Gönnheim Wie das Rathaus auf den Turm kam

Das Original musste erst mal entziffert werden.
Das Original musste erst mal entziffert werden.

Am 23. Mai würde Friedrich Jakob Welsch 200 Jahre alt. Der 1800 in Meisenheim geborene Pfarrersohn war selbst wiederum auch Pfarrer. Bedeutung für Gönnheim und Friedelsheim hat er dadurch bekommen, dass er der Verfasser des Gönnheimer Pfarrbuchs war.

Friedrich Jakob Welsch wurde nur 37 Jahre alt. Der in Gönnheim geborene und jetzt in Friedelsheim wohnende Pfarrer im Ruhestand Helmut Meinhardt hatte die handschriftlichen Aufzeichnungen Welschs seinerzeit entziffert und sie mit dem Gönnheimer Heimat- und Kulturverein 1983 in Buchform als Band eins der Gönnheimer Heimatblätter herausgegeben.

„Der gegenwärtige Pfarrer von Gönheim heißt Friedrich Jakob Welsch... Seine erste Bildung genoss er bei seinem Vater und später auf den Gymnasien zu Kreuznach und Kaiserslautern. Im Jahr 1817 bezog er die Hohe Schule zu Jena, von 1821 bis 1827 vicarierte er bei seinem Vater in Odernheim... Im Jahr 1827 ward er nach Herxheim am Berg ernannt. Daselbst war er Pfarrer, bis er im Jahre 1829 wegen der schlechten Wohnung in Herxheim hierher (nach Gönnheim) versetzt wurde...“, schreibt Welsch autobiografisch von sich selbst in der dritten Person im Pfarrbuch unter dem Stichwort „Personalbeschreibung“. Verheiratet war Welsch mit Regina Henriette Friedericke Dorothea Schultz, Tochter von Georg Friedrich Schultz, einem Mann von beträchtlichem politischen und kirchlichen Einfluss.

Das Pfarrbuch war eine Auftragsarbeit

Welschs Werk ist das „Pfarrbuch oder allgemeine Beschreibung des gesamten Kirchenwesens in der protestantischen Pfarrey Gönheim, gefertigt von Friedrich Jakob Welsch, protestantischer Pfarrer zu Gönheim. Im Jahre 1833“. Zu Gönnheim gehörte damals als Filialgemeinde Friedelsheim. Meinhardt weist darauf hin, dass, wenn von der „Pfarrei Gönnheim“ die Rede ist, Friedelsheim immer dazu zu denken sei. Das Pfarrbuch hat Welsch seinerzeit nicht aus eigenem und freiem Ermessen begonnen. Die Pfarrbeschreibung habe eine umfassende Darstellung aller bleibenden und ständigen Verhältnisse der einzelnen Parochien zu liefern, heißt es im damaligen Arbeitsauftrag des königlich protestantischen Oberconsistoriums in München. Damals gehörte die Pfalz zum Königreich Bayern. Der bayrische König war nach dem Wiener Kongress von 1816 bis 1918 „summus episcopus“ – oberster Bischof der protestantischen Kirche – im „bayrischen Rheinkreis“, als Katholik wohlgemerkt.

Pfarrer Welsch wurde beim Verfassen des Pfarrbuchs besondere Sorgfalt auferlegt, denn die Pfarrbeschreibung sollte auch als Grundbuch für die jeweilige Pfarrei dienen. Ein beigegebenes Schema sollte helfen, die Arbeiten zu einem guten Erfolg zu führen. Die Arbeitsvorlage hatte drei Gliederungsspunkte: 1. Historischer Teil, 2. Topographisch-statistischer Teil und 3. Religiös-sittlicher Teil. Unter Paragraph 3 im historischen Teil steht zum Beispiel über die Martinskirche in Gönnheim zu lesen: „Auf der Stelle, wo früher eine uralte, baufällige Kapelle namens Martinskapelle stand und wo auch bis zum Jahr 1822 die Begräbnißstätte für die Bewohner von Gönheim war, ließ die Kurfürstliche Hofkammer im Jahr 1756, unter der Leitung des Baumeisters Rockenbach von Frankenthal, die jetzt noch stehende ... Kirche auf ihre Kosten erbauen. Der noch stehende Kirchturm gehörte zur alten Martinskapelle und war früher viel niederer... Im Jahr 1770 wurde er erhöht und dazu die Steine von einem baufälligen Rathhaus ... benutzt.“ Daher kommt das Sprichwort: „Die Gönheimer haben ihr Rathhaus auf dem Thurm.“ Von der Friedelsheimer Kirche heißt es an der Stelle, sie sei sehr alt.

Die Aufzeichnungen der Pfarrer waren wichtig für die Dorfchroniken

Durch diese Pfarrbücher sind für viele Gemeinden wichtige Vorarbeiten für Dorfchroniken entstanden. 150 Jahre nach der Abfassung des Gönnheim-Friedelsheimer Pfarrbuchs von 1833 hatte der Heimat- und Kulturverein das Manuskript im ehemaligen Pfarrhaus in der Bismarckstraße gefunden. Bearbeitet und transkribiert hatte es 1983 Helmut Meinhardt, damals wissenschaftlicher Mitarbeiter der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Gedruckt wurde das Buch von der Graphischen Kunstanstalt und Druckereien GmbH (vormals Rheinberger) Bad Dürkheim. Welschs Pfarrbuch war Grundlage für die Aufzeichnungen Konrad Cörpers „Geschichtliche Aufzeichnungen“, und diese wiederum dienten als Grundlage für die Gönnheimer Dorfchronik von Ernst Christmann von 1971.

Geschrieben wurde damals mit Feder und Tinte.
Geschrieben wurde damals mit Feder und Tinte.
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