Grünstadt Kinder weder über- noch unterfordern

„Los, bewegt euch mit dem Ball, dribbelt oder jongliert damit. Das einzige, was ich nicht sehen will, ist das Schießen auf ein Tor“, sagt Oliver Stellwagen. 16 D- und C-Junioren des Jugendfördervereins (JFV) Leiningerland befolgen voller Elan die Anweisungen des Coachs vom Südwestdeutschen Fußballverband. Er ist im DFB-Mobil auf das Sportgelände des VfR Hettenleidelheim gekommen, um die Trainer des JFV zu schulen.

Seit Mai 2009 besuchen Ausbilder in 30 DFB-Bussen bundesweit die Fußballvereine. Sie geben Nachwuchs-trainern, die meist nicht lizenziert sind, kostenlos praktische Tipps. Der JFV profitierte von diesem Angebot bereits im März vergangenen Jahres. „Das war bei uns“, berichtet Frank Knöll vom ATSV Wattenheim, der sich mit dem TuS Altleiningen, dem TSV Carlsberg, dem VfR Hettenleidelheim, dem TuS Hertlingshausen und dem TuS 05 Ramsen im April 2011 zum JFV zusammengeschlossen hat. „Damals lag der Schwerpunkt beim F- und E-Jugend-Training.“ Diesmal stehen die Kinder zwischen elf und 14 Jahren im Fokus. Die exakt 20 Coachs, die im JFV mit rund 200 Jungen und Mädchen arbeiten, erfahren aus erster Hand, wie altersgerechte Übungen aussehen können und wie man mit den kleinen und größeren Kickern umgeht, um Erfolge zu erzielen. „Es ist wichtig, dass unsere Fußballer weder über- noch unterfordert sind, um den Spaß an dem Sport nicht zu verlieren“, so Knöll. Der JFV stellt gegenwärtig je drei Teams E- und D-Junioren, und je zwei Mannschaften der Altersklassen C, B und A. Etwa ein Dutzend Trainer, darunter etliche Neulinge, lauscht hochkonzentriert den Ausführungen des DFB-Ausbilders. „Ich hör’ da jetzt zu“, wird die RHEINPFALZ, die in einer Redepause Stellwagens gern ein Statement eines Teilnehmers gehabt hätte, unwirsch in die Schranken verwiesen. Zugegeben: Es ist nicht uninteressant, was der DFB-Coach da zu erzählen und zu zeigen hat. Die Kinder aus einer Gruppe halten jeweils einen Ball in den Händen und rennen damit – auf einem begrenzten Feld und in einer bestimmten Zeit – den Mitgliedern einer anderen Gruppe nach, um sie mit dem Leder am Oberkörper zu berühren. Jeder Treffer zählt. Die Verfolgten sprinten davon, schlagen mächtig Haken. „Beschleunigung, Schnelligkeit, Richtungswechsel – in dieser Koordinationsübung ist alles drin“, erläutert Stellwagen. Wesentlich sei die Zeitansage. „Noch 30 Sekunden!“, ruft er und das Spiel zieht automatisch im Tempo an. „Schnelligkeit zu trainieren ist das A und O“, betont der Ausbilder. Das Schlimmste, was man mit der Fußball-Jugend machen könne, sei Ausdauertraining. Dann würden aus den Kindern langfristig Läufer oder Radler, und sie seien als Kicker verloren. Auch für den Aufbau des Trainings hat Stellwagen einen Ratschlag. „Früher gab es nacheinander das Aufwärmen, ein paar Übungen und das Spiel. Schluss“, blickt er zurück auf seine aktive Zeit. Viel sinnvoller sei es, Übungen gleich in einer Partie umzusetzen, zu beobachten, was noch nicht so gut klappt und erneut eine Übungseinheit einzuschieben und dann wieder zu spielen. „Wenn man sich zum Beispiel das Dribbling als Trainingsschwerpunkt gesetzt hat, gibt man Anreize, um den Erfolg zu steigern, etwa indem ein Tor nach dem Dribbeln doppelt zählt“, erklärt der Coach. Training sollte auch immer in derselben Ausrüstung stattfinden wie die Spiele, also beispielsweise niemals ohne Schienbeinschützer, so Stellwagen. „Die Beine sind das Kapital der Fußballer!“ Der Erste Vorsitzende des JFV Leiningerland, Karl-Michael Archinger, ist begeistert: „Es werden gute Tipps gegeben, die man in allen Altersklassen anwenden kann.“ (abf)

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