Hettenleidelheim Zum Krippen-Schauen nach Hettenleidelheim

Kletterei: Der 82-jährige Pfarrer Norbert Kaiser ist für den Aufbau seiner Krippe auf den Tisch gestiegen, im Hintergrund: Ortsb
Kletterei: Der 82-jährige Pfarrer Norbert Kaiser ist für den Aufbau seiner Krippe auf den Tisch gestiegen, im Hintergrund: Ortsbürgermeister Steffen Blaga.

Im Gegensatz zu Maria und Josef ist es für Norbert Kaiser nicht schwierig gewesen, eine Herberge zu finden. Die Krippe, die den katholischen Pfarrer im Ruhestand seit rund 50 Jahren begleitet, konnte in ihrer letzten Unterkunft in Kaiserslautern nicht bleiben und fand Asyl in der Hettenleidelheimer Festhalle.

Der 82-jährige Norbert Kaiser steht auf dem Tisch inmitten einer 16 Quadratmeter großen Alpenländischen Krippe. Zu seinen Füßen liegt die Figur eines jungen Mannes, der neugierig in den Stall zu Bethlehem schauen möchte, aber keinen Halt findet und immer wieder umkippt. „Ich bräuchte mal ein Stück Draht“, sagt der Ruhestandsgeistliche der katholischen Pfarrei Heiliger Lukas in Hettenleidelheim. Während er den Zaungast befestigt, erzählt er, dass er die Krippe an einem Winterwochenende Anfang der 1970er Jahre in München gekauft hat. Damals habe sie nur aus der Minimalausstattung bestanden, nicht viel mehr als die Heilige Familie im Stall, Ochs und Esel. Zunächst stellte sie der Priester im Gotteshaus an seiner damaligen Wirkungsstätte in Oberndorf im Alsenztal auf. Als er 1975 zur Pfarrei St. Martin in Kaiserslautern wechselte, nahm er die Krippe mit. „Zum Schutz wurde ihr in der Kirche ein Gehäuse gebaut, in das sie dann stets Ende Dezember bis Mariä Lichtmess am 2. Februar einzog“, berichtet Kaiser, der 35 Jahre lang die Pfarrstelle innehatte.

Im Mittelpunkt: Die Heilige Familie im Stall bildet das Zentrum der 16 Quadratmeter großen Krippe.
Im Mittelpunkt: Die Heilige Familie im Stall bildet das Zentrum der 16 Quadratmeter großen Krippe.

Krippe ist mit der Zeit kontinuierlich gewachsen

In der Zeit sei die Krippe „ein viel und gern besuchtes Objekt“ gewesen, das kontinuierlich gewachsen ist. „In Kaiserslautern gab es ein Fachgeschäft. Da habe ich immer wieder Figuren und weitere Elemente gekauft“, erläutert er. Ganz wichtiges Detail: Ein kleiner See mit einem Angler und Wasservögeln. Neben den bunten Enten schwimmen dort (Martins-)Gänse – mit Blick auf die Martinskirche, in der Kaiser tätig war. Liebevoll drapiert der 82-Jährige nun einen Fuchs auf einem Felsvorsprung, von dem dieser auf den Teich herabblickt.

Die Krippe ist vorwiegend mit Naturmaterialien wie Moos, Tannenzapfen, Wurzeln, Steinen und Sand gestaltet. Rund 30 menschliche Figuren und unzählige tierische Miniaturen sind über die große Fläche verteilt. Die einen sind vielseitig beschäftigt, ackern auf dem Feld, backen Brot, hantieren mit Mistgabel und Wassereimer, aber in einer Musikgruppe auch mit Harfe und Kontrabass. Die anderen grasen, flattern, schwimmen, dösen. Elefanten und Kamele werden später noch ergänzt – zusammen mit den drei Weisen aus dem Morgenland. Letztere dürfen laut Kaiser erst Anfang Januar dazukommen.

Wichtiges Detail: ein Teich mit (Martins-)Gänsen
Wichtiges Detail: ein Teich mit (Martins-)Gänsen

Zehn Jahre lang in der Bücherei gestanden

Nachdem der Pfarrer 2010 in den Ruhestand verabschiedet worden war, baute er die Krippe in der Katholischen Öffentlichen Bücherei in Hettenleidelheim auf. Norbert Buba aus der Werkstatt des Pfalztheaters malte 2011 auf einem acht Meter langen Stück Leinwand eine Berglandschaft, die seither als Kulisse dient. Zehn Jahre durfte die Krippe in der Pfarr-Bibliothek bleiben, dann wurde ihr Standort für die Einrichtung der Verwaltung gebraucht. Zum Glück hatte der Priester noch gute Beziehungen nach Kaiserslautern. Die Inhaber der Adler-Apotheke in der Altstadt boten einen Nebenraum an, der von außen durch die Schaufensterscheiben eingesehen werden kann. Das war 2021 eine gute Lösung. Im laufenden Jahr allerdings nicht mehr. Jetzt verdecken nämlich Buden des Adventsmarktes die Szenen der Weihnachtsgeschichte.

Da hatte der Hettenleidelheimer Ortsbürgermeister Steffen Blaga (CDU) eine Idee: „Wir haben doch Platz im kleinen Saal unserer Festhalle.“ Gesagt, getan: Gemeinsam mit Wolfgang Breitwieser, dem Beigeordneten Jürgen Hofmann (parteilos) und Detlef Maskow wurde am Dienstagabend begonnen, einen Unterbau für die Krippe in einer Ecke zu errichten, wo sie von außen durch vier Fenster betrachtet werden kann. „Da kann man ihre Tiefe wirklich erfassen“, stellt Kaiser erfreut fest. Der Ortschef erinnert sich: „Früher gab es im Dorf einen Weihnachtsweg mit geschmückten Christbäumen.“

Liebevoll in Szene gesetzt: die kleine Bäckerin.
Liebevoll in Szene gesetzt: die kleine Bäckerin.

Kindern etwas zum Staunen bieten

Heute stehe nur noch auf dem Konrad-Adenauer-Platz ein Weihnachtsbaum. Blaga möchte den Kindern wieder etwas zum Schauen und Staunen bieten. Am Freitag ist die Krippenlandschaft mit der Berg-Kulisse von Buba vervollständigt worden. Rund ein halbes Dutzend Strahler mit Zeitschaltuhr setzen das Ganze ins rechte Licht. An Heiligabend zwischen dem Freiluft-Gottesdienst auf dem Schulhof um 15 Uhr und dem Familiengottesdienst in der katholischen Kirche um 17 Uhr wird der Bürgermeister die Vorhänge im kleinen Saal aufziehen und den Blick auf die Krippe freigeben. Sie soll bis zum Dreikönigstag, 6. Januar, stehen bleiben.

Blick nach oben: Die Schafhirten lauschen gebannt der Verkündigung durch den Engel.
Blick nach oben: Die Schafhirten lauschen gebannt der Verkündigung durch den Engel.
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