Karlsruhe Mehr Kirche als Mausoleum

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Die Großherzogliche Grabkapelle, von 1889 bis 1896 erbaut, liegt zwar etwas versteckt im Hardtwald errichtet, wird trotzdem erstaunlich viel besucht. Selbst von weit außerhalb reisten immer wieder Besucher an, sagt Petra Pechacek, die in der Zentrale der Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg (SSG) in Bruchsal unter anderem für die Grablege zuständig ist. Für diese wurde unlängst ein neuer Kunstführer herausgegeben. Den Anlass für den Bau gab der frühe Tod des jüngsten Sohnes von Großherzog Friedrich I. und seiner Frau Luise aus dem Hause Hohenzollern. Prinz Ludwig Wilhelm starb am 23. Februar 1888 mit 22 Jahren in Freiburg. Offiziell war von einer Lungenentzündung die Rede, in Wahrheit erlag der Fürstenspross wohl den Folgen eines Duells. Die Großherzogin, die im gleichen Jahr auch ihren Vater, Kaiser Wilhelm I., und ihren Bruder, den 99-Tage-Kaiser Friedrich III., zu betrauern hatte, wollte in ihrer Trauer um den Sohn in der „Abgeschiedenheit des tiefen Waldfriedens“ allein sein. In der Stadtkirche, wo sich seinerzeit die Grablege des Hauses Badens befand, wäre das kaum möglich gewesen. Die Gesamtleitung des Projekts lag im Wesentlichen in den Händen des Oberbaurats Friedrich Hemberger und seines Sohnes Hermann. Allerdings erschwerte der Großherzog mit diversen Änderungswünschen immer wieder die Fertigstellung. Die Grabkapelle, die eher als eine kleine Kirche als ein Mausoleum erscheint, weist außen wie innen Elemente verschiedener Stilepochen auf. Dass sie die beiden Weltkriege fast unbeschadet überstand, macht sie umso interessanter. In der Gruft, die nur bei Führungen zugänglich ist, befinden sich 18 Sarkophage mit den sterblichen Überresten von Mitgliedern des Hauses Baden einschließlich der Großherzogin Hilda, die 1952 als letzte hier bestattet wurde. Auffallend ist der Sarkophag der Großherzogin Luise (gestorben 1923) und zwar nicht nur wegen des roten Samts, sondern auch wegen der Beschläge mit katholischer Symbolik, was bei einer protestantischen ehemaligen Landesherrin eigenartig anmutet. Während die Sanierungen am Bau selbst schon vor einiger Zeit abgeschlossen wurden, geht die Arbeit doch nicht aus. Als nächstes steht die Sanierung des Dachstuhls an, an dem sich konstruktionsbedingt immer wieder Kondenswasser bildet. Günter Bachmann, der Leiter des Amtes Karlsruhe von Vermögen und Bau Baden-Württemberg, rechnet damit, dass die Arbeiten 2017 beginnen können und etwa ein Jahr dauern werden. Auch die unter dem Dachstuhl befindliche Orgel soll anschließend wieder restauriert und bespielbar gemacht werden. Immerhin handelt es sich dabei um eines der wenigen noch erhaltenen Instrumente aus der einstigen Durlacher Orgelfabrik Voit & Sohn. Allerdings sind hinsichtlich der künftigen Nutzung der Orgel für Konzerte noch wichtige Fragen zu klären. So die der verantwortlichen Trägerschaft in organisatorischer, technischer und finanzieller Hinsicht. Das könnte die SSG selbst, die Stadt oder die evangelische Kirche sein, aber das ist offen. Außerdem sei die Haupteingangstür seit einem Brandanschlag bislang lediglich provisorisch saniert und die wenig ansehnliche Außenanlage würde auch eine Erneuerung vertragen, so Bachmann weiter. im Netz www.grabkapelle-karlsruhe.de

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