Kreis Bad Duerkheim Gelenkige Fleischfresser

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Sie ist selten und sehr kletterfreudig, trägt viele gelben Punkten, ist ein Fleischfresser und in Deutschland „Reptil des Jahres 2015“: Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis). Die einzige heimische Schildkrötenart kann auch gut im Garten gehalten und hier sogar vermehrt werden, wie ein Beispiel aus dem mittleren Rhein-Pfalz-Kreis beweist.

„Wir pflegen schon seit 30 Jahren Sumpfschildkröten, haben immer noch Tiere aus der Anfangszeit da“, sagt der Züchter aus Birkenheide, der wegen möglichen Diebstahls der Reptilien lieber ungenannt bleiben möchte. Sumpfschildkröten sind wertvoll und außerdem für die Besitzer schon fast Familienangehörige. Das Gehege der Tiere umfasst einen Landteil, der auch der Eiablage dient, und einen Teich, in den starke Äste ragen: Plätze zum Sonnetanken. Die wechselwarmen Sumpfschildkröten verlassen an heißen Tagen schon gerne morgens das Wasser. Eine große Seerose stellt mit ihrem starken Wurzelwerk eine ideale Versteck- und Überwinterungsmöglichkeit für die Tiere dar. Umgeben ist das naturnah gestaltete Schildkrötenzuhause von großen glatten Steinen, die oben einen überbordenden und damit ausbruchsicheren Rand haben. „Sumpfschildkröten können äußerst gut klettern. Sie sind dreimal so gelenkig wie Landschildkröten“, berichtet der Züchter. Im Gegensatz zu diesen sind sie auch schon bei niedrigeren Temperaturen aktiv. „Wir haben sie bei mildem Wetter auch schon an Weihnachten beobachten können – wenn auch nicht gerade unter dem Weihnachtsbaum“, sagt der Mann und lacht. Mit den inzwischen zehn Alttieren züchtet die Familie auch Nachwuchs heran. Die Weibchen, die größer als die Männchen sind, graben für ihre sechs bis maximal 18 weißen, länglichen Eier ein Loch am Ufer. Die Gelege werden anschließend von den Züchtern in Brutschränke überführt. Die nach 60 bis 70 Tagen ausschlüpfenden Jungschildkröten haben einen Panzerlänge von 2,5 und eine Körperlänge von fünf Zentimeter. Aufgezogen werden sie in einem anderen Behälter als die erwachsenen Tiere. Der Schildkröten-Nachwuchs wird mit roten Mückenlarven aus dem Zoohandel hochgepäppelt, dazu kommt Wassergetier wie Kleinkrebse, das sich zwischen den Wasserlinsen ihres Beckens tummelt. Alle zwei bis drei Tage bekommen die erwachsenen Tiere ihr Futter in Form von Fisch, magerem Fleisch oder einem gesunden „Schildkrötenpudding“, den die Birkenheider aus einem Mix aus Eiern, Möhren, Rinderherz, Süß- und Salzwasserfischen sowie einem Kalk-Mineralstoff-Präparat selbst herstellen und mit Aspikpulver aufkochen. „Sumpfschildkröten sind vorwiegend Fleischfresser“, sagt der Schildkrötenexperte. „Sie sind deshalb auch besser für heimische Gartenteiche geeignet als exotische Zier- und Schmuckschildkröten aus Asien oder Amerika, die reine Pflanzenfresser sind und bepflanzte Teiche schon mal kahlfressen“, gibt er zu bedenken. Tiere gibt die Familie selbst nicht ab. Über die Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) sind aber Adressen von Züchtern zu bekommen, die ernsthaften Interessenten Jungtiere anbieten. Termin Am Samstag, 26. September, veranstaltet die DGHT-Regionalgruppe „Kurpfalz“ ihren 18. Schildkrötentag in Landau Im Fort 7 an der Universität. Einlass ist um 9 Uhr, Beginn um 9.30 Uhr. Informationen im Netz: www.dght-kurpfalz.de

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