Interview Tim Poschmann spielt live im Autokino Obersülzen

Tim Poschmann in seiner Rolle als Georg.
Tim Poschmann in seiner Rolle als Georg.

An Christi Himmelfahrt spielt Tim Poschmann vom Boulevardtheater Deidesheim im Autokino in Obersülzen sein Ein-Mann-Stück „Warum heiraten? Leasing tut’s auch!“ Timo Benß sprach mit ihm über Speed-Dating und sein virales Winzer-Video.

Herr Poschmann, haben Sie Ihr Auto eigentlich geleast?
Nein, ich war immer derjenige, der erstmal eine Anzahlung gemacht hat, dann ein paar Monate Raten bezahlt hat und wenn dann Geld da war, den Rest. Aber das nächste Auto wird wahrscheinlich geleast. Weil: Warum sollst du das gleiche Auto fahren, wenn du auch alle zwei Jahre ein Neues bekommen kannst?

Also in etwa wie Ihre Rolle Georg.
Ja, quasi. Ich spiele einen Ehemann, der geschieden und auf der Suche nach einer neuen Frau ist. Ich erzähle da ein bisschen was von mir und meinen Macken, von den Macken meiner Ex-Frau. Und natürlich von meinem neugewonnenen Singleleben. Davon, wie das so abläuft in Zeiten von Speed-Dating.

Speed-Dating? Geht das überhaupt in Zeiten von Corona?
Klar: Da ist Speed-Dating natürlich bescheuert. Es ist ja nicht gerade von Vorteil, wenn du sieben verschiedene Leute gegenüber sitzen hast. Aber es gibt auch eine Nummer im Programm über Liebe im Chatroom.

Das Boulevardtheater Deidesheim ist vor allem dafür bekannt, klein und kuschelig zu sein. Die Schauspieler sind den Zuschauern sehr nah. Im Autokino hören die Zuschauer zwar Sie, aber Sie nicht die Zuschauer.
Ich habe auch schon Livestreams gemacht, da ist das ja auch ähnlich. Man ist darauf vorbereitet, dass man keine Rückmeldung bekommt. Natürlich lebt man als Schauspieler einer Boulevardkomödie und besonders eines Ein-Mann-Stücks von den Reaktionen. Das ist schon ungewohnt. Aber wenn die Leute trotzdem lachen und Spaß haben, und mir es durch Lichthupe oder Hupe signalisieren, ist das für mich schon Genugtuung. Und auch wenn ich das nicht direkt mitbekomme, ist es mein Anliegen, die Leute mal ein, zwei Stunden aus dem Alltag rauszuholen. Damit die Menschen auch mal an was anderes denken können als an Corona.

Sie sind hauptberuflich Schauspieler. Wie halten Sie sich momentan über Wasser?
Ich habe schon gut gewirtschaftet, sodass ich immer etwas habe, das ich zur Seite gelegt habe. Und ich habe das große Glück, dass wenn es wirklich ganz, ganz knapp werden würde, dass dann meine Eltern da sind. Und wenn bloß die Mutter sagt: „Hopp Bu, ich mach der mol e Fresspaket!“ Aber im Moment geht’s noch.

Ist das Autokino die große Hoffnung für Live-Künstler?
Ich glaube schon. Das ist ja eine neue Form von Theater oder grundsätzlich Entertainment. Es gibt momentan auch viele Livestreams. Das ist auch schön, aber mit dem Autokino gehst du nochmal einen Schritt weiter. Du hast eine Art Happening. Ein Event, zu dem man hinfährt. Das ist für uns Künstler auch eine ganz neue Form, im Gespräch zu bleiben. Ich finde diese Initiativen wahnsinnig toll.

In den letzten Tagen ging ein Video von Ihnen durch die Sozialen Netzwerke, in dem Sie einen jungen Pfälzer Winzer spielen. Wie kam’s dazu?
Theaterleiter Boris Stijelia und ich sind momentan fast jeden Tag im Büro in Deidesheim – natürlich mit Abstand. Da ist uns aufgefallen, wie leer es auf einmal in der sonst so vollen Stadt ist. Dass die ganzen Cabriofahrer und Touristen nicht mehr da sind, spürt man schon deutlich. Boris sagte: „Da muss man doch mal eine Nummer draus machen.“ Wir sind dann einfach mal raus und haben es gefilmt. Dass das so durch die Decke schießt, hätten wir aber nie gedacht.

Welche Figur ist Ihnen persönlich näher: der Winzer oder die Figur aus dem neuen Stück?
Egal, welche Rolle ich spiele – mittlerweiile sind es etwa zehn verschiedene – in jeder Figur ist etwas von mir drin. Der junge Winzer liegt mir gut, denn ich komme von hier und liebe die Pfalz und alles, was damit zu tun hat. Aber auch Georg aus dem Ein-Mann-Stück liegt mir. Jeder kennt diese Beziehungskisten. Das ist bei mir nicht anders.

Das Stück

Das Ein-Mann-Stück stammt vom Kabarettisten und Comedian Stephan Bauer. Tim Poschmann spielt es am Boulevardtheater Deidesheim in der Inszenierung von Ole Lehmann, der als DJ, Musicaldarsteller und Comedian bekannt wurde. Das Stück handelt von Georg, einem geschiedenen Ehemann, der nach 15 Jahren das neugewonnene Singleleben austestet. In der Pressemitteilung des Theaters heißt es: „Trotz Speeddating, Paarship und Tinder gestaltet sich die Partnersuche genauso schwierig wie das Einkaufen beim Metzger als Vegetarier.“ Das Stück wird am Donnerstag, 21. Mai, um 19 Uhr im Autokino auf dem Gelände des SV Obersülzen gespielt. Karten gibt es für 18 Euro unter www.filmwelt-gruenstadt.de. Es gibt keine Abendkasse.
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