Karlsruhe „Ich sehe eine Zukunft“

Der 26-jährige Syrer Amer Al-Atassi, der aus einer prominenten syrischen Familie stammt und, vor dem Krieg in seinem Land nach Deutschland geflohen und derzeit im Hotel Oberst in Waldsee untergebracht ist (wir berichteten), ist als Bürgerkriegsflüchtling anerkannt.

„Jetzt beginnt mein Leben und ich sehe meine Zukunft“, ist Al-Atassi dankbar über die Anerkennung. Nun, wo das über vier Monate dauernde Warten auf die Bearbeitung seines Asylantrags vorbei ist und er ein Bleiberecht für drei Jahre hat, will der Syrer den Integrationskurs absolvieren; das heißt vor allem Deutsch lernen und selbst für seinen Lebensunterhalt arbeiten. Dabei strebt der ehemalige Jura-Student eine Ausbildung zum Flugzeugbauer an. Auch den Nachzug seiner Mutter, die es durch den Krieg in Syrien in die Türkei verschlagen hat, und seiner Ehefrau, die in den Libanon geflohen ist, will er nun angehen. Durch die RHEINPFALZ-Berichterstattung angestoßen, erhält Al-Atassi bereits seit drei Wochen von einem Privatmann in Ludwigshafen Deutschunterricht auf ehrenamtlicher Basis. Asylverfahren von syrischen und von irakischen Antragstellern jesidischen oder christlichen Glaubens werden nach Mitteilung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) momentan bevorzugt in einem vereinfachten Verfahren bearbeitet. Damit werde der Auftrag der Innenminister von Bund und Ländern vom 17. Oktober vergangenen Jahres erfüllt, Asylanträge von Flüchtlingen aus extrem unsicheren Herkunftsländern zügig zu beantworten. Bei Amer Al-Atassi war es laut BAMF allerdings durch ein Versehen zu einer Verzögerung gekommen. Der Fragebogen sei „versehentlich in die Akte aufgelöst worden, ohne dass eine Vorlage beim Entscheider erfolgte.“ Erst durch die RHEINPFALZ-Anfrage bei der Pressestelle kam die Akte zur Vorlage und die Entscheidung wurde zügig getroffen. Wie berichtet, stammt Al-Atassi aus einer der prominentesten Familien des Landes. Sein Großonkel Haschim Chalid Al-Atassi war in den Jahren 1936 bis 1939, 1949 bis 1951 und 1954/1955 dreimal syrischer Staatspräsident. Weitere Verwandte übernahmen führende Rollen in der syrischen Politik und beim Militär, andere waren im diplomatischen Dienst tätig, zum Beispiel als Botschafter in der Bundesrepublik. (ast)

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