Kreis Bad Duerkheim Eine ganz neue Schokoladenseite

Heimatforscher Paul Richter mit einem Buch über Milton Hershey, den Gründer der Schokoladenfabrik, deren markanten Namenszug des
Heimatforscher Paul Richter mit einem Buch über Milton Hershey, den Gründer der Schokoladenfabrik, deren markanten Namenszug dessen Nachfahren Donna und Wilson Hershey präsentieren.

Paul Richter und Karl Urban stecken mitten in den Recherchen für die neuen Friedelsheimer Heimatblätter. Ihr Thema ist dieses Mal die Auswanderung. Dazu kam diese Woche Besuch aus den USA: Donna und Wilson Hersheys Vorfahren stammten aus Friedelsheim.

Im 18./19. Jahrhundert wanderten innerhalb von 80 Jahren 400 Menschen aus Friedelsheim aus, so haben Richter und Urban herausgefunden, darunter viele Mennoniten. Um mehr über die Auswanderer zu erfahren, wandten sie sich an die Mennonitische Forschungsstelle in Weierhof bei Kirchheimbolanden. Zur gleichen Zeit forschten in Pennsylvania/USA Mitglieder der Familie Hershey nach ihren Wurzeln. 1717 waren ihre Vorfahren Christian und Adelheid (Adda) Hirschi nach Amerika emigriert, der 300. Jahrestag dieser Emigration stand an. Durch die Vermittlung der Mennonitischen Forschungsstelle kamen Richter und die beiden Mitglieder des heutigen Hershey-Clans, Donna und Wilson, zusammen. Im Juni hatte Richter einen Anruf vom Weierhof bekommen: Dort hatte sich ein Mr. Hershey angemeldet, der nach Friedelsheim kommen wolle, um das Dorf seiner Vorfahren zu besuchen. Gesagt, getan: Donna und Wilson Hershey aus dem County Lancaster/Pennsylvania schauten bei dem Hobby-Historiker vorbei. Richter zeigte ihnen den Ort und natürlich den Mennonitenhof. Dabei erfuhr der Friedelsheimer seinerseits Erstaunliches: Ein Mitglied der US-Familie, Milton Hershey, hatte im ausgehenden 19. Jahrhundert das größte Schokoladen-Imperium der USA aufgebaut, nachdem er zuvor schon dreimal mit der Herstellung von Sahnekaramellen pleite gegangen war. Hershey-Schokolade wird seit jeher nur für den heimischen Markt produziert und ist deshalb in Europa weitgehend unbekannt. Nur Kinder der Nachkriegszeit dürften sie gekannt und auch gegessen haben, denn Hershey Chocolate stattete das US-Militär im Zweiten Weltkrieg mit Schokoriegeln aus, die die GIs gerne auch an Kinder verschenkten. Die heutigen Hersheys haben mit der Schokoladenfabrik nichts mehr zu tun. Milton schenkte 1918 einer von ihm gegründeten Schule seine gesamten Hershey Chocolate Company Aktien. In der Nähe von Harrisburg liegt die von Milton gegründete Stadt namens Hershey. Er war ein Cousin zweiten Grades von Donnas Großmutter, erzählte sie beim Besuch in Friedelsheim am Montag. „Ich weiß nicht, was mein Urahn Christian Hirschi dachte, als er seinerzeit in Friedelsheim ankam. Ich weiß aber, ich würde dieses Dorf und die Weinberge ringsum mögen“, meinte Wilson. Denn die Hirschis waren schon nach Friedelsheim eingewandert, nachdem die Mennoniten aus der Schweiz vertrieben worden waren. Hier in der Pfalz wohnten sie in Gebäuden des Mönchshofs, den man später Mennonitenhof taufte. „Die Kriege zwischen Deutschland und Frankreich ließen viele Mennoniten als Bürger zweiter Klasse hoffnungsvoll auf Amerika mit seiner religiösen und wirtschaftlichen Freiheit blicken“, heißt es in einem eigens für das jüngste Familientreffen produzierten Film. Verstärkt worden sei der Wunsch durch die persönliche Einladung von William Penn, dem Gründer der damaligen Kolonie Pennsylvania. Von Penn persönlich kaufte Hirschi 500 Acres Land (ein Acre sind gut 4000 Quadratmeter) für 14 Cent pro Acre, berichtete Wilson. Der pensionierte Chemiker und seine Frau, ehemalige Lehrerin, betreiben als Hobby Landwirtschaft auf der von Wilsons Vater geerbten Farm und ernten hier Pfirsiche und Äpfel. Die Farm liegt nur zwei Meilen von dem Land entfernt, das sein Urahn einst von Penn kaufte. Vom 13. bis 16. September wurde in Lancaster/Pennsylvania das „300th Hershey Anniversary“ gefeiert. Etwa 200 Familienmitglieder seien gekommen. Für Mai 2019 planen Donna und Wilson mit 40 bis 50 Leuten eine „Heritage-Tour“ durch die Schweiz und Deutschland. Vermutlich wird es dann in Friedelsheim zu einem Wiedersehen kommen.

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