Karlsruhe Kreativ in Kabul

Auf der Handarbeitsmesse Nadelwelt haben 175 Aussteller aus Deutschland, Frankreich und den Niederlanden gezeigt, was sich mit Nadeln und Textilien fertigen lässt. Das Herzstück der Nadelwelt bildeten 23 Ausstellungen von textilen Werken einzelner Künstlerinnen und Projektgruppen.

Historisches wie großformatige Quilte aus der Sammlung Evy Verbeek (Niederlande) und der Sammlung Sew-North (Irland) waren bei der Nadelwelt ebenso zu sehen wie die kleinformatigen Erzeugnisse aus dem Projekt „Aus der Küche“ der Initiative Textile Résonance, einem deutsch-afghanischen Projekt. Bei Textile Résonance sind 200 Stickerinnen aus Laghmani beschäftigt, einer Stadt ungefähr 60 Kilometer nördlich von Kabul. Sie unterstützen mit ihrem Einkommen aus der Stickerei ihre Familien. „Diese Stickereien sind ein Zusammenkommen von zwei Kulturen“, so Pascale Goldenberg, Gründerin von Textile Résonance. „Europäische Frauen schicken ihre Stickrohlinge nach Afghanistan, dort wird dieser von einer Afghanin mit Details zu einem bestimmten Thema versehen. Anschließend kommt er wieder zur Gestalterin nach Europa zurück und kann hier verkauft werden.“ In zehn Jahren sei Bemerkenswertes in Afghanistan passiert, so Goldenberg: Früher sei es eine Ausnahme gewesen, wenn ein Mädchen zur Schule ging – heute sei es eine Ausnahme, wenn Mädchen nicht zur Schule gingen. Wer als Stickerin arbeiten will, muss sich bewerben und durchläuft eine Prüfung. Sticken ist eine afghanische Tradition: Die Frauen besticken üblicherweise ihre Burkas mit geometrischen Mustern. An kreative Stickereien hätte zuvor aber noch keine gearbeitet, so Goldenberg. Mittlerweile ließen sich aber immer mehr Frauen für die Stickarbeit begeistern, afghanische wie europäische, das treibe Projekte wie ihres, in denen wildfremde Menschen zusammenarbeiten, stark voran.

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