Bruchsal Heimischer Spargel und Erdbeeren sind zu teuer

Der deutsche Spargel ist den meisten Kunden offenbar zu teuer. Sie kaufen eher ausländische Stangen.
Der deutsche Spargel ist den meisten Kunden offenbar zu teuer. Sie kaufen eher ausländische Stangen.

Noch knapp sechs Wochen sind es bis zum Ende der Spargelsaison am 24. Juni. Trotz guter Ernte sind die Landwirte bisher jedoch nicht zufrieden. Und auch die Erzeuger von Erdbeeren klagen über einen schlechten Saisonstart.

Hauptgrund für die Klage von Spargel- und Erdbeerbauern ist der Import von ausländischen Waren bis Mitte Mai, was den Preis für heimische Erzeugnisse stark gedrückt habe. Zudem sorgten teilweise überzogene Preise des Handels für regionalen Spargel und Erdbeeren für großen Unmut bei den Käufern, die sich übervorteilt fühlten.

„Wir sind ernüchtert und enttäuscht. Mit Corona, dem Krieg in der Ukraine und der Klimakrise dachten wir, es sollte nun jedem klar geworden sein, wie wichtig die Produktion von Lebensmitteln im eigenen Land ist. Weit gefehlt, der Handel hält bis mitten in die Saison hinein neben dem heimischen Spargel Importware zu Spottpreisen in seinen Regalen. Kaum besser ergeht es den Erdbeeren. Man importiert Bio-Ware aus weiter Entfernung und lässt den heimischen Anbau gegen die Wand fahren, wohlwissend, dass dies die Existenz der Landwirte gefährdet, und Regionalität und Saisonalität eine Menge CO2 einsparen und das Klima schonen“, sagt Simon Schumacher, Vorstand im Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände.

Importware ist günstiger als regionale Produkte

Importspargel und Importerdbeeren können in Deutschland deswegen günstiger als deutscher Spargel angeboten werden, da die Löhne niedriger sind: In Italien gibt es keinen Mindestlohn. In Spanien liegt der Mindestlohn bei 6,06 Euro pro Stunde, in Griechenland gar bei 3,83 Euro pro Stunde und in Ungarn liegt er bei 3,21 pro Stunde. Mit aktuell 9,82 Euro pro Stunde liegt Deutschland deutlich höher.

Laut der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI), wurde das Preisniveau vom Spargel nach Ostern auf allen Handelsebenen zurückgenommen. Während die Mengen für das Ostergeschäft nur knapp ausreichend waren, hat sich nach Ostern schnell ein Überangebot aufgebaut. Laut AMI waren 2021 April und Mai die Monate mit den stärksten Importen von Spargel, vor allem Grünspargel. 2022 liefen Mitte Mai immer noch Angebote im Lebensmitteleinzelhandel für Importspargel. 10 von insgesamt 60 Werbeanstößen entfielen auf Importe, das meiste davon war grüner Spargel.

Zudem waren – bedingt durch die Inflation und die Unsicherheit angesichts der Weltlage – Käufer von Spargel und Erdbeeren aus der Region in dieser Saison bisher zurückhaltender als erwartet. Weswegen die Nachfrage nach Spargel nur zu und an den Ostertagen sehr zufriedenstellend und am Muttertag gut war. Die Nachfrage nach regionalen Erdbeeren war verhalten und nehme nun erst mit den warmen Tagen zu. Eine Umfrage des Netzwerks der Spargel- und Beerenanbauer, die vom 10. bis 16. Mai stattfand und an der 274 Betriebe teilnahmen, zeigt folgendes Bild vom Spargelmarkt.

Absatzsituation: schlecht bis sehr schlecht

Im Handel geben die Hälfte der Befragten (51 Prozent) an, dass die Absatzsituation schlecht bis sehr schlecht im Vergleich zu einem durchschnittlichen Jahr läuft. Weniger als jeder fünfte Befragte (17 Prozent) bewertet den Verkauf noch als mittelmäßig, nur 8 Prozent als gut bis sehr gut. Die Gastronomie läuft gut bis sehr gut bei 42 Prozent, bei 35 Prozent mittelmäßig, bei rund 12 Prozent schlecht bis sehr schlecht.

Was den Erdbeermarkt betrifft, so bewerten 42 Prozent der Anbauer den Absatz in der Direktvermarktung als gut bis sehr gut und rund 46 Prozent als mittelmäßig und knapp 10 Prozent als schlecht bis sehr schlecht. Beim Handel ist die Lage viel schlechter: nur 10 Prozent bewerten den Absatz als gut bis sehr gut, 29 Prozent als mittelmäßig und 30 Prozent als schlecht bis sehr schlecht. Den Absatz über die Gastronomie bewerten knapp 12 Prozent der Erdbeerproduzenten als gut bis sehr gut, und rund 23 Prozent als mittelmäßig und rund 23 Prozent als schlecht bis sehr schlecht.

Auf die Frage, welche Maßnahmen den Absatz ankurbeln würden, wurden folgende Antworten gegeben: 87 Prozent der Spargelanbaubetriebe fordern vom Handel in der Saison eine Umstellung auf deutsche Ware, 84 Prozent von ihnen wünscht sich eine klare Hervorhebung der Qualitäten und Vorteile der heimischen Erzeugung und 72 Prozent mehr Werbung für den deutschen Spargel durch den Handel.

Vieles dreht sich um den Mindestlohn

Die aktuelle Situation gäbe den Spargel- und Erdbeerproduzenten laut Verband schon einen bitteren Vorgeschmack auf das, was sie im Jahr 2023 mit 12 Euro Mindeststundenlohn erwartet.

„Die Anbauer und Anbauerinnen bezahlen gerne 12 Euro Stundenlohn, aber dieser setzt faire Preise voraus. Aktuell zeigt sich deutlich, dass die heimische Produktion nicht entsprechend geschätzt und entlohnt wird. In der Branche wird der Unmut immer größer. Denn die Anforderungen wachsen, die Produktionskosten steigen, der Druck auf die Preise wird größer. Wenn sich die Preise nicht entsprechend des Mindestlohns anpassen, wird das die Existenz vieler Betriebe kosten“, sagt Fred Eickhorst, Vorstand im Netzwerk der Spargel- und Beerenverbände.

Auch die Erdbeer-Anbauer in der Region klagen über verhaltenes Interesse an den süßen Früchten.
Auch die Erdbeer-Anbauer in der Region klagen über verhaltenes Interesse an den süßen Früchten.
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