Grünstadt Lesen mit Nils Nager

Einmal einem waschechten Zeitungs-Biber die Pfote schütteln, ihn knuddeln und seinen spannenden Geschichten lauschen – dazu hatten am vergangenen Samstag die 20 Kinder des Lesesommers Obrigheim die Möglichkeit. Den ganzen Sommer hatten sie geschmökert und geblättert, sind abgetaucht in das Land von Vampiren und Piraten, haben Geschichten gelesen über ziemlich beste Freunde und die Reiter der Pferdekoppel. Bücherei-Leiterin Doris Schweitzer zeigte sich von der regen Beteiligung begeistert. Der Lesesommer soll so in der Gemeinde etabliert werden.

Die kleine Leseratten, acht Jungs und zwölf Mädchen im Alter zwischen sechs und 13 Jahren, sitzen auf den Turnbänken der Obrigheimer Grundschul-Turnhalle und lauschen gebannt den Worten von -Redakteurin Tatjana Stegmann. Begleitet von Nils Nager liest sie an diesem Nachmittag aus dessen Kinderlexikon der Kultur. „Die Kids konnten es kaum erwarten, den Biber einmal kennenzulernen“, sagt Doris Schweitzer. „Unser Ältester, der 13-Jährige Luca, hat über 1900 Seiten gelesen“, verkündet sie stolz, beim sechsjährigen Jonathan seien es „ein paar“ Seiten weniger gewesen. Die fleißigen Teilnehmer des Lesesommers erhielten Sachpreise wie Kino-, Buch- und Zoogutscheine. Jonathans Mama Michaela Zinser glaubt, dass sein Leseeifer von der großen Schwester kommt: „Priscella ist zehn. Sie geht in die vierte Klasse und wollte unbedingt beim Lesesommer teilnehmen.“ Jonathan sei richtig stolz gewesen, dass er auch mitmachen durfte. Michaela Zinser hat mit ihrem Jüngsten Bücher ausgewählt, die seinen Interessen entsprechen. „Er ist Fußballer, deshalb gab’s Fußballgeschichten und Bücher über Drachen“, lacht sie. Die Tochter las am liebsten Hanni und Nanni. „So haben beide über die Sommerferien vier Bücher gelesen. Doch damit nicht genug. Wir wollen regelmäßig in die Bücherei kommen und auch weiter gemeinsam lesen“, verspricht die Mutter. Worte, bei denen der Bücherei-Leiterin Doris Schweitzer das Herz aufgeht: „Wir haben vor gut eineinhalb Jahren geöffnet. Und ich muss gestehen, die Anfangszeit war wirklich deprimierend“. Kaum ein Obrigheimer habe den Weg in die Bücherei in der Grundschule gefunden. Umso schöner, dass sich das Angebot nun mehr herumgesprochen habe. „Wenn man für eine Sache brennt, dann ist es toll, wenn man seine Leidenschaft mit anderen teilen kann. Ich habe Geschichte und Germanistik studiert, interessiere mich für historische Romane und spannende Erzählungen. Jede unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter hat ein anderes Steckenpferd. Wir beraten gerne“, so Schweitzer. Damit es den Besuchern der Bibliothek nicht langweilig wird, werden die Bücher im Halbjahres-Rhythmus ausgetauscht. „Das hat der Südwestdeutsche Bibliotheksverbund so eingeführt, um kleine Bibliotheken zu unterstützen“, erläutert Schweitzer. (mpa)

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