Karlsruhe Tag der Begegnung: Bedürftige drängen sich in die soziale Hilfseinrichtung

Helfer des Rotary Clubs bei der Essensausgabe im Haupt-Aufenthaltsraum der Tagesstätte in der Kriegsstraße.
Helfer des Rotary Clubs bei der Essensausgabe im Haupt-Aufenthaltsraum der Tagesstätte in der Kriegsstraße.

Schon kurz vor 11 Uhr standen am Samstag Menschen an, um in den Tagestreff „TÜR“, der Aufenthaltsstätte für Wohnungslose in der Kriegsstraße zu kommen. Es war ein besonderer Anlass, nämlich der jährliche „Tag der Begegnung“, den die Tagesstätte zusammen mit „Rotaract“, der Jugendorganisation des Rotary Clubs veranstaltet.

In die Räume in der Kriegstraße 88 kommen immer wieder auch Obdachlose aus der Südpfalz. „Die Infrastruktur in Karlsruhe ist halt besser, aber eigentlich ist der Tagestreff nur für Karlsruher“, sagt Christoph Schindler. Der Sozialarbeiter ist seit 20 Jahren für die Einrichtung zuständig und teilt sich dort die Arbeit mit drei weiteren Kräften. Aber abgewiesen wird natürlich keiner, schon gar nicht am „Tag der Begegnung“. Schindler kann stolz auf die Veranstaltung und den Tagestreff sein: Die Räume sind nicht nur picobello sauber, an diesem Tag wird auch sehr umfangreich Hilfe angeboten.

Dies ist möglich, weil die jungen Menschen von „Rotaract“ da sind. Das etwas kryptische Kürzel heißt ausgeschrieben „Rotary in action“ und deren Vertreter finden sich an diesem Tag nicht nur hinter der Essensausgabe, sondern haben auch zahlreiche Spenden gesammelt und mitgebracht. Schon am Vortag wurden Hygieneartikel zusammengestellt und in einzelne Beutel gepackt und die Kleider der Kleiderkammer vorsortiert.

Sogar für den Spüldienst in der Küche sind Rotary-Freiwillige eingeteilt. Der Erfolg gibt den Sozialarbeitern und den Rotary-Helfern recht. Die Leute drängen sich durch die Einrichtung, auch wenn die Kleidung nicht neu ist und es neben dem Kuchen nur Würstchen mit Kartoffelsalat gibt.

Auffällig ist, dass alle mit einem gewissen Respekt miteinander umgehen. Herumgeschubst wird niemand und jeder Gast wird gleichberechtigt behandelt. Das ist natürlich nicht immer so. „Die Stimmung kann auch mal kippen“, erzählt Schindler über den Alltag der Tagesaufenthaltsstätte. Ein älteres Ehepaar nimmt sich am Tag der Begegnung nur zwei Tassen Kaffee und zwei kleine Muffins und setzt sich abseits an einem der Tische, die in dem kleinen Innenhof aufgestellt wurden. Die beiden sind zwar nicht wohnungslos, aber von ihrer jahrelangen Arbeitslosigkeit geprägt. „Ich leiste mir den Luxus einer Dauerkarte für den KSC, für mehr reicht es nicht. Darüber hinaus sitze ich viel zu Hause“, erzählt der Mann, der den Tag nutzt, um die Aufenthaltsstätte kennenzulernen. Seine Frau kennt das Angebot der Diakonie, die die Einrichtung betreibt, schon länger. „Ich habe gehört, heute soll noch ein Friseur kommen“, hofft sie.

Sozialarbeiter Schindler und seinen Kolleginnen und Kollegen beraten und betreuen um die 500 Karlsruher Wohnungslose. Er schätzt, dass es in der Fächerstadt nochmal so viele gibt. Viele würden nicht auffallen, weil sie mal da, mal dort für ein paar Tage unterkommen. „Verdeckte Wohnungslosigkeit“ nennt er das. Und noch was habe sich geändert, berichtet Schindler: „Früher gab es mehr 'Berber', wie man es damals nannte. Heute ist die Anzahl der Wohnungslosen mit einer psychischen Erkrankung, die zu uns kommen, gestiegen“.

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