Karlsruhe Dreyer gegen Euroskepsis

Erstmals seit ihrem Amtsantritt besuchte Ministerpräsidentin Malu Dreyer nun die südlichste Ecke ihres Bundeslandes, um sich direkt an der Grenze zu Frankreich über die Arbeit des grenzüberschreitenden Zweckverbandes Eurodistrict Regio Pamina zu informieren.

Dass es zwei Jahre bis zum Besuch gedauert habe liege keinesfalls daran, dass sie die Südpfalz mit ihrer Grenze zu Frankreich vergessen habe oder gering schätze, antwortete sie auf die Frage einer Pressevertreterin, sondern sie habe im Gegenteil durch ihre bisherige Arbeit und regelmäßige Informationen immer gewusst, „dass die Partnerschaft im Pamina-Raum bestens funktioniert, und dass es kein Grund zur Sorge oder zum Eingreifen gibt“. Als überzeugte Europäerin zeigte sie sich – gerade in Europa-skeptischen und schwierigen Zeiten besonders erfreut darüber, dass in dieser Region aus Zusammenarbeit längst Freundschaft entstand, „ein Privileg, für das wir dankbar sein müssen“. Im Alten Zollhaus in Lauterburg war sie auf Einladung des Germersheimer Landrats Fritz Brechtel, dem derzeitigen Vorstand und weiteren Vorstandsmitgliedern des Zweckverbands sowie mit Ehrenamtlichen im Gespräch über deren Arbeit für bisherige und neue Projekte. Diese Projekte werden über das neu aufgelegte Förderprogramm der Europäischen Union Interreg V im Bereich Wirtschaft, Infrastruktur und soziale sowie ökologische Zukunftsfähigkeit gefördert. Vorgestellt wurde mit hoher Priorität das Projekt grenzüberschreitender Arbeitsmarkt. Zwar arbeiten schon viele Elsässer in der Pfalz und Baden, doch verstärkt sollen Jugendliche aus Frankreich für Berufe im Dualen Ausbildungssystem in Deutschland qualifiziert werden. „Beide Seiten gewinnen, deutsche Betriebe finden qualifizierten Nachwuchs und französische Jugendliche einen Arbeitsplatz“, argumentierte Fritz Brechtel. Neben sprachlichen Hürden sei es wichtig, in Frankreich über die hohe Qualität dieser Berufsausbildung zu informieren. Eng mit dem Arbeitsmarkt und seinen Pendlern verbunden ist das weitere Projekt „Verbesserung des Schienennahverkehrs“, informierte Werner Schreiner, Beauftragter von Rheinland-Pfalz für grenzüberschreitende Zusammenarbeit. „Es wurden zwar schon riesige Fortschritte gemacht, bei denen Rheinland-Pfalz sogar teilweise in Vorleistung ging, doch mit Fahrplänen und technischen Aufgaben bleibt noch genug zu tun“. Notwendig sind nach den Förderrichtlinien schon immer die finanziellen und partnerschaftlichen Anstrengungen auf beiden Seiten der Grenze, erläuterte Schreiner, doch nach den neuen Förderrichtlinien gilt als Erschwernis, dass auch die Erfolgsaussichten eines Projektes darzulegen seien. Dies wird auch eine höhere Hürde für den „Kleinprojekte-Fond“ werden, den es nur im Pamina-Raum gibt, fürchtet Landrat Brechtel. Dieser Fond unterstützt grenzüberschreitende Aktivitäten von Vereinen, Partnerschaften und sonstige Initiativen in Sport oder Kultur, bei denen die Begegnung der Menschen im Vordergrund stehe. Für die Menschen und das Klima des Zusammenlebens sei das eine prima Sache, aber nicht unbedingt mit monetären Maßstäben messbar. Für all diese Projekte und Themen, aber auch für die ganz konkreten Anliegen der Menschen diesseits und jenseits der Grenze wird im Pamina-Büro im Alten Zollhaus gerne und möglichst unbürokratisch Unterstützung angeboten, betonte Direktor Patrice Harster, während Ministerpräsidentin Malu Dreyer zum Abschluss auch besonders die Arbeit der Ehrenamtlichen in Vereinen und Initiativen würdigte, „Europa lebt von den Menschen, besonders in den Grenzregionen“. (bp)

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