Kreis Bad Duerkheim „St. Petersburg, wir suchen dich“

Auch in Zeiten von Handy, Skype und E-Mail hat das Funken noch für etliche Menschen auf der Welt eine Bedeutung. Zum Weltfunkertag am Wochenende haben sich Mitglieder des Amateur Radio Clubs Ludwigshafen ganz ihrem Hobby gewidmet. Auf dem Mannheimer Museumsschiff haben sie Funker zwischen Russland und den USA kontaktiert.

Am Weltfunkertag haben die Mitglieder des Amateur Radio Clubs Ludwigshafen (ARCL) auf dem Museumsschiff auf dem Mannheimer Neckar Kontakt mit über 100 Museumsschiffen aus aller Welt hergestellt. „CQ CQ CQ DE DL0IU DL0IU K“ – was sich für den Laien nach einem reinen Buchstabensalat anhört, ist für Amateurfunker die glasklare Bitte um eine Kontaktaufnahme. „CQ“ ist die Abkürzung von „Seek You“, also „Suche Dich“, erklärt ARCL-Vorstand Klaus Herrmann. Und „DL0IU“ ist der Code des Suchenden. „Es ist der Ehrgeiz eines jeden Funkamateurs, mit möglichst geringen Mitteln mit Gleichgesinnten in aller Welt in Kontakt zu treten“, so Herrmann. Trotz ungünstiger Voraussetzungen hat das vom Raddampfer am Mannheimer Neckarufer aus ganz gut geklappt. „Wir hatten einen Eisbrecher in St. Petersburg, sehr viele Schiffe in Nordamerika und Europa fast flächendeckend“, zählt Herrmann auf. „Ungünstig“ sei dabei trotz der fünf selbstgebastelten Fiberglasantennen auf dem Schiff die räumliche Nähe zur Hochspannungsleitung am anderen Neckarufer, die das Signal der Antennen empfindlich störte. Und es gab einen weiteren Faktor, den die Funker nicht beeinflussen konnten. „Im Prinzip versuchen wir, unsere schwachen Signale mit Hilfe von Reflexionen an der Erdatmosphäre zu verbreiten. Dabei helfen uns die sogenannten Sonnenwinde. Im Moment ist da aber relativ wenig Aktivität“, bedauert er. Das bedeutet aber nicht, dass im aufgerüsteten Ruderhaus des Museumsschiffes die sprichwörtliche Funkstille herrscht. Im Gegenteil. „In der letzten Stunde hatten wir Kontakt zu den Kollegen in Hamburg, davor war ich auf den Azoren, in Finnland und in Amerika“, zählt Herrmann auf. Den aktuell eingehenden Ruf ignoriert er allerdings. „Das ist ein Funkamateur aus Polen. Das ist mir zu langweilig.“ Immerhin hat er mit seiner aktuellen Wellenlänge an den drei Mikrofonen und vier Funkgeräten eine Reichweite von bis zu 10.000 Kilometern. Da ist der Ruf aus dem Nachbarstaat keine große Herausforderung. „Auch wenn der Empfang tatsächlich hervorragend ist.“ „Funker sind Bastler und Tüftler“, sagt Klaus Herrmann. Und in der Regel Männer gesetzteren Alters. „Stimmt“, sagt er, „auch wenn unser jüngstes Mitglied Ann-Kristin heißt und 15 Jahre jung ist.“ Dabei seien die Funker überaus aufgeschlossen und höflich gegenüber weiblichen Gleichgesinnten. „Ein männlicher Funker ist immer ein Old Man, also ein alter Mann, während Frauen automatisch als Rufzeichen eine Young Lady, also Junge Dame sind.“ Trotzdem sei das Hobby von Männern dominiert. Tüftler, die vor allem die technischen Grenzen ausloten. Zum Weltfunkertag gingen die Herren, aber auch die weiblichen Mitglieder an ihre körperlichen Grenzen. „Wir funken im Schichtbetrieb.“ Schließlich gelte zwar weltweit nur eine Uhrzeit, die „Greenwich Mean Time“ (die mittlere Sonnenzeit am Null-Meridian in Greenwich, London), aber durch die verschiedenen Zeitzonen liegt die beste – nachmittags – für die ARCL-Funker in Mannheim eben in nachtschlafender Zeit in Asien und umgekehrt. Und in den 48 angesetzten Stunden der weltweiten Funkaktion zählte jeder Kontakt. Eine echte Herausforderung für die 18 beteiligten Ludwigshafener Amateurfunker. „Dafür hatten wir hier eine Art Pfadfinderleben an Bord und durften sogar in den alten Kojen übernachten“, erzählt Herrmann. Dafür waren die „Gespräche“ mit den weltweiten Kollegen kurz. „Man tauscht den Namen und das Rufzeichen aus und sagt vielleicht noch etwas zur Stärke des Empfangs“, sagt Frank Humbert. Dann heißt es auch schon wieder „73“. Das bedeutet zur Verabschiedung: „Viele Grüße.“

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