Karlsruhe Millimeterarbeit mit heißem Spezialstahl

91-94746508.jpg

Über 1200 Grad Celsius heiß ist der grell orange glühende Stahlzylinder. Und sobald der eine Tonne schwere Metallblock mit dem Stapler aus dem Ofen herausgeholt und in die Presse gelegt wird, machen sich drei Schmiede der Industrieschmiede Edelstahl Rosswag mit ihren Spezialwerkzeugen ans Werk und bringen das glühende Metall mit zielsicheren Schnitten und Schlägen in Form. „Man muss das Eisen bekanntlich schmieden, solange es heiß ist“, sagt Schmiedemeister Christoph Klameth

Denn nach 20 Minuten muss das abgekühlte Stahlstück zum erneuten Erhitzen wieder in den Ofen und erst nach rund vier Stunden ist aus dem klobigen Zylinder der Rohling eines Glockenklöppel geworden. Nicht nur irgendein Klöppel, wohlgemerkt, es ist der Klöppel für die größte schwingend geläutete Glocke auf der ganzen Welt. Die 25 Tonnen schwere und 3,3 Meter hohe Glocke wurde am 11. November von der österreichischen Glockengießerei Grassmayr für die Kathedrale der Erlösung des rumänischen Volkes in Bukarest gegossen. Die Kathedrale befindet sich derzeit noch im Bau und ab dem kommenden Jahr soll dort der über drei Meter lange und 629 Kilogramm schwere Klöppel aus Kleinsteinbach für den richtigen Ton sorgen. Die Rosswag-Schmiede ist seit einigen Jahren auf die Herstellung von extra großen Glockenklöppeln spezialisiert. Auch der Klöppel für die bislang größte freischwingende Glocke, der im Volksmund als „Dicken Pitter“ bekannten St. Petersglocke im Kölner Dom, wurde vor sechs Jahren hier geschmiedet. Und auch im Speyerer Dom werden die Glocken mit Rosswag-Klöppeln zum Klingen gebracht. Ein Gemeinschaftsprojekt mit der Gießerei Grassmayer war für Rosswag auch die Herstellung von Glocke und Klöppel der Friedensglocke des Alpenraums vor 20 Jahren in Tirol. Trotz der gewaltigen Dimensionen ist bei der Herstellung der extragroßen Glockenklöppel absolute Präzision gefragt. „Es ist regelrechte Millimeterarbeit“, betont Klameth. Für die Herstellung vertrauen die Rosswag-Schmiede auf den patentierten Spezialstahl RSK 100. „Dies ist ein besonders weicher Stahl, denn die Glocke darf durch das viele Läuten nicht zu sehr beschädigt werden“, so Klameth. Außerdem darf sich das Material auch bei den schwankenden Temperaturen von bis zu minus 30 Grad Celsius im Winter und über 40 Grad Celsius im Sommer nicht verformen. „Glocken sind ein traditionelles Thema, das die Menschen auf der ganzen Welt bewegt“, sagt Rosswag-Geschäftsführer Alexander Essig. Das Geläut der Glocken verbänden die Menschen mit wichtigen Ereignissen wie Hochzeiten, Feiertagen, Gottesdiensten und Frieden. |ekki

x