Grünstadt Sportschießen wie „lautes Meditieren“

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Ramsen. Recht nah dran an den olympischen Schießsportlern ist Sebastian Beck vom Schützenverein Ramsen, der in der Ersten Bundesliga für den SV Willmanndingen Luftpistole schießt. „Luftpistole, zehn Meter, das ist olympisch – der Wettkampf und das Reglement entsprechen allem, was ich beim SV Ramsen auch trainiere“, erzählt der 22-Jährige, der seit seinem 14. Lebensjahr aktiv schießt. Klar, interessiert er sich für die Wettkämpfe. Im Fernsehen spiele Sportschießen bei Olympia meist aber nur eine untergeordnete Rolle. Wenn er sich Wettkämpfe oder Szenen ansehen will, dann muss Sebastian Beck im Internet recherchieren. Meist wird er dann auf der Plattform YouTube fündig.

Olympisch werden die Wettkämpfe beim Sportschießen nach Geschlechtern getrennt ausgetragen. Aus Deutschland sind für die Spiele in Rio 14 Schützen nominiert, die in 15 verschiedenen Wettbewerben gegen die internationale Konkurrenz antreten. „Die Chancen sind wohl in den meisten Disziplinen eher gering. Bei den Luftpistolen tritt nur eine Frau an, das wird schwer“, schätzt Beck die Situation der deutschen Mannschaft ein. „In Peking 2008 konnte der Deutsche Schützenbund vier Medaillen abräumen, 2012 in London gingen die deutschen Wettkämpfer leer aus. Erfolgreichster deutscher Sportschütze war bislang Ralf Schumann, der drei Goldmedaillen und zwei Silbermedaillen geschossen hat“, weiß Beck aus seiner Internet-Recherche. Ob von den diesmal qualifizieren Schützen bereits jemand olympisch erfolgreich war, das konnte er nicht herausfinden. „Ich schieße zwar Bundesliga, aber von den Olympia-Teilnehmern kenne ich niemanden, dafür ist der Schützenbund zu groß“, so Beck. In den Pistolen-Disziplinen sind nur wenige Wettkämpfer unterwegs. Die meisten schießen mit dem Gewehr, beispielsweise Kleinkaliber liegend auf 50 Meter wie Daniel Brodmeier, der 2012 Fünfter in London wurde und bei den Weltmeisterschaften 2014 Zweiter war. „Er könnte eventuell was reißen“, so Beck. Auch in Trap und Sket, den Wurftaubendisziplinen, könnten sich die Deutschen etwas ausrechnen. Die Chinesen und Koreaner seien in den Schießsportdisziplinen allerdings weltweit derzeit am erfolgreichsten. Neben Sebastian Beck interessieren sich auch andere Ramser Sportschützen für Olympia. „KK-Dreistellung, Lupi bei den Damen“, schallt es über den Tisch, wo die Sportschützen gerade nach dem Training Platz genommen haben. Alle hoffen, dass die Fernsehsender berichten. „In Ramsen habe ich optimale Trainingsbedingungen, da der Verein in diesem Jahr erst die Luftdruckhalle komplett isoliert hat. Jetzt sind auch im Winter die Temperaturen angenehm“, so Beck, der meist zeitgleich mit den sechs Jugendschützen schießt, die von Stefanie Wild trainiert werden. „Schießen mit Luftdruck- und Kleinkaliberwaffen ist eigentlich nicht mehr so angesagt. Junge Leute finden kaum zu diesem Hobby. Die Voraussetzungen, Prüfungen und Nachweise sind sehr hoch. Im Großkaliberbereich sind heute viele erfahrene ältere Schützen gerade bei uns in Ramsen aktiv. Sie stellen die Mehrheit“, so Beck. Er würde sich wünschen, dass sich mehr Jugendliche für das Sportschießen interessieren, denn die Konzentration auf die Scheibe biete eine gute Entspannung. „Für mich ist das lautes Meditieren. Jeder Treffer freut mich. Ein Zehner ist ein Erlebnis, das man sich erkämpft hat, diese Erfahrung sollten mehr junge Leute machen. Vielleicht helfen die Spiele, den Sport etwas in den Fokus zu rücken.“ Die Serie Wenn sich bei den Olympischen Spielen in Rio die besten Sportler der Welt treffen, dann messen diese sich in Disziplinen, die auch in der Region ausgeübt werden. Wir stellen eine Auswahl dieser olympischen Sportarten und ihre Situation vor Ort vor.

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