Grünstadt „Löw sollte den Weg frei machen“

Das tut weh: Nationalspieler Thomas Müller nach dem WM-Vorrundenaus der DFB-Elf gegen Südkorea.
Das tut weh: Nationalspieler Thomas Müller nach dem WM-Vorrundenaus der DFB-Elf gegen Südkorea.

«GRÜNSTADT.»Aus und vorbei: Nach dem historischen WM-Aus der DFB-Elf sucht Fußball-Deutschland nach Erklärungen für den peinlichen Auftritt. Wir haben uns bei den Trainern der Region umgehört und festgestellt: Bundestrainer Jogi Löw ist für viele nicht mehr unantastbar.

„Das war nur noch peinlich. Dieser Auftritt einer deutschen Nationalmannschaft hat einem die Lust an der Weltmeisterschaft genommen“, sagt Sascha Gerber, Trainer beim SV Obersülzen. „Am Mittwoch hat sich das hier in Obersülzen keiner vorstellen können. Ich habe das auch erst heute Morgen nach dem Aufstehen so richtig realisiert.“ Gerber betont: „Jogi Löw muss sich nun wirklich hinterfragen. Warum er junge Spieler wie einen Nils Petersen nicht mit genommen hat, bleibt sein Geheimnis.“ Gerber könnte sich auch einen Rücktritt des Bundestrainers vorstellen. „Wenn man einen Neuaufbau machen will, dann auch mit einem neuen Trainer.“ Alexander Schott, Chefcoach des Landesligisten VfR Grünstadt, konnte das letzte Spiel der DFB-Elf gegen Südkorea (0:2) nicht live verfolgen. „Ich war am Mittwoch auf einer beruflichen Fortbildung. Der Dozent war leider kein Freund des Fußballs. Ich habe deshalb nur per Handy den Liveticker verfolgt“, erzählt er und gibt zu: „Ich war über das Ergebnis natürlich schockiert. Aber ein bisschen ist der Spielausgang auch vorhersehbar gewesen. Die Leistungen in der Vorbereitung und in den ersten beiden Spielen zuvor haben ja etwas erahnen lassen.“ Den einen Schuldigen für das Abschneiden kann Schott nicht ausmachen. „Es wurden einfach schon im Vorfeld der WM Fehler gemacht“, sagt der Grünstadter Coach. Welche? „An Spielern wie Khedira oder Özil wurde festgehalten, obwohl sie außer Form waren.“ Sollte Jogi Löw nun zurücktreten? „Ja, ich finde schon. Er ist zwar ein guter Trainer, das hat er ja schon beweisen. Aber ich finde: Um etwas Neues zu entwickeln und aufzubauen, sollte er jetzt den Weg freimachen.“ Für Kevin Emig, den Spiertrainer des C-Klasse-Vertreters TSV Carlsberg, war das Aus in der Vorrunde ebenfalls nicht so überraschend. „In der Mannschaft hat es doch schon vor der WM nicht gestimmt. Da war die Sache mit den Erdogan-Bildern, dann haben Özil, Khedira und auch Müller von Anfang gespielt, obwohl sie eigentlich neben der Spur liefen. Dazu die Sache mit Manuel Neuer, der trotz einer langen Verletzung eine Stammplatzgarantie bekommen hat. Das kann man nicht machen.“ Emig ist sich sicher: „Wenn solche Dinge passieren, dann fühlen sich die anderen Spieler demotiviert, das führt nur zu Unruhe. Auch wenn das Profis sind, solche Dinge bleiben hängen.“ Letztlich sagt Emig, sei das Team „selbst schuld“ am Ausscheiden. Der Carlsberger Trainer denkt aber, dass Löw Bundestrainer bleiben könnte. „Er ist jetzt schon seit zwölf Jahren dabei, das ist sehr lange. Wenn er bleibt, dann nur, wenn er einen kompletten Umbruch vollzieht und auf junge Spieler setzt.“ Florian Schwertl hat sich das Spiel gegen Südkorea im Büro mit den Arbeitskollegen angeschaut. Die 90 Minuten liegen ihm schwer im Magen. „Ich habe immer noch Bauchweh“, gesteht der Coach des Landesligisten TuS Altleiningen. Er macht aber auch klar: „Jetzt ist wieder jeder der Bundestrainer.“ Schwertl bricht deshalb eine Lanze für Löw. „Mir fällt ehrlich gesagt momentan niemand ein, der das wieder in Ordnung bringen könnte. Ich hoffe auch, dass die DFB-Verantwortlichen nicht wie anderen nationalen Verbände reagieren und jetzt irgendeine schnelle Entscheidung aus der Hüfte treffen.“ Schuld am schlechten Turnierverlauf seien alle, so Schwertl. Er sagt: „Klar übernimmt der Trainer nun die Verantwortung. Aber letztlich stand eine Mannschaft auf dem Platz. Diesmal war es ebenso, dass Mentalität die Qualität geschlagen hat. Wir haben eine enorme Qualität im Kader – da sind Champions-League-Sieger dabei, die können es viel besser. So etwas passiert halt. Das ist schwach gewesen, aber man sollte nun nicht in Hysterie ausbrechen.“

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