Karlsruhe Wieder einmal droht „Ofen aus“

Für die Produktion und Dekoration hochwertiger Keramik braucht es eine ruhige Hand. Die etwa 30 Mitarbeiter der Staatlichen Majolika-Manufaktur sind, was ihre Zukunft angeht, allerdings ans Zittern gewohnt. Noch vor vier Jahren schien nach vielen Aufs und Abs in der nun 114-jährigen Unternehmensgeschichte das endgültige Aus besiegelt. Jetzt schwebt dieses Gespenst wieder über dem Unternehmen.

Die Dinge sind kompliziert. Um die Manufaktur, die einzige noch verbliebene ihrer Art in Deutschland, doch noch zu retten, wurde vor vier Jahren eine Stiftung gegründet, die die Betriebs-GmbH übernahm. Gelände und Gebäude gingen damals von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) an die städtische Holding KVVH über. Alles schien wieder gut. Heute weiß Stiftungsvorstand Klaus E. R. Lindemann: „Wir haben damals einen Fehler gemacht, als wir den Vertrag zwischen der LBBW als Trägerin der GmbH und deren Holding als Eigentümerin eins zu eins übernahmen.“ Da steht nämlich auch drin, dass die Betreiberin für sämtliche Sanierungen aufzukommen hat. Das ist nun der entscheidende Punkt. Denn nun gibt es erheblichen Sanierungsbedarf und etliche Sicherheitsprobleme. Insbesondere die vier knapp 20 Meter hohen, zwischen 1932 und 1936 gebauten Kamine gelten als einsturzgefährdet. Da sie Teil eines Industriedenkmals sind, lehnt das Denkmalamt Abriss und Neubau ab. Es müsse „unverzüglich“ saniert werden. Die Kosten werden auf mindestens 1,6 Millionen Euro geschätzt. Aber da ist neben den das zwei Millionen Euro betragende Startkapital aufzehrenden jährlichen Betriebsverlusten in sechsstelliger Höhe noch mehr. So hat die städtische KVVH einige nötige Investitionen angemahnt, die sich aus den Verträgen von 2011 ergeben. Zudem läuft Ende dieses Jahres eine Sponsoring-Vereinbarung aus, die das Unternehmen faktisch mietfrei stellte. Vor diesem Hintergrund müsse bis September geklärt sein, wie es ab 2016 weitergehen solle, wird Oberbürgermeister Frank Mentrup zitiert. Einen Plan B scheint es städtischerseits zu geben, wonach bei stillgelegter Produktion Formen und Sammlung mit vager Hoffnung auf eventuelle Investoren erhalten werden würden. Fast trotzig verweist Lindemann darauf, dass die Manufaktur seit ihrer Gründung „nie in den schwarzen Zahlen“ gewesen sei. Die Stiftung selbst wäre von einer Insolvenz nicht betroffen. Fest steht aber: Die 1,6 Millionen oder mehr kann die GmbH nicht schultern. Gespräche mit der Stadt und den anderen Beteiligten laufen. Eine Insolvenz mag sich Lindemann derzeit noch gar nicht vorstellen. Aber: „Sollte sich zeigen, dass keiner an der Majolika interessiert ist, drehen wir den Schlüssel rum.“ (yst)

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