Grünstadt Von Windhoek nach Swakopmund durch die Wüste

In Spezialkoffern sind die Mountainbikes verpackt, mit denen Andre Kuhn und Christine Vollmer aus Kindenheim zum Desert Dash nac
In Spezialkoffern sind die Mountainbikes verpackt, mit denen Andre Kuhn und Christine Vollmer aus Kindenheim zum Desert Dash nach Namibia fliegen

«KINDENHEIM.» 369 Kilometer auf dem Rad – das allein ist keine Herausforderung für Andre Kuhn und seine Lebensgefährtin Christine Vollmer aus Kindenheim. Auch darüber, dass die Strecke innerhalb von 24 Stunden bewältigt werden muss, lächeln die beiden nur. Aber: Sie werden durch die Wüste düsen, ohne Asphalt unter den Reifen und bei 35 Grad im Schatten, den es nicht gibt. Als Mixed-Team nehmen sie am Desert Dash durch Namibia teil. Am Sonntag geht das Flugzeug.

Spannend ist die Reise schon, bevor sie abgehoben haben. Denn ob ihre sorgsam in Spezialkoffern verpackten Räder mitreisen werden, war am Dienstag noch nicht 100-prozentig sicher. „Ich habe unsere Tickets im September bei Condor reserviert, aber bis heute konnte ich die Bikes nicht buchen“, erzählt Andre Kuhn. Das sei nur direkt bei Air Namibia möglich – wenige Tage vor dem Start. „Im Notfall laufen wir“, sagt Christine Vollmer schmunzelnd. Natürlich hoffen beide, dass die Mountainbikes unbeschadet und pünktlich mit ihnen zusammen in dem südwestafrikanischen Staat ankommen. „Bisher hatte ich noch nie Probleme in der Hinsicht“, sagt Kuhn, den sein Extremsport schon auf alle Kontinente geführt hat. „Nur in Lateinamerika war ich noch nicht“, erklärt der 45-Jährige. Bis er 30 war, ist der gebürtige Obrigheimer als Mittelfeldspieler dem Fußball hinterhergejagt. „Dann musste mal etwas anderes sein, etwas mit Ausdauer.“ So hat Kuhn dann im darauffolgenden Jahr seinen ersten Ironman in Frankfurt absolviert. Nachdem der Pfälzer weltweit zwölf Ironman beendet hatte und dabei feststellte, dass das Rad seine beste Disziplin ist, konzentrierte er sich aufs Mountainbikefahren, nahm an einem 24-Stunden-Wettkampf auf dem Nürburgring teil. Seither hat Kuhn zahlreiche Nonstop-Radrennen bis zu einer Länge von 1300 Kilometern bestritten. Christine Vollmer, die aus Stetten am Bodensee stammt, kommt aus dem Reitsport. Nach mehr als 25 Jahren auf dem Pferderücken sattelte sie 2013 auf den Drahtesel um. Sie beteiligte sich an Triathlon-Wettbewerben, wobei ihre Stärke ebenfalls beim Radfahren liegt. „Mein Highlight war 2015 die Tortur durch die Schweiz“, erzählt die 38-Jährige von einer in Schaffhausen startenden und endenden Rundtour über 1000 Kilometer mit 13.000 Höhenmetern. In dem Jahr lernte sie auch Andre Kuhn kennen. Seither sind die beiden gemeinsam sportlich unterwegs. Im Sommer 2017 nahmen sie beispielsweise an der Tour Transalp teil und stellten sich der Herausforderung der Mongolia Bike Challenge (wir berichteten). Nun soll es also Namibia sein, von der Hauptstadt Windhoek nach Swakopmund an der Atlantikküste. „Aus jedem Rennen gehe ich mental gestärkt hervor“, sagt Vollmer, die es vor allem auch genießt, die Natur zu erleben und ihr Hobby mit Menschen aus der ganzen Welt zu teilen. „In den internationalen Starterfeldern ist die Stimmung hervorragend“, erzählt sie. Man lerne viele interessante Leute kennen. Kuhn findet: „Am Ende ist man kaputt, aber glücklich.“ Mit Blick auf den bevorstehenden Desert Dash, der in einen zwölftägigen Aufenthalt in dem afrikanischen Staat eingebunden ist, zeigt er sich zuversichtlich: „Wir sind sicher, dass wir die 369 Kilometer packen.“ Nicht sicher ist er allerdings, ob sie ihr Ziel erreichen, unter die ersten drei zu kommen. „Das Training ist nicht so gelaufen wie gedacht“, so der Produktionsmeister bei der Beneo-Palatinit GmbH in Obrigheim, die seine sportlichen Aktivitäten sponsert. Er und seine Partnerin – sie ist Personalleiterin beim E-Bike-Hersteller Riese und Müller in Weiterstadt – sind beruflich sehr eingespannt, und für das Training bleibt nicht so viel Zeit. Vor der Arbeit werden zwar manchmal die Laufschuhe geschnürt, und abends geht’s kurz ins Schwimmbad. Aber auf den Sattel schwingen können sie sich meist nur am Wochenende. In Vorbereitung auf ihr Abenteuer in Namibia haben sie im Frühjahr am Weinstraßenmarathon sowie im Sommer an zwei 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und bei „Night on bike“ bei Wuppertal teilgenommen. Im Oktober waren die beiden beim Cross-Duathlon in Monsheim.

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