Grünstadt „Mein Buch ist brandaktuell“

Großer Charles-Dickens-Fan: Krimiautor Tobias Busch.
Großer Charles-Dickens-Fan: Krimiautor Tobias Busch.

Mit „Alkhayin – Der Verräter“ hat der Frankenthaler Tobias Busch gerade seinen sechsten Roman vorgelegt. Am Freitag wird er auf Einladung des Beirates für Migration und Integration daraus in der Grünstadter Stadtbücherei lesen (20 Uhr). Bettina Bostan hat den Roman schreibenden Anwalt getroffen und ihn auch gefragt, ob die Verbindung von Regionalem und Terrorismus nicht auch den falschen Leuten in die Karten spielen könnte.

Herr Busch, vor einer Woche wurde ein junger Mann in Chemnitz erstochen. Die Tatverdächtigen kommen aus Syrien und dem Irak. In Ihrem Buch geht es um den Mord an zwei Männern aus Syrien und dem Irak, die offensichtlich einen Anschlag in Deutschland planten. Schürt Ihr Buch nicht die Angst vor Migranten?

Nein, mein Buch ist einfach nur brandaktuell. Ist es nicht Wasser auf die Mühlen von Pegida und AfD-Anhängern, gerade jetzt? Nein, es ist kein Wasser auf irgendjemandes Mühle. Dazu muss man das Buch allerdings lesen. Ich stelle dabei einige gängige Schemata und Fragestellungen auf den Kopf. Wie kam es eigentlich, dass Sie als Jurist Bücher schreiben? Ich hatte schon in der ersten Klasse im Aufsatz immer eine Eins und habe mir schon als Kind Geschichten ausgedacht. Im Teenageralter ging das Schreiben etwas verloren – wie da so manches verloren geht (lacht). Aber vor zehn, 15 Jahren hat es mich wieder gepackt. Dann kam eine längere schöpferische Pause, bis ich etwas gelesen habe, das mich inspiriert hat, wozu Ideen im Kopf gereift sind und nach vier Monaten – so schnell war ich noch nie – war mein neues Buch fertig. Ihr Buch spielt auch in Frankenthal – müssen Sie die Tatorte kennen, über die Sie schreiben? Teilweise kommen Orte vor, die ich kenne und die ich schon bereist habe, aber teilweise spielen meine Geschichten auch auf internationalen Bühnen – beispielsweise in Tibet – da war ich noch nie. Hier ist dann Recherchearbeit gefragt, denn ich möchte meinen Lesern Hintergrundwissen vermitteln. Aber ich verarbeite auch eigene Erlebnisse in meinen Büchern: Beispielsweise geht es in meinem neuen Buch um ein Flüchtlingsboot, das in Rhodos an Land geht. Dort war ich schon in Urlaub und konnte Vieles aus der eigenen Erinnerung heraus beschreiben. Gibt es für Sie ein Autorenvorbild? Charles Dickens ist für mich ein begnadeter Schriftsteller, der seine Figuren, Situationen und Orte wunderbar beschreiben kann und einfach gute Geschichten erzählt. Aber ich mag auch die Brontë-Schwestern und Jane Austen, aber auch andere – ich lese gerne und viel. Wenn ich nicht lese, schreibe ich – und umgekehrt. Woher nehmen Sie Ihre Motivation, nach einem Arbeitstag in Ihrer Kanzlei noch ein paar Stunden zu schreiben? Es macht mir einfach Spaß zu schreiben. Wenn ich mich an den PC setze und beginne zu schreiben, entwickeln meine Figuren häufig während des Schreibens ein Eigenleben. Ich schreibe die Kapital auch nicht immer der Reihe nach, manchmal fällt mir zuerst der Schluss ein und dann wächst die Geschichte nach und nach drum herum. Ich habe einen Satz für Sie, den Sie bitte beenden möchten: Ein Leben als Autor ist deshalb spannender als ein Leben als Anwalt, weil ... Ich, wenn ich anfange zu schreiben, nicht weiß, wie es ausgeht. Termin Tobias Busch – „Alkhayin – Der Verräter“: Lesung am Freitag, 7. September, ab 20 Uhr (Einlass 19.30 Uhr) in der Stadtbücherei Grünstadt, Eintritt frei.

x