Karlsruhe Karlsruher Fächer: „Badischer Aktenknoten“ ist bedroht

Der badische Aktenknoten ist eine noch heute in der Justiz in Baden praktizierte Form der Aktenbündelung mittels Schnüren.
Der badische Aktenknoten ist eine noch heute in der Justiz in Baden praktizierte Form der Aktenbündelung mittels Schnüren.

Da hat sich die Landesvereinigung Baden in Europa doch schon wieder gemeldet: Es droht eine echte Katastrophe, denn der sogenannte „badische Aktenknoten“ ist laut Presseberichten akut vom Aussterben bedroht. Schuld sind diesmal aber nicht die Schwaben, auch nicht die Großkopferten in Stuttgart, die Digitalisierung ist's. Bisher diente der badische Aktenknoten, um hoch amtliche Schriftstücke – Gerichtsurteile, Erbscheine oder ähnliches – mit Hilfe einer vorschriftsmäßig geknoteten Schnur am oberen Blattrand zusammen zu halten. Auf dass keine Seite unbedacht verschwindet oder hinzu gefügt werde und ganz am Ende der Amtshandlung kann auch noch ein schön altmodisches Wachs-Siegel drauf gedrückt werden. Doch auch in Baden, das sich bekanntlich seiner Fortschrittlichkeit rühmt, setzt die Justiz mehr und mehr auf die digitale Akte. Eigentlich schade, denn dieser badische Aktenknoten hatte durchaus seine Besonderheiten und Vorteile. Im Gegensatz zu Akten in Schnellheftern können die mit einer Schnur versehenen Schriftstücke knickfrei umgeblättert werden. Auf die garantiert irgendwann rostenden Büroklammern kann auch verzichtet werden. Im benachbarten Landesteil gab es so was übrigens nicht, die Schwaben setzten auf den Württembergischen Büschel, eine Art Loseblattsammlung, die als Krücke Seitennummern brauchte, damit nichts durcheinander kam Mit dem Nachteil, dass zusätzliche Aktenseiten im Mittelteil nach hinten alles veränderten. Schon seit 1967 setzt Württemberg auf die Hilfe von Schnellheftern, während in Baden weiterhin geknotet wurde und wird. In wenigen Jahren vielleicht nur noch im Museum.

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