Grünstadt „Verwurzelt durch den eigenen Baum“

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Einen eigenen Wald, das hat nicht jede Schule. Laut Joachim Weirich von Landesforsten soll das Leininger-Gymnasium (LG) in Grünstadt sogar die einzige Bildungsstätte in Deutschland mit einem Schulwald sein. Im LG wurde beschlossen, das rund 155 Hektar große Refugium stärker zu nutzen. In dieser Woche haben sämtliche Fünftklässler Ahorne, Buchen und Douglasien gepflanzt.

Welchen Sinn macht es, Eulen nach Athen zu tragen, wo es doch genug Bäume im Forst gibt? Dazu meinte der Erste Stellvertreter Felix Gruber, der die Aktion mit dem für den Schulwald zuständigen Kollegen Sven Fischer initiiert hat: „Die Idee ist, mit dem LG verwurzelt zu sein.“ Die seit langem veranstalteten Walderlebnistage sollten deshalb um weitere Aktivitäten ergänzt werden. 139 Jungen und Mädchen, die jeweils ihr persönliches Gehölz in die Erde gesetzt haben, werden die Bäume regelmäßig „besuchen“ und ihr Wachstum beobachten, wie die beiden Lehrer ankündigten. Zu Beginn jeder Pflanzaktion auf einer etwa 300 Quadratmeter großen, noch erweiterbaren Fläche hielt Weirich eine Biologiestunde ab. Auf einem roten Tuch hatte er verschiedene Zapfen, Blätter und zwei Schädel von Rehböcken ausgelegt und erklärte den Kindern interessante Details dazu. Am Dienstagmorgen, als die Klasse 5b von Andrea Schreiner an der Reihe war, konnte der Unterricht um ein paar Informationen ergänzt werden, denn zufällig kam Jagdpächter Willi Haster vorbei. „Er kann den jungen Bäumchen helfen. Wie macht er das?“, fragte Weirich, und etliche Finger schnellten in die Höhe. Der Jäger erlege die Rehe, die sonst an der Rinde knabbern, antworteten einige Gymnasiasten. Der Förster zeigte ihnen, dass die Tiere auch die Bäume schädigen, indem sie ihr Geweih daran reiben. Damit streiften sie die Haut ab. Um die Pflanzen zu schützen, werden sie in Verbisshüllen aus biologisch abbaubarem Kunststoff gesteckt. „Nach etwa acht Jahren haben sie sich durch UV-Licht aufgelöst“, erklärte Förster Daniel Ochs, der zur „Qualitätskontrolle“ vorbeischaute, wie er augenzwinkernd sagte. Die Hüllen seien auch ein wenig wie ein Gewächshaus, in dem es immer ein bisschen wärmer ist als draußen. Bevor die Hüllen über die Bäumchen gestülpt werden konnten und zur Belohnung an der Schulwaldhütte gegrillt wurde, mussten die Schüler erst einmal zu Spaten greifen und kräftig buddeln. Mitunter war es gar nicht so einfach, ein 20 Zentimeter tiefes Loch zu graben, weil Wurzeln und Steine im Boden lagen. Neben Förstern und Lehrern haben ihnen auch Cansu, Laura, Manuel und Philipp, vier Tutoren aus der Klasse 10b, unter die Arme gegriffen. An jedem der etwa 30 Zentimeter hohen und drei Jahre alten Bäumchen mit Verbissschutz wurde mit Kabelbinder ein Stock mit dem Namen des Pflanzers befestigt. So können die Schüler „ihren“ Baum auch nach Jahren identifizieren, wenn er ihnen längst über den Kopf gewachsen ist. Wie Gruber erzählte, sind am Montagabend bereits die ersten Eltern mit ihren Kindern aus der 5a in den Schulwald gefahren, um die Bäume anzuschauen. (abf)

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