Grünstadt „Was macht ein Bürgermeister?“
Eine Fragestunde besonderer Art gab es im Sitzungssaal der Ortsgemeinde Carlsberg im Bürgerhaus in Hertlingshausen. Zu Gast waren die Schüler der vierten Klasse der Grundschule am Atzenberg. Bürgermeister Werner Majunke hatte zur außerordentlichen Sitzung eingeladen.
Erwartungsfroh und mit den im Unterricht zuvor mit ihrer Lehrerin Mathilde Schreiner erarbeiteten Sitzungsvorlagen, erstiegen die Kinder die enge Treppe zum Sitzungssaal. Die Neugier, einmal selbst in die „gute Stube“ der Politiker zu dürfen, hatte den Kindern solchen Respekt eingeflößt, dass sie sehr ruhig und diszipliniert auftraten. Der Anblick des mit den Vereinsfahnen geschmückten Sitzungssaales entlockte den Besuchern manch erstauntes „ah“ und oh“. Mit den Worten „Jetzt seid Ihr die Gemeinderäte und wir können gemeinsame Beschlüsse fassen“, begrüßte Majunke seine jungen Gäste, die inzwischen die Plätze der Ratsmitglieder eingenommen hatten. Ein munteres Frage- und Antwortspiel begann, das so manches örtliche Problem aufzeigte. Erste Frage: „Was macht ein Bürgermeister?“ Antwort: „Sehr viel, wenn er fleißig ist!“ Allgemeines Schmunzeln bei den Zuhörern. Dann eine Schilderung des Wochenablaufes mit vielen Beispielen aus der Tätigkeit des Ortschefs. Dass ein Bürgermeister keine festen Arbeitszeiten hat, Majunke schon seit elf Jahren Bürgermeister ist, dass er im Jahr zu 100 Geburtstagen muss und dass er schon Opa ist, beeindruckte die Schülerinnen und Schüler sehr. „Warum sind Sie Bürgermeister geworden?“ „Weil ich gesehen habe, dass im Ort einiges nicht so ist, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Dass er von den Bürgern schon zum dritten Mal in das Amt gewählt wurde, rief Respekt unter den Mädchen und Buben hervor. Majunke nutzte die Gelegenheit und legte dar, wie wichtig es ist, wählen zu gehen. Aber auch konkrete Probleme wurden angesprochen. So das leidige Thema „Zebrastreifen an der Schule“, das immer wieder an gesetzlichen Vorgaben scheitert, oder die Frage , ob es in Carlsberg irgendwann einmal Erdgas geben wird. Auch die Wünsche nach einem Reitplatz und einem Abenteuerspielplatz wurden formuliert. Majunke zeigte viel Verständnis für die guten Ideen, musste aber bekennen: „Das alles kostet viel Geld und Carlsberg hat keines!“ Ein Schüler bemängelte die vielen Raser unter den Autofahrern und fragte, was man dagegen machen könne. Etliche Verkehrsschilder mit Geschwindigkeitsbegrenzungen gebe es im Ort, an die sich leider nicht alle Bürger, oft auch die Einheimischen, nicht hielten, kritisierte Majunke und fügte flapsig zur Freude der Kinder hinzu: „Bei manchem Autofahrern ist der Motor halt viel größer und stärker als das Gehirn!“ Die Anregung, wie im vergangenen Jahr, eine sogenannte 72-Stunden-Aktion nochmals durchzuführen, griff der Bürgermeister auf und versprach, sich darum zu kümmern. Ob Bürgermeister sein schwer ist und welche Hobbies er habe, interessierte die Kinder zu Ende der äußerst informativen Fragestunde. Wenn man sich auch manchmal ärgern müsse, so sei das Amt mit Hilfe der Verwaltung in Hettenleidelheim gut zu bewältigen. Ablenkung finde er bei seinen Hobbies wie Lesen und Spazierengehen. „Außerdem gehe ich im Urlaub gern schnorcheln und erschrecke dabei die Fische!“ (mbc)