KARLSRUHE Hochschule Karlsruhe: Erste Frau an der Spitze

Sieht sich als fachfremde Professorin nicht vorbelastet: Rektorin Rose Marie Beck.
Sieht sich als fachfremde Professorin nicht vorbelastet: Rektorin Rose Marie Beck.

Die Hochschule Karlsruhe hat eine neue Rektorin. Nachdem Professorin Rose Marie Beck bereits im Oktober mit überwältigender Mehrheit gewählt wurde, trat die Nachfolgerin von Professor Frank Artinger mit dem offiziellen Beginn des Sommersemesters am 1. März ihr Amt an.

Mit der neuen Rektorin kommen zwei Neuerungen an die Hochschule. Zum einen steht in der Geschichte der Hochschule – die immerhin schon 1878 als Großherzogliche Badische Baugewerkeschule gegründet wurde – erstmals eine Frau an der Spitze. Zum anderen ist diese Position fachfremd besetzt, denn Beck ist Professorin für Afrikanistik. „Kein Problem“, sagt sie. Als Frau könne sie Vorbild für andere Frauen sein, dass es möglich sei, in Spitzenpositionen zu kommen, und als Fachfremde habe sie sogar einen Vorteil: „Ich bin nicht vorbelastet“. So könne sie vielleicht besser helfen, die sehr gut positionierte Hochschule in Zeiten der gesellschaftlichen Transformation weiterzuentwickeln.

1964 im schweizerischen Luzern geboren, hat Beck nach der Matura 1985 zunächst kurz die Französisch-Sprachschule der Universität Genf besucht. „Auf Wunsch der Eltern, ich sollte etwas Ordentliches machen“, sagt sie. Ihre weitere Studienzeit und auch das Berufsleben hat sie in Deutschland verbracht.

Ein Jahr in Mosambik

Seit Beck als 16-Jährige ein Jahr als Austauschschülerin in Mosambik lebte, habe sie den Wunsch gehabt, Afrikanistik zu studieren. Diesen Wunsch setzte sie mit den Zusatzfächern Germanistik und Pädagogik in Köln um. 1993 machte sie ihren Magister, 2000 promovierte sie, und 2008 folgte die Habilitation in Frankfurt. Parallel sammelte sie Erfahrungen als Wissenschaftliche Mitarbeiterin und als Vertretungsprofessorin in Hamburg.

2010 folgte ihre Berufung als Professorin für Afrikanistik am Institut für Afrikastudien der Universität Leipzig. 2018 wurde sie dort zur Dekanin der Fakultät für Geschichte, Kunst- und Regionalwissenschaften gewählt. Der Fachbereich bot zu dieser Zeit 44 Studiengänge an, war verantwortlich für drei Museen und mehrere Sammlungen. Beschäftigt waren damals 48 Professoren und rund 200 Mitarbeiter, etwa 3000 Studierende waren zu Becks Amtsantritt immatrikuliert. 2019 folgte ihre Wahl zur Dekansprecherin aller 14 Fakultäten. In dieser Funktion war Rose Marie Beck ab 2020 auch Mitglied des Krisenstabs der Universität Leipzig während der Corona-Pandemie.

Neue Herausforderung

Als der Krisenstab nach der Pandemie aufgelöst wurde und sie wieder „normale“ Professorin war, habe sie gemerkt, dass ihr Lehre und Forschung nicht mehr reichen, auch wenn sie ihr Fach nach wie vor liebe, sagt sie. So habe sie sich auf einige Stellen beworben – und fand in Karlsruhe nun eine neue Herausforderung.

Hier sei sie bisher überall hervorragend aufgenommen worden, berichtet Beck. Obwohl ihr Dienst erst am 1. März begann, habe sie sich schon einige Wochen zuvor immer wieder in Karlsruhe aufgehalten und mit Professoren, Mitarbeitenden und Studierenden sowie Vertretern aus Wirtschaft und Politik gesprochen.

„Gut aufgestellt“

„Ich sehe die Hochschule gut aufgestellt, mit modernen Studienangeboten junge Menschen zu überzeugen, sich hier zu den so dringend gesuchten Fachkräften ausbilden zu lassen“, sagt die neue Rektorin. Allerdings werde man den Zielgruppen noch stärker vermitteln müssen, dass sich das Bild des Ingenieurberufs deutlich gewandelt habe und sich zukünftig weiter verändern werde, schränkt sie ein. „Wir werden mit fakultätsübergreifenden und interdisziplinären Studienangeboten zeigen, wie wichtig, aber auch spannend die technischen Berufe auf dem Weg zur Klimaneutralität und zunehmender Digitalisierung sind“, sagt sie. Beck, selbst Mutter zweier erwachsener Söhne, ist überzeugt: „Wir werden so versuchen, das Interesse der Jugendlichen zu gewinnen und die Attraktivität der Hochschule Karlsruhe als Studienort, aber auch als Arbeitgeber weiter zu stärken.“

Auf das Leben in der Fächerstadt freut sich Rose Marie Beck, die in einigen Städten im In- und Ausland gelebt hat. Der Hochschul-Campus und die Stadt seien sehr schön, die Menschen sehr freundlich, ergänzt sie. Zudem liege Karlsruhe näher zur Schweiz. Denn will die Rektorin entspannen, fährt sie am liebsten zu einem Ferienhaus auf einer Alm bei Luzern, das der Vater ihr und den fünf Geschwistern geschenkt hat.

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