Grünstadt Mit Kameras auf Gaunerjagd

Als Kriminalitätsschwerpunkt gilt beispielsweise der Bahnhofsvorplatz.
Als Kriminalitätsschwerpunkt gilt beispielsweise der Bahnhofsvorplatz.

Die Videoüberwachung in der Mannheimer Innenstadt wird voraussichtlich Mitte November, also zum Beginn der Weihnachtssaison im Handel, beginnen. Die technischen Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, ein Großteil der Kameras ist bereits installiert. Die geplante Computer-gestützte Lagebeurteilung soll laut Polizei und Stadt etwas später in den laufenden Betrieb integriert werden.

Wie bei der Veröffentlichung der Pläne im Herbst 2017 berichtet, will die Polizei in der Mannheimer Innenstadt wieder öffentliche Straßen und Plätze, die als Kriminalitätsschwerpunkte gelten, per Videokamera überwachen. Auf diese Weise soll die gestiegene Straßenkriminalität zurückgedrängt werden. Schon in den Jahren 2001 bis 2007 gab es in den Mannheimer Quadraten an mehreren Stellen eine Videoüberwachung. Die führte damals dazu, dass die Straftaten deutlich zurückgingen. Zurückzuführen war dieser Erfolg damals auf ein besonderes Einsatzkonzept: Die Beamten reagierten unmittelbar auf entsprechende kriminelle Vorgänge. „Damals, von 2001 bis 2007, hatten wir eine Interventionszeit von 2,5 Minuten“, sagt Mannheims Polizeipräsident Thomas Köber. Dies sei erneut das Ziel. Um die Polizei personell bei der Überwachung der Kameramonitore zu entlasten, soll erstmals in Deutschland eine Überwachungstechnik mit Computerhilfe zum Einsatz kommen. Ein „lernfähiges“ Software-Programm soll die beobachtenden Beamten nur auf mögliche gefährliche Situationen aufmerksam machen. Alles Übrige bleibt unbeachtet. „Damit wird der Eingriff in Grundrechte der Passanten minimiert“, betont der für Sicherheit und Ordnung zuständige Erste Bürgermeister Christian Specht (CDU). Mitte November will die Stadt die Kameras einschalten. Am Plankenkopf O7 und P7 werde nochmals geprüft, ob hier Kameras installiert werden, informiert Jurist Nils-Lennart Hauk von der Stadtverwaltung. „Wenn an den Kamera-Standorten blaue Hinweisschilder aufgehängt sind, bedeutet das, dass die Kameras laufen“, erläutert Hauk. Polizeipräsident Köber kündigt an, dass die Beamten zunächst ganz klassisch vor den Monitoren sitzen würden. Die Überwachungs-Software, die das Fraunhofer Institut entwickelt hat, soll erst später zum Einsatz kommen. Ein entsprechender Vertrag ist offenbar kurz vor dem Abschluss. „Die Software soll lernen, bestimmte Verhaltensmuster zu erkennen. Wir wollen keine Gesichtserkennung“, macht er deutlich. Das Computerprogramm soll dem Beobachter vielmehr in bestimmten Situationen ein Signal geben. Etwa bei „Rudelbildung“, wenn Personen schlagen, treten, rennen oder hinfallen. Nach der Installation muss das Programm zunächst eine „Lernphase“ durchlaufen, bei der die Polizeibeobachter sozusagen für einen Abgleich mit der Lebenswirklichkeit sorgen. Das Programm soll damit bis zur bestmöglichen Trefferquote verbessert werden. Politisch wirft das Thema Videoüberwachung immer dieselben Fragen auf. Vor allem bei FDP und Grünen sorgt die Speicherung der Daten für Unwohlsein. „Nach 72 Stunden ohne Vorkommnisse wird alles gelöscht“, versichert Köber. Es gebe keine Verbindung mit dem Internet und daher keine Möglichkeit des „Hackens“. Der geäußerten Kritik, kriminelle Handlungen würden nur in Bereiche abseits der Kameras verdrängt, stellt Köber Erfahrungen aus der Praxis entgegen. „Körperverletzungen passieren im Affekt an Ort und Stelle. Die Kontrahenten gehen nicht zusammen um die Ecke.“ Beim Drogenhandel sei die Verdrängung gewünscht. „Die wollen wir an diesen Plätzen ja nicht“, sagt der Polizeipräsident.

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