Kreis Bad Duerkheim Auswanderer-Nachkommen und die Jagd nach „Albatriche“

Aus dem Pfälzer Namen Hirschi wurde in Amerika Hershey. Im 18. Jahrhundert wanderten die Friedelsheimer in die Staaten aus.
Aus dem Pfälzer Namen Hirschi wurde in Amerika Hershey. Im 18. Jahrhundert wanderten die Friedelsheimer in die Staaten aus.

Einer der weltgrößten Hersteller von Schokolade hat Wurzeln in Friedelsheim. Im 18. Jahrhunderts wanderten die Hirschis nach Amerika aus. Im 19. Jahrhundert baute Milton Hershey mit Schokolade ein Imperium auf. Am Sonntag haben rund 40 Hirschi-Nachfahren Friedelsheim besucht und berichtet, dass es bei ihnen zu Hause so etwas wie „Albatriche“ gibt.

Der Friedelsheimer Mennonit Christian Hirschi verließ mit Frau Adelheid – Adda – und drei Kindern den Ort 1717 und wurde im Lancaster County in Pennsylvania sesshaft. Die Besucher kamen zum größten Teil aus diesem Bundesstaat aber auch aus New Mexico, Wisconsin, Michigan und Ohio. Vor zwei Jahren waren Donna und Wilson Hershey, wie sie heute heißen, bei Paul Richter zu Besuch, der mit Karl Urban die Geschichte der Friedelsheimer Auswanderer des 18. und 19. Jahrhunderts in den Friedelsheimer Heimatblättern (Heft 8) nachgezeichnet hatte. Auch im Heft „Unsere Suche nach den europäischen Wurzeln der Familie Hershey“ haben sich Donna und Wilson Hershey mit dem Thema beschäftigt. Milton Hershey hatte im ausgehenden 19. Jahrhundert das größte Schokoladen-Imperium der USA aufgebaut. Wahrscheinlich 1670 verließen drei oder mehr Hirschi-Brüder oder Cousins den Kanton Bern, von denen sich einer im Elsass niederließ und Christian weiter nach Friedelsheim reiste. Seinerzeit lebten viele der eintreffenden Mennoniten in den Gebäudekomplex, der heute noch Mennonitenhof genannt wird. Ungewohnte Töne in Amerika: „Wie häschd du?“ Nach einer Andacht mit Pastorin Gabriele Harder-Thieme und einem Mittagessen, das die Mennonitengemeinde organisiert hatte, hielt Richter einen Vortrag über die Geschichte Friedelsheims. Als ein katholischer Kurfürst Landesherr der Pfalz geworden war und Friedelsheim dem streng katholischen Grafen von Wiser übergeben hatte, habe dieser Reformierte und Mennoniten –„Täufer“ – schikaniert, wo er nur konnte. Vermutlich verließen sie Deutschland über Worms, kamen per Boot nach Rotterdam und von dort mit einem englischen Schiff nach New York. Die Mennoniten seien damals in Friedelsheim „nicht direkt ausgestoßen gewesen“, meinte Richter, aber in ihren Rechten stark beschränkt Die Gäste aus Amerika wurden in Gruppen durch den Ort geführt. Welcher Anblick sich Christian Hirschi im Mennonitenhof seinerzeit genau geboten habe, vermöge er nicht zu sagen, meinte Richter. Das restaurierte Waschhaus dürfte aber ähnlich ausgesehen haben wie heute. Erstaunliches kam bei dem Rundgang am Bürgerbrunnen mit seinen Elwetritschen heraus. In Pennsylvania schickt man Kinder im Sommerferienlager abends schon mal gerne mit Sack und Laterne auf die Jagd nach den „Albatritch“, erzählte Stephanie Stauffer aus Harrisburg. Ihr Großvater gehörte den „Amischen“ an, die überwiegend von Südwestdeutschen oder Deutschschweizern abstammen, wie die Hersheys. Die von ihnen besiedelte Region wird in Amerika als Pennsylvania Dutch Country bezeichnet, ihre Sprache heißt Pennsylvania Deitsch oder Pennsylvania Dutch. Von ihm ist Stauffer die Frage in Erinnerung : „Wie häschd du?“ Nach Kaffee und Kuchen bei den Mennoniten fuhren die Hirschi-Nachfahren mit dem Bus nach Worms, danach sollten noch Obernai im Elsass und Schangnau in der Schweiz besucht werden.

Der Mennoniten-Hof war Anlaufstelle auch für die Hirschis.
Der Mennoniten-Hof war Anlaufstelle auch für die Hirschis.
x