Karlsruhe Er braucht täglich Schokolade

„Bei mir vergeht kein Tag, an dem ich keine Schokolade esse - und auch keiner ohne ein gutes Glas Wein“, bekennt Walter Müller, Vorstandsvorsitzender von Wawi. Als Geschäftsmann müsse er schließlich wissen, wie seine Schokolade schmeckt. Außerdem mache sie glücklich. Deswegen kostet er jeden Morgen von der Tagesproduktion. Und natürlich immer wieder von der Konkurrenz. Und selbst wenn er unter der Woche versucht, Kalorien zu reduzieren, auf Schokolade verzichten würde er nie. Firmenchef Müller ist gerade von einer Geschäftsreise zurückgekehrt. Er war in China, Kanada und Rumänien, wo das Unternehmen Standorte unterhält und freut sich, wieder in seinem Büro am Horeb zu sein. Das liegt an dem fantastischen Panorama, das er von dort aus hat, vielleicht aber auch am blühenden Ostergeschäft. Tausend Tonnen Schokolade wurden in seinem Schokoladenimperium weltweit in Osterform gebracht. Das entspricht ungefähr zehn Millionen Osterhasen, von denen 80 Prozent für den Export bestimmt sind. Sogar in China läuft die Osterproduktion, weil sich Hunderttausende von Europäern in den Großstädten über die süßen Osterboten freuen. Bei Wawi gebe es zwar auch Lämmchen, Küken und Enten, so der Geschäftsmann, aber der Schoko-Mümmelmann sei zu Ostern der absolute Verkaufshit. Aus diesem Grund wurden in der Fabrik in Münchweiler ausschließlich Schokoladenhasen produziert - und zwar vollautomatisch. Das bedeutet, dass sie gegossen und eingewickelt wurden, ohne dass ein Mitarbeiter Hand angelegt hat. Es gibt aber auch Hasen-Varianten, die in zwei Aluminium-Hälften gegossen und manuell geschlossen werden, zudem die „nackten“ Hasen in Zellophan. Die tragen nur eine Schleife und sind mit bis zu vier Farben handbemalt. Und es gibt sie in vielen Größen: Kleine Wichtelhasen, die gerade mal 12,5 Gramm wiegen, fünf Varianten von 30 bis 200 Gramm, bis hin zu „Molly“, dem größten Hasenmodell, das stolze zwei Kilogramm auf die Waage bringt. Meist sind die Hasen aus Vollmilchschokolade, weil diese Kindern einfach am besten schmeckt. Eine Ausnahme gibt es da allerdings. „Meine Tochter Lara (8) liebt weiße Schokolade“, freut sich Müller. Deswegen bekomme sie von ihm einen 1000 Gramm schweren weißen Hasen, von dem sie gerne auch mal ein paar Schokoladenstückchen in die Milch rühre. Aber vorher will sie das Schoko-Langohr suchen. Das hat sie sich ausdrücklich gewünscht. Er selbst hat an Ostern von Hasen und Eiern genug. Ob er auch ein süßes Osternest bekomme? Nein, sagt der Mann aus der Gründer-Dynastie, für ihn sei schließlich monatelang jeden Tag Ostern oder Weihnachten. Da relativiere sich das Verlangen.Und wie steht es mit dem Hasen-Design? „Das ändert sich mit der Zeit“, erzählt der Sohn des Firmengründers. „Ich schaue mich auf den Märkten um und wenn mich eine Form inspiriert, beauftrage ich einen externen Designer.“ Eine eigene grafische Abteilung habe er nicht. So kommt es, dass die Damen und Herren Häschen in Dirndl und Tracht mit Kulleraugen noch immer im Sortiment sind, aber auch kindlichere, modernere Formen dazukommen: Häschen mit weißen Bäuchlein und naiven Gesichtern. Insgesamt werden die Produkte farbenprächtiger. Bei Wawi gibt es sogar die Biene Maja. In diesem Fall erwirbt Wawi die Lizenz für die Figur. In England, dem stärksten Exportmarkt von Wawi, sieht die Edition des Osterhasen ganz anders aus. Das gilt auch für Rumänien, wo die Produktion für den Balkan läuft und kleine Serien produziert werden. Dort gibt es zu Ostern zum Beispiel Baumkuchen, aus denen ein Wawi-Osterhase herausschaut. Und in Kanada sind sogar pinkfarbene Häschen mit sehr langen Ohren im Angebot. Dafür hat Australien den höchsten Pro-Kopf-Verbrauch an Osterhasen. Das liege am Wetter, erklärt Müller, dort beginne jetzt der Herbst und die Menschen hätten Heißhunger auf Schokolade. Dass die Menschen offenbar lieber an einem Hasenohr knabbern als an einer Tafel Schokolade, ist sein großes Glück. Einen Produktionszuwachs im Vergleich zum Vorjahr, wie er von der Deutschen Süßwarenindustrie bekanntgegeben wurde, kann er nicht bestätigen. Seit Jahren seien die Maschinen bei Wawi ausgelastet, oft sogar im Drei-Schicht-Betrieb. Zu verzeichnen seien lediglich leichte Schwankungen von plus minus fünf Prozent. Allerdings sei der Weihnachtsmarkt mit 3000 Tonnen Schokolade immer relevanter für die Pirmasenser Chocolatiers. Bio-Produkte gibt es bei Wawi nicht, auch wenn das Unternehmen eine entsprechende Lizenz habe. Das sei so, weil der Biomarkt nur einen Marktanteil von fünf bis sechs Prozent ausmache. Bei Süßigkeiten sinke er sogar auf zwei Prozent, laktosefreie Produkte gebe es aber. „Es wäre doch schade, wenn Allergiker auf den Genuss von Schokolade verzichten müssten“, findet Müller. Von veganen Produkten hält der Geschäftsmann nichts. Und so wird es bei Wawi auf absehbare Zeit keine Hasen aus Sojamilch geben. Das sei gegen seine Philosophie, betont der Genussmensch.

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