Karlsruhe Hundemaler trifft auf Heuwagen

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In den höchsten Tonen gelobt wurde bei der Vernissage am Freitagabend die Begegnungsausstellung von Heinrich Bürkel und Johann Adam Klein in der Alten Post in Pirmasens. Die Vernissagenredner attestierten den 1792 und 1802 geborenen Künstlern, ihrer Zeit weit voraus gewesen zu sein.

Drei Monate lang hängen nun in den Wechselausstellungsräumen 97 Blätter der beiden Künstler, die sich zu Lebzeiten vielleicht begegnet sind und angeblich sogar Motive ausgetauscht haben sollen. Belegt ist nichts davon. Tatsache ist der gewaltige Unterschied zwischen den beiden. Der Pirmasenser Bürkel war zu Lebzeiten extrem erfolgreich. Obwohl er nur Autodidakt war, schaffte er es zum gefeierten und reichen Malerfürsten in München. Der Nürnberger Klein hingegen war nicht ganz so erfolgreich in finanzieller Hinsicht. Seine Radierungen waren zwar auch begehrt, aber eben als Grafiken nicht so hochpreisig wie Bürkels Ölbilder. Zu seiner Zeit galt Klein jedoch als geschätzter Tiermaler. Betuchte Herren seien zu ihm gekommen, um nicht selbst in Öl auf Leinwand verewigt zu werden sondern den Hund, wie der Klein-Sammler Volker Lehnert aus Stuttgart bei der Vernissage sagte. Das Genre des Tiermalers sei zur Zeit Kleins und Bürkels ein sehr hoch geachtetes Metier gewesen. Klein selbst war weithin als Spezialist für Hundeporträts bekannt. Und so finden sich denn auch in der Ausstellung zahlreiche Blätter mit Abbildungen von Hunden, Pferden, Kamelen oder auch Rindviechern und Schweinen. Handwerklich brillante Radierungen des Nürnbergers treffen auf Skizzen des Pirmasensers Bürkel in der Ausstellung. Die Co-Kuratorin Cecile Prinz hat für die äußerst fein gearbeiteten Blätter Kleins mehrere Lupen in der Ausstellung bereitgelegt. Der Künstler soll sich durch die Arbeit an seinen Bildern die Augen ruiniert haben. Dem stehen die schnell dahin geworfenen Skizzen Bürkels gegenüber, die von diesem mit Sicherheit in der Mehrzahl der Fälle nie für eine Veröffentlichung gedacht waren. Da baumeln über einer Landschaft zwei Beine im leeren Raum oder in einer freien Ecke hatte Bürkel fix einige Zahlen zusammengerechnet. Ein anderes Blatt zeigt zwei Dutzend Schlittenvariationen, die dem Künstler irgendwo begegnet sein dürften. Was der Qualität der Blätter natürlich keinen Abbruch tut. Seiner Zeit voraus sehen Lehnert und der Initiator der Ausstellung, der Pirmasenser Künstler Matthias Strugalla, die beiden Künstler als Repräsentanten eines Realismus, wie er anno 1840 noch nicht so richtig in den Museen angekommen war. Bürkel folgte der Mode des wohlhabenden Bürgertums und malte romantisch-verklärte Szenerien, bei denen selbst ein umgestürzter Heuwagen noch anmutig wirkte. Klein hingegen war purer Realist, der in seinen Radierungen nichts erzählte sondern lediglich beschrieb, wie es war, exakt in diesem Moment ohne Vergangenheit und Zukunft. Der Nürnberger beschönigte nichts und zeigte Soldaten, wie sie waren beim Essen, Lagern oder Pferde versorgen. Das war laut dem Klein-Sammler Lehnert zu der damaligen Zeit etwas Neues und Ungewohntes. Insofern sind die fast schon peniblen Beobachtungen Kleins allein schon als Zeitdokument wichtig und erzählen mehr und vor allem authentisch über die Jahre der napoleonischen Kriege, das Leben kurz vor der Industrialisierung, während auf Bürkels Blättern schon fleißig die gute, alte Zeit verklärt wurde. Das Landleben als Idyll gepriesen, das es keinesfalls war und die Landschaft noch einmal in all ihrer Pracht sich entfalten konnte, bevor der Mensch mit seinen Maschinen alles umkrempelte. Ausstellung Bis 12. Juni dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr.

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