem Soziologen und einem Politologen besetzt. Deren Leiter bilden mit dem Direktor den Vorstand.

In der Einbindung des Instituts in die Universität sieht Frank Kalter einen Vorteil. Die Grundfinanzierung durch das Land Baden-Württemberg über den Universitätshaushalt erlaube es, sorgfältige Anträge auf Mittel für die Forschungen zu stellen. Zumeist werden diese Drittmittel nach eingehender Prüfung von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligt. Aber auch die Europäische Union, das European Research Council, hat als Geldgeber in jüngster Zeit an Bedeutung zugenommen. Weitere Mittel kommen von der Thyssen- und der VW-Stiftung. Das meiste Geld ist für Personalkosten erforderlich, gefolgt von Kosten für die Datenerhebung.

Das MZES betreibt sozialwissenschaftliche Grundlagenforschung der europäischen Gesellschaften und politischen Systeme. Ein langfristiges, von der EU gefördertes und von der Politologin Jale Tosun geleitetes Projekt befasst sich etwa mit der Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit in zehn europäischen Ländern. Weitere der 60 Forschungsprojekte des Instituts sind der im Mai anstehenden Europawahl gewidmet, der Integration von Einwandererkindern im internationalen Vergleich oder Demokratie und Bürgerbeteiligung in Baden-Württemberg. Zu 20 Projektleitern kommen etwa 70 Forscher.

Bei seinen Forschungen und bei der Ermittlung repräsentativer Daten arbeitet das MZES mit etwa 150 Partnerinstituten im Ausland zusammen. Im Inland gehört zu den Kooperationspartnern unter anderen das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, die größte sozialwissenschaftliche Forschungseinrichtung in Deutschland außerhalb von Universitäten. Im Unterschied zum stark an praktischer Relevanz orientierten Berliner Wissenschaftszentrum ist das universitäre Mannheimer Institut jedoch rein wissenschaftlich tätig. „Wir stellen unsere Ergebnisse der Forschung zur Verfügung“, sagt Frank Kalter. „Die gesellschaftliche Relevanz ist eine schöne Zugabe.“

Die internationale Ausrichtung des MZES ist schon daran abzulesen, dass der Jahresbericht in Englisch abgefasst ist. Die Forschungsergebnisse werden in Büchern oder Aufsätzen in international renommierten Zeitschriften veröffentlicht. In Zukunft will sich das Institut interdisziplinär öffnen. Ökonomen und Sozialpsychologen sollen in das neue Forschungsprogramm einbezogen werden.

Im Herbst besteht das MZES 25 Jahre. Am 14. und 15. November wird es das Jubiläum mit einem Festakt und einer Konferenz begehen.

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