Karlsruhe Der Pfarrer bügelt selbst

Es gibt eine Institution in Speyer, bei der die Körpermaße vieler Priester im Bistum Speyer gespeichert sind, und das ist nicht beim Bischof: die Paramentenwerkstatt der Schwestern vom Institut St. Dominikus. Sie verwahrt Größe und Armlänge der Priester, der Taillenumfang wird für Gewänder nicht gebraucht. Paramente sind alle Textilien, die im Kirchenraum und in der Liturgie verwendet werden. Schwester Felicis vom Institut St. Dominikus hat das Anfertigen und Besticken von Paramenten von der Pike auf gelernt: Als junge Ordensschwester ging sie bei der Firma Püttmann in Speyer in die Lehre und schloss sie mit dem Gesellenbrief ab. Ihr zur Seite stehen die Schwestern Ingeberga und Ellengard. Im großen, hellen Atelier stehen Nähmaschinen, Bügelbretter und schmale Tische, auf denen die zu bestickenden Teile aufgespannt werden. Schwester Felicis öffnet einige hohe Wandschränke und zeigt Stoffballen in allen liturgischen Farben. Sehr kostbare Stoffe sind dabei, etwa Seidendamast und weißer Eisnadelbrokat. „Die meisten Pfarrer bevorzugen heute Mischgewebe aus Wolle mit Kunstfasern oder Cottonova für die Albe, weil sie pflegeleicht sind“, sagt Schwester Felicis. Der Pfarrer von heute wäscht und bügelt nämlich selbst, nur wenige haben noch eine Haushälterin, bei manchen hilft die Mutter. „Chemische Reinigung ist nicht zu empfehlen, das gibt einen Grauschleier. Am besten wäscht man die Sachen bei 30 bis 40 Grad in der Waschmaschine“, so Schwester Felicis. „An manchen Tagen geben sich die Kunden die Klinke in die Hand“, so Schwester Felicis. Nicht nur Priester des Bistums Speyer lassen in Speyer arbeiten, auch aus den Nachbarbistümern Mainz, Trier und Freiburg kommen Interessenten. „Manchmal hat ein Pfarrer sehr genaue Vorstellungen. Unsere bisher aufwendigste Stickereiarbeit zeigte auf Gewand und Stola die Heiligenfiguren der Kirche.“ Rund dreieinhalb Meter Stoff sind für ein Messgewand nötig und zehn Stunden Arbeitszeit – ohne Stickerei, sagen die Spezialistinnen. Ein Gewand mit eingewebtem Muster ist für etwa 700 Euro zu haben, mit Stickerei kann es bis etwa 3000 Euro kosten, je nach Arbeitsaufwand. Wie steht es um Modetrends bei Gewändern? „Moden gibt es nicht, Neuheiten schon“. Erst in den letzten 30 Jahren durchgesetzt haben sich „Mantelalben“: Sie haben richtige Ärmel, so dass man nicht sieht, was der Pfarrer drunter trägt. „Sehr praktisch für den Sommer“, klärt Schwester Felicis auf. „Man muss aber aufpassen, denn bunte Hemden oder T-Shirts zeichnen sich durch den hellen Stoff ab.“

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