Karlsruhe Bierdosen sichern Stabilität

Auf dem Parkplatz des Mannheimer Benjamin-Franklin-Village haben die Motoren geröhrt. Das Rennteam der Formula Student an der Hochschule Mannheim testete hier seinen neuen Rennboliden. „Für uns ist das wichtig. Außerdem können wir hier unsere Fahrzeuge einmal in Mannheim in Aktion zeigen“, sagte Marketingleiter Marcel Erné. Teamchefin Katrin Schwesinger gibt sich nach der umfangreichen Testreihe drei Wochen vor dem Rennauftakt in Italien noch etwas zurückhaltend: „Wir könnten schon weiter sein, aber es könnte auch schlechter sein.“ Seit einem Jahr tüfteln die Studenten der Hochschule an ihrem Rennboliden, dem DR15-C mit einem Verbrennungsmotor und seinem elektronischen „Zwilling“ DR15-E. „Das waren rund 50.000 Konstruktionsstunden inklusive unzähliger Nachtschichten“, berichtet Erné. Und bis zuletzt gibt es Verbesserungspotenzial an den Prototypen. „Die haben noch Probleme mit der Wasserdichte des Fahrzeugs. Da ist Regen nicht gerade optimal und das Team bastelt lieber in der Werkstatt“, sagt Schwesinger. Immerhin will der Rennstall der Mannheimer Hochschule mit dem Elektro-Boliden an die bislang erfolgreichste der sechs Rennsaisons anknüpfen. „Damit wurden wir letztes Jahr Zweiter in Tschechien mit dem Gesamtpaket und Erster in Sachen Effizienz“, erinnert Schwesinger. Ihr Hauptaugenmerk gilt jedoch dem Fahrzeug mit dem Verbrennungsmotor. „Damit wurden wir letztes Jahr in Hockenheim Dritter in Sachen Effizienz.“ Vergleichbar seien die beiden Wagen zwar nicht, das Reglement variiert in jedem Jahr, „aber wir haben natürlich versucht, die Dinge beizubehalten, die gut funktioniert haben“, erzählt sie. „Das ist jeden Carbonsplitter in meinen Händen wert.“ Und viele andere Entbehrungen. Nur eine Arbeit überließ sie lieber ihrem Team. „Ja, das sind zwei Ein-Liter Bierdosen da am Rand. Die musste aber jemand anders leer machen“, sagt sie. Eine gängige Praxis in der Formula Student: „Leichte, aber stabile Ein-Liter-Gefäße braucht man immer und die meisten Teams vertrauen dabei auf Bierdosen.“ In anderen Bauteilen steckt hingegen jede Menge technisches Know-how. Zum Beispiel im Stoß-Absorber, den Carolin Wehrmann gerade festschraubt. „Leichtmetall in Wabenform“, erklärt die Studentin. „Das ist für jedes Fahrzeug Pflicht.“ Auch wenn der Absorber unter dem Frontflügel aus Carbonfaser verschwindet. Nicht die einzige Schwachstelle, an der im Delta-Racing Team gearbeitet wurde. Auch und gerade an der Teststrecke im ehemaligen Soldatendorf. „Wir optimieren hier die Einstellung für die Bedingungen“, erklärt Christoph Jean. Er hat den Rennwagen an den Computer angeschlossen und stimmt seine Daten mit seinen Erfahrungen ab. Erné ist seit Jahren Marketingleiter des Rennteams. Denn auch das gehört zur Formula Student: „Jedes Team muss einen Kosten- und eine Businessplan erstellen, der ebenso bewertet wird wie die Fahrleistung und die technischen Werte des Autos.“ Außerdem wird auch das technische Wissen der Teams abgefragt. Alles unspektakulär, aber wichtiger Bestandteil des Gesamtpaketes. (env)

x