Altleiningen Zu viel Wasser, zu wenige Gäste

Kleiderschwimmen des DLRG: Der siebenjährige Magnus kämpft sich im Hemd durchs Wasser.
Kleiderschwimmen des DLRG: Der siebenjährige Magnus kämpft sich im Hemd durchs Wasser.

Ein großes Fest war im Altleininger Burgbad für dieses Wochenende angekündigt: Die dritte Auflage von „Art im Bad“ stand an. Dass nach einer verregneten Nacht zunächst die Besucher ausblieben, war zu erwarten. Nicht aber, dass auch die Programmpunkte reihenweise wegbrachen.

Um 9 Uhr ist Einlass zum dritten „Art im Bad“, einer Veranstaltungsreihe, bei der Kultur in die beiden Freibäder der Verbandsgemeinde Leiningerland gebracht werden soll. Der Programmablauf ist eng getaktet, allein vor der Mittagspause am Samstag sind es sechs Punkte: 9.15 Uhr: Ansprache des Bürgermeisters, 9.30 Uhr: Aqua-Jogging, 10 Uhr: 25-Meter-Schwimmen mit fünf Kilo Tauchring hochholen nach Stoppuhr, 10.30 Uhr: Yoga, 11 Uhr: Kleiderschwimmen auf Zeit, 11.30 Uhr: Aqua-Fitness. So weit der Plan.

Und nun zur Realität: Um 9.15 Uhr ist kein Bürgermeister weit und breit, nicht einmal ein Beigeordneter. Nach der verregneten Nacht sind auch keine Besucher da. Julian Hoffmann, kaufmännischer Abteilungsleiter bei den VG-Werken, sagt: „Wir haben die Reden auf 18.45 Uhr verschoben.“ Vorgesehen seien Ansprachen des Beigeordneten Hans Scherer und von Frank Dennhardt, stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender der Anstalt öffentlichen Rechts (AöR), die die Bäder betreibt. Man hoffe, dass abends, kurz vor dem Konzert der Band Heroes on the loose, ein paar Zuhörer da sind. Aufgrund der schlechten Wetterprognose habe aber niemand abgesagt, so Hoffmann.

Keine Kursleiterin da

9.30 Uhr: Im Schwimmerbecken ziehen genau ein Mann und eine Frau ihre Bahnen. Daniel Kaiser von der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft (DLRG), der die Aufsicht führt, meint achselzuckend: „Ja, das ist ein bisschen schade.“ Fürs Aqua-Jogging sind keine Interessenten da. Allerdings gibt es auch keine Spur von der Kursleiterin Petra Hutera. „Das war mit mir telefonisch so abgesprochen, wegen des schlechten Wetters“, sagt Hoffmann dazu. Am Nachmittag sei Hutera dann vor Ort gewesen. Der Programmablauf sei eher ein Entwurf gewesen, „den wir nur als Orientierungshilfe angesehen haben“, erklärt er.

Der Vorsitzende der DLRG-Ortsgruppe Ramsen, Heinrich Petri, kommt aufs Gelände. Lustige Spiele habe man sich für dieses Fest ausgedacht, erzählt er zum Beispiel von der „Reise nach Atlantis“, das an die „Reise nach Jerusalem“ angelehnt ist: Es wird immer ein Tauchring weniger ins kühle Nass geworfen als Kinder teilnehmen und wer keinen vom Beckenboden hochholen kann, scheidet aus. Für die Sieger gibt es Eis-Gutscheine von der VG. Doch aktuell fehlt es an Besuchern. Insofern fällt auch das 25-Meter-Schwimmen mit tauchen nach Ringen buchstäblich ins Wasser. Es fängt an zu regnen. Nein, er habe nicht wirklich einen Plan B, sagt der 56-Jährige. Und falls es gewittern sollte, müssten die Becken sowieso geräumt werden.

Schnell Koffer ins Trockene
EBV-Inhaber Christian Breitwieser baut die Bühne auf.
EBV-Inhaber Christian Breitwieser baut die Bühne auf.

Petri kritisiert den Veranstaltungstermin: „Es ist mitten in den Sommerferien. Die Haupt-Zielgruppe ist im Urlaub.“ Hoffmann erläutert auf Nachfrage: „Das Finden des richtigen Datums war nicht einfach, weil wir nicht mit Veranstaltungen der fünf AöR-Träger Altleiningen, Carlsberg, Hettenleidelheim, Tiefenthal und Wattenheim konkurrieren wollten – genauso wenig wie mit dem Neuleininger Burgsommer.“ Letztendlich sei es der AöR wichtig gewesen, einen festen Termin zu bestimmen, an dem „Art im Bad“ ab sofort immer über die Bühne gehen soll. Die Wahl sei auf das zweite August-Wochenende gefallen, „und da sind ja nicht jedes Jahr Ferien“.

Christian Breitwieser, Inhaber der Firma EBV Veranstaltungstechnik, schleppt schnell ein paar Koffer ins Trockene unter den Pavillon auf der Liegewiese, wo schon das Mischpult für die Musikdarbietungen am Abend und am nächsten Morgen steht. Dann schließt er noch ein paar Kabel auf der Bühne an. Bis diese aufgebaut und mit Technik ausgestattet sei, vergingen etwa vier Stunden, erzählt er. Allein 18 Boxen hat er platziert. „Die sind regenfest“, versichert der Hettenleidelheimer, der froh ist, dass sein Auftragsbuch wieder so gut gefüllt ist wie vor Corona. So schlimm die Pandemie für seine Branche auch gewesen sein mag, sie habe auch etwas Gutes gehabt, erklärt der 32-Jährige: Die Mitbewerber seien näher zusammengerückt, seither unterstützten sie sich verstärkt gegenseitig.

Viel zu große Hemden

Derweil steht Maren Schulz einsam auf der Wiese oberhalb des Schwimmerbeckens. Eigentlich wollte sie mit einigen Gästen um 10.30 Uhr Yoga machen. Mangels Interessenten fällt das aus. „Ich werde es um 15.30 Uhr noch einmal versuchen“, kündigt sie an. Schulz bietet seit dieser Saison Yoga-Kurse in den beiden Freibädern der VG an. „Es sind in der Regel etwa sechs Teilnehmer: Mamas, Senioren und Leute, die sich im Homeoffice eine Pause gönnen“, sagt sie.

Ob sich für das Schwimmen in Kleidern Kinder finden lassen? Petri geht auf die Suche. Mit einem Mädchen und zwei Jungen kommt er zurück. Er packt die Tüte mit den von der VG organisierten Leinenhemden aus und schüttelt den Kopf. „Wenn man nicht alles selber macht“, murmelt er. Vor ihm liegen nun fünf Exemplare, eines in Größe S, zwei in M und zwei in L – Erwachsenengrößen wohlgemerkt. „Mit ihren eigenen Klamotten dürfen die Kinder nichts ins Wasser, wegen der Hygiene und der Flusen“, erklärt Petri. Auf Nachfrage sagt VG-Abteilungsleiter Hoffmann: „Das sind Original-Hemden für die Rettungsschwimmer-Ausbildung. Wir hätten wohl überprüfen müssen, was in der Tüte war.“ Das sei nicht optimal gelaufen, räumt er ein und verspricht: „Im nächsten Jahr werden wir T-Shirts von der AöR in Kindergrößen dabei haben.“

Der siebenjährige Magnus zieht das kleinste Hemd an. Es reicht ihm bis zu den Knien, die Ärmel müssen x-mal hochgekrempelt werden. Unbeirrt stapft der Knabe, der an dem Tag noch seinen Freischwimmer erwerben will, zum Becken. Nach zwei Bahnen stöhnt er: „Das ist ganz schön anstrengend.“ Währenddessen hat Kaiser zwei rote T-Shirts aufgetrieben. „Das ist die Ersatzkleidung für den Bademeister“, erläutert er. Nun können alle drei Kinder gleichzeitig ins Wasser.

Nach Wolkenbruch lief’s

Elke Schattner kommt mit ihrer großen Sporttasche, will ihr Aqua-Fitness im Nichtschwimmerbecken abhalten. Gegen 12 Uhr öffnet Petrus die Wolkenschleusen. Zu dem heftigen Regen, der mehr als anderthalb Stunden anhält, gibt es Gewitter. Auf Nachfrage berichtet Dennhardt am Samstagabend, dass nachmittags doch noch einige Programmpunkte stattgefunden hätten. Das Synchronschwimmen des Kaiserslauterer Schwimmsport-Klubs habe man etwas nach hinten geschoben. Und fürs Schnuppertauchen der Tauchschule Easy Dive aus Enkenbach seien doch etliche Leute angemeldet gewesen. Laut Hoffmann sind zum Konzert rund 250 Besucher gekommen. Nachdem Heroes on the loose zu spielen begonnen habe, hätte es noch einen ordentlichen Schub an Gästen gegeben. Auch der Gottesdienst am Sonntagmorgen mit anschließendem Weißwurstfrühstück bei Blasmusik der Elbenstein Böhmischen sei gut angenommen worden. „Ich schätze, dass etwa 120 Leute da waren.“

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